Die tatsächliche Lage der amerikanischen Wirtschaf

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neuester Beitrag: 14.11.05 22:01
eröffnet am: 17.03.02 01:27 von: ecki Anzahl Beiträge: 239
neuester Beitrag: 14.11.05 22:01 von: Schepper Leser gesamt: 31370
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30.09.02 23:53

5257 Postings, 7899 Tage DingDie Amerikaner müssen schön blöd sein,

da lassen sie sich aus dem Ausland Kredite geben, um sich dann das
leisten zu können, was sie selbst produzieren.

 

30.09.02 23:57

51345 Postings, 8710 Tage eckiDu falsches Ding.

Wir geben das Geld, damit die Amis das kaufen können, was wir produzieren.

Mit wir meine ich Japan und Europa.

Die USA haben seit vielen Jahren durchgehend ein immenses Aussenhandelsdefizit.
Nur einige wenige Branchen liegen im plus, z.B. Rüstung, Flugzeugbau und Filmindustrie.  

01.10.02 01:37

662 Postings, 8096 Tage derph@Rantanplan

der Arbeitgeber von Nick Leason, das war die altehrwürdige Barings Bank, 300 oder 400 Jahre alt; wurde nach der Pleite, glaube ich, von der ING GROUP übernommen  

01.10.02 10:05

25196 Postings, 8585 Tage modecki, die Frage ist,

wer ist hier blöd?
Real erhalten die US-Bürger Waren, die ihren Wohlstand mehren.
Bezahlen werden sie es eines Tages mit (inflationiertem)
Geld, das dann weniger Wert ist.
Wer ist der Dumme?
Ebenso gut könnten wir jeden zweiten BMW oder Porsche
als deutsche Volkswirtschaft gleich an die USA
verschenken.
Wäre eine bessere Lösung oder?

Viele Grüsse
m.  

01.10.02 10:26

5241 Postings, 8569 Tage Nobody II@mod

Weniger Wert des Geldes ist richtig - aber das Zahlungsziel lassen sich die Geldgeber/Kreditgeber der Amis besser als die Inflation bezahlen. Außerdem werden die Waren ja sofort gezahlt. Die Amis gehen zur Bank - lassen sich Kredit geben / oder Kreditkarte - kaufen die Ware - Händler hat sein Geld - und nun muß der Ami das Geld an die Bank zurückzahlen und das mit Zinsen, welche garantiert über der Inflationsrate liegen.

Bezahlt haben die Amis es jetzt - aber abbezahlt erst später - und da liegt das Problem - irgendwann bekommt man nämlich kein Geld mehr von der Bank und muß sein verdientes Geld zur "Schuldentilgung" einsetzen - damit geht die Kaufkraft flöten und das merken wir zur Zeit.

Foglich ist deine Aussage oben nicht ganz richtig - die Amis erhalten Waren - bezahlen diese auch und zwar sofort (abgesehen von Zahlungszielen/Raten u.ä.) - aber das Geld mit dem sie die Ware bezahlen borgen sie sich und zwar meist bei inländischen Banken - diese verlangen jedoch auch Zinsen auf das Kapital und diese Zinsen beinhalten das Risiko der Inflation ! Folglich ist der Ami der Dumme, weil wenn ich mir 1000 $ zu 10% geben lasse muß ich immer 1100 $ zurückzahlen - und dabei ist es gleich, ob in den 10% 3-4% Inflationsraten drin sind. Zu zahlen hat er 1100 $ und zwar für den Konsum von gestern !!


Gruß
Nobody II  

01.10.02 10:26

5257 Postings, 7899 Tage DingSoftware müsste auch im plus sein ;-)

und wir freuen uns, daß es Porsche und BMW so gut geht.  

01.10.02 10:31

25196 Postings, 8585 Tage mod Nobody II ,

um es kurz zu machen:
Dein Aspekt ist mikro-,
mein Gesichtspunkt makroökonomisch.
Wir reden also von zwei unterschiedlichen Dingen.
Natürlich hast Du mit Deinem mikroökon.
Ausführungen auch Recht.
Die Problematik ist uralt.

Viele Grüsse
m.  

