Donnerstag, 19. Juni 2008 Mehr Freiheit durch Kabelnetz Versatel strategisch klug Der Telekommunikationsanbieter Versatel setzt dem scharfen Wettbewerb am DSL-Markt eine neue Strategie entgegen. Mit der Übernahme eines Kabelnetzbetreibers sichert sich das Düsseldorfer Unternehmen den Zugang zu tausenden Haushalten. Damit spart Versatel Investitionen in einen eigenen Netzausbau und Gebühren, die die Deutsche Telekom für die Nutzung des letzten Leitungsstücks erhebt. Versatel kauft für 30 Mio. Euro den Frankfurter Kabelnetzbetreiber AKF vom Immobilienkonzern Deutsche Wohnen. Damit erhält der Telefon- und Internetanbieter Zugang zu Kabelanschlüssen von rund 76.000 Haushalten. Weitere Zukäufe seien beabsichtigt, sagte Versatel-Chef Peer Knauer am Donnerstag. "Das ist keine Eintagsfliege. Die Übernahme von AKF ist ein erster Schritt in einen neuen Markt hinein." Interessant seien für Versatel Kabelnetzbetreiber, die eigene Hausanschlüsse betreiben, was Versatel den direkten Kundenzugang ermöglicht. Auch größere Übernahmen seien mit Unterstützung der Aktionäre zu stemmen. Unter anderem ist der Finanzinvestor Apax mit rund 44 Prozent an Versatel beteiligt. Die Kabelbranche ist in Bewegung. Das Geschäft mit den Hausanschlüssen, der so genannten Netzebene vier, ist sehr zersplittert. Oft betreiben Wohnungsbaugesellschaften die Hausanschlüsse, die oft mit der überregionalen Netzebene drei großer Anbieter wie Kabel Deutschland , Kabel Baden-Württemberg oder Unitymedia verbunden sind. Eine Alternative, Fernsehen, Internet und Telefon anbieten zu können, ist die Verbindung eines lokalen Kabelanbieters mit einem Telekommunikationsunternehmen wie Versatel. Versatel-Chef Knauer sieht durch den Zukauf ab 2010 Synergien von mindestens drei Mio. Euro. Den Löwenanteil mache der Wegfall der Gebühren für die Telekom-Leitung aus. Für die Modernisierung des AKF-Netzes werde Versatel Geld in die Hand nehmen. Einschließlich der Schulden von AKF beliefen sich die Investitionen auf insgesamt 34,1 Mio. Euro. "Die Übernahme von AKF ist günstiger als der Ausbau der eigenen Infrastruktur", erläuterte Knauer. Ein weiterer Vorteil sei, dass Versatel seinen Kunden in den von AKF versorgten Regionen Kabelfernsehen anbieten könne. "Das ist ein risikoarmer Einstieg in das TV-Geschäft", sagte Knauer, der das Fernsehen über das Internet kritisch sieht. Versatel prüfe aber weiterhin, alternativ zum Kauf von Kabelbetreibern in bestimmten Regionen das eigene Glasfasernetz bis an die Haushalte zu verlängern, um sich auch dort unabhängig vom Netz der Telekom zu machen. |