ARD-Themenwoche Krebs
06.04.2006 15:39 Kursgewinne mit Krebsmittelnvon Notker BlechnerJährlich sterben sieben Millionen Menschen an Krebs. Im Kampf gegen die Krankheit werden Milliarden ausgegeben – und Milliarden verdient. Über Pharma- und Biotech-Aktien können auch Anleger daran teilhaben. Lange Zeit taten sich die Pharma-Giganten bei der Bekämpfung der Krebstumore schwer. Weder Strahlen- noch Chemo-Therapie konnten die Ausbreitung der Metastasen effektiv stoppen.
Doch nun macht sich in den Konzernzentralen der Pharma-Giganten Optimismus breit. "In Zukunft werden wir bei immer mehr Krebsarten sagen können: Nimm diese eine Pille, und Deine Krankheit ist unter Kontrolle", verspricht Daniel Vasella, Chef des Schweizer Pharma-Riesen Novartis. Konzerne bauen Krebsforschung aus Immer mehr Konzerne entdecken das Milliardengeschäft Krebs und tüfteln an der "Wunderwaffe". "Viele Firmen steigen zunehmend in die Krebsforschung ein", hat Rolf Hömke vom Verband forschender Arzneimittelhersteller beobachtet. Inzwischen sind bereits fast ein Fünftel aller Forschungsprojekte, die sich in den klinischen Testphasen II und III und damit kurz vor der Marktreife befinden, Krebsmittel. Eine neue Generation von zielgerichteten Medikamenten verspricht bessere Heilungschancen und Milliarden-Einnahmen. Monoklonale Antikörper greifen gezielt die Krebszellen an und verschonen weitgehend die anderen die Zellen des Körpers.
Gigantisches Marktpotenzial 2004 stieg der weltweite Umsatz mit den neuen Mitteln um 50 Prozent auf über fünf Milliarden Euro. In den kommenden Jahren werden sich die Erlöse laut Experten verdreifachen. Das britische Marktforschungsinstitut Datamonitor schätzt, dass die zehn größten Anbieter in der Onkologie dank der neuen Innovationen ihre Umsätze um 40 Prozent auf 34,5 Milliarden Euro steigern können. Nach Angaben des Pharma-Meinungsforschungsinstituts IMS Health wird sich der weltweite Krebsmarkt von 24 Milliarden Dollar 2004 auf rund 55 Milliarden Dollar im Jahr 2009 verdoppeln.
Denn die Zahl der Krebskranken wird in den kommenden Jahren zunehmen, weil die Menschen immer älter werden. Gleichzeitig können Krebs-Patienten mit einer höheren Überlebensdauer rechnen, da sich die Heilungschancen zunehmend verbessern. "Wir werden lernen, den Krebs zu beherrschen und aus der tödlichen eine chronische Erkrankung machen", sagt Bernd Seizinger, Vorstandschef des deutschen Biotech-Unternehmens GPC Biotech.
Roche dominiert den Markt Am Kampf gegen Krebs verdient vor allem der Schweizer Weltmarktführer Roche. 40 Prozent des Konzernumsatzes machen bereits die Krebs-Medikamente aus. Roche verfügt mit Herceptin, Rituxan, Neorecormon und Mabithera über mehrere Blockbuster und profitiert zudem von einer Allianz mit dem zweitgrößten Biotech-Unternehmen Genentech. Die Schweizer haben die Vermarktungsrechte für die Genentech-Produkte außerhalb der USA.
Merck wächst mit Erbitux Auch deutsche Unternehmen mischen im Krebsgeschäft mit. Zum Beispiel Merck. Die Darmstädter vertreiben das Darmkrebsmittel Erbitux und erzielen damit jährlich hohe Zuwachsraten. Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz mit Erbitux um stolze 186 Prozent auf über 200 Millionen Euro.
Rückschläge für Schering Dagegen musste der Berliner Pharmakonzern Schering Rückschläge mit seinen Hoffnungsträgern im Kampf gegen Krebs einstecken. Beim Darmkrebsmittel PTK/ZK ergaben Studien keine eindeutigen Beweise für dessen Wirksamkeit. Der Aktienkurs brach daraufhin deutlich ein. Auch beim künftigen Produkt Asoprisnil, das gegen Gebärmuttergeschwulste eingesetzt werden soll, verzögert sich die Zulassung. Statt Ende 2005 rechnet Schering nun erst in diesem Jahr mit "grünem Licht" von den Zulassungsbehörden in den USA und in Europa. Dennoch konnte die Schering-Aktie in jüngster Zeit "outperformen" – freilich aus anderen Gründen. Schering ist zum begehrten Übernahmeziel geworden. Merck und Bayer haben Übernahmeangebote vorgelegt.
Biotech-Firmen kommen Zudem drängen auch Biotech-Firmen verstärkt in den Krebsmarkt. Sie entwickeln neue Wirkstoffe und Antikörper gegen Krebsarten und konzentrieren sich auf Nischengeschäfte. So hat sich zum Beispiel Epigenomics auf die Krebs-Früherkennung auf Basis von Erbgut-Untersuchungen spezialisiert. GPC Biotech setzt dagegen auf den Wirkstoff Satraplatin, der Prostatakrebs bekämpfen soll. Gute Testergebnisse gaben zuletzt dem Kurs Auftrieb.
Neben Biotechs entdecken zunehmend Generika-Anbieter den Onkologie-Markt. So bauen Hexal, Wyre & Co den Onkologie-Bereich aus. Firmen wie Ratiopharm und Stada denken über einen verstärkten Einstieg in den Krebsmarkt nach. Nach 2010 laufen bei einigen klassischen Krebsmitteln die Patente aus. Dann wird der Krebs-Markt für Generika-Anbieter zunehmend lukrativer.
Kurse werden in Orlando gemacht Für kräftige Kursbewegungen sorgt meist die jährliche Tagung der American Society of Clinical Oncology – kurz ASCO. Auf dem Kongress in Orlando präsentieren Wissenschaftler und Konzerne die neuesten Entwicklungen im Kampf gegen die tödliche Krankheit.
Welche börsennotierten Unternehmen noch vom Milliardengeschäft Krebs profitieren, zeigt unsere Chart-Serie. xxxxxxxxxx Da geht es um deutsche Firmen und Innovationen in Sachen Krebs. Zweimal sogar ausdrücklich um monoklonale Antikörper. Und Morphosys als entsprechender Lieferant von Boehringer, Bayer, Schering, Roche, Novartis und GPC und Rechteteilhaber wird nicht genannt. Das leider noch übliche Ignorantentum. 10 der 20 Big Pharmas lassen sich mittlerweile ihre Monoklonalen AKs von Morphosys liefern. Im präklinischen Bereich hat Morphosys jetzt schon eine dominierende Marktstellung, in der Klinik als Nachzügler zwar noch nicht, aber auch da werden die MOR-Anteile in den nächsten Jahren rasant steigen. Grüße ecki |