Ja, so einfach ist die Realität dann doch nicht.
Allen Anschein nach, hat im Norden die russische Armee die Iniative ergriffen und erzielt Geländegewinne. Vermutlich sogar eher ungewollt. Das heranziehen großer Armeereserven, wobei ich glaube, das im Norden tatsächlich rund 100.000 russische Soldaten vorhanden sind, soll ja die ukrainischen Reserven anlocken. Geplant war ja eigentlich sie im Süden von Saporoschjia einzusetzen, wenn die russischen Abwehranlagen überrannt werden.
Mittlerweile beißt sich die ukrainsche Armee an den Verteidigungstellungen daran die Zähne aus. Zur vermutlichen Freude des russischen Militärs. Damit kann sie die eigenen Truppen von dort abziehen, da augenscheinlich ein schnelles überwinden der Abwehranlagen z.Z. nicht drin ist. Und wo landen dann diese abgezogenen russischen Truppenteile? Natürlich im Norden, wo somit unerwartet Geländegewinne möglich sind.
Die Ukraine muß aufpassen, das sie die Iniative auf dem Schlachtfeld nicht verliert. Wenn sie also die 4 - oder mehr - ukrainischen Brigaden im Norden einsetzt, dann eher außerplanmässig aus der Not heraus, um den russischen Vormarsch zu stoppen. Damit fehlen sie monatelang im Süden.
Das russische Militär lässt sich so einfach nicht austricksen. Beide Seiten versuchen mit örtlichen Angriffen gegnerische Reserven anzulocken. Bei Bachmut funktioniert der ukrainische Plan nämlich auch nicht. Mittlerweile glaube ich, das Russland auch völlig wurscht ist, ob die Ukraine Bachmut zurückerobert. Vor 1 Woche hatte ich noch geglaubt, dass das für die Ukraine ein militärischer Erfolg wäre, wenn das passieren würde. Davon rücke ich nun ab. Das wäre nichts weiter als zusätzliche Zeitverschwendung zugunsten der Russen. Nur im Norden sehe ich massive russische Präsenz. Denen ist wohl wichtiger, das im September verlorene Gebiet zurück zu erobern.
Die ukrainische miltärische Planung zur Befreiung besetzter Gebiete hat in meinen Augen einen ziemlichen Dämpfer erlitten. Ich fange an zu Zweifeln, ob das erreichen des Asoschen Meeres überhaupt noch möglich ist. Das Minenfeld ist eine harte Nuss. Im Norden muß ganz schnell der russische Vormarsch gestoppt werden. In meinen Augen, läuft es nicht so, wie geplant, das weiß auch die Regierung in Kiew.
Dafür, das es der russischen Armee an Gewehren und Munition mangelt, macht sie aus der Not heraus das einzig richtige was möglich ist: Angreifen. Klingt unlogisch? Wird Zeit neu zu denken. |