01.10.02 10:49

51345 Postings, 8710 Tage eckiAmerika bezahlt nicht nur an inländische Banken

Amerika hat einen immensen Bedarf an internationalem Kapital, dass immerwährend nach Amerika strömt. Bisher zumindest, solange die Welt so heile war.

Sollte versucht werden die Schulden zu inflationieren, dann werden die Auswirkungen furchtbar. Das internationale Kapital wird abgezogen, die Wechselkurse rutschen, es wird dann noch schneller abgezogen. Und dann ist das nicht nur ein Bankenproblem wie Argentinien, sondern eine fette Weltwirtschaftskrise.

Diese Schieflagen sind jedenfalls da und werden die Herren vom IWF, von G/ usw. die nächsten Jahre massiv beschäftigen, um diese crashszenarien abzuwenden. Den Platz für gigantische neue Rallyes sehe ich dabei nicht.  

01.10.02 16:25

51345 Postings, 8710 Tage eckiDax-Gewinnschätzungen liegen viel zu hoch

Dax-Gewinnschätzungen liegen viel zu hoch

Einbruch bei US-Einkaufsmanager-Index zeigt weitere Gefahren auf. Bei 17 deutschen Top-Titeln droht der Rotstift

Von Holger Zschäpitz

Berlin - Dieser Tage wirken Analysten wie Märchenonkel. Allerorten kommen Unternehmen wie etwa Phillip Morris, General Electric oder MyTravel mit Gewinnwarnungen heraus. Doch für die Dax-Unternehmen rechnen die Experten in diesem Jahr noch mit durchschnittlichen Gewinnsteigerungen um 49 Prozent. Und nicht nur das. Auch 2003 sollen die Gewinne der hiesigen Konzerne um 49 Prozent gegenüber dem Vorjahr zulegen, 2004 immerhin noch um 26 Prozent. Dabei ist Deutschland von der Schwäche der Weltkonjunktur besonders betroffen. Erst gestern signalisierte der Einbruch des US-Einkaufsmanagerindex unter die magische Marke von 50 die deutliche Gefahr eines abermaligen Wirtschaftseinbruchs an. Für die deutschen Unternehmen ist dies alles andere als ein gutes Umfeld für sprudelnde Ergebnisse. "Bei den Gewinnschätzungen besteht noch Revisionsbedarf nach unten", sagt Johannes Reich, Stratege beim Bankhaus Metzler. "Sollte es wirklich zu einer Rezession im kommenden Jahr kommen, werden die Konzerne kaum ihre Erträge steigern können. Der erwartete Gewinnanstieg um 49 Prozent wäre dann Geschichte."

Doch es bedarf nicht einmal einer Rezession, um an den aktuellen Prognosen zu zweifeln. Nach einer Analyse der WELT stehen hinter den Analysten-Konsens-Schätzungen von gleich 17 Dax-Unternehmen, nämlich Allianz, BASF, Bayer, Hypo-Vereinsbank, Commerzbank, Deutsche Telekom, Epcos, Fresenius Medical Care, Henkel, Infineon, MAN, MLP, Metro, Münchener Rück, SAP, Siemens und Thyssen-Krupp dicke Fragezeichen. Bei all diesen Unternehmen setzten in den vergangenen Wochen bereits erste Experten ihren Rotstift an und weitere dürften folgen.

... Für den Dax heißt dies insgesamt nichts gutes. Denn mit jeder Gewinnrevision bei den Unternehmen zeigt sich, dass Aktien gar nicht so billig sind. Würden die Dax-Firmen in diesem Jahr bei den Ergebnissen ein Nullwachstum hinlegen, läge das Kurs/Gewinn-Verhältnis bei 25 und damit 30 Prozent über dem langjährigen Durchschnitt. ... (Welt, 1.10.02)

Kommentar: In der Tat sind die Gewinnaussichten für die unternehmen noch viel zu hoch angesetzt und damit Aktien noch weit überbewertet. Der Crash muß also noch viel weiter nach unten gehen. Dabei könnte es eine vorübergehende Erholung geben, wenn der Krieg gegen den Irak losbricht. Das alles ändert jedoch nichts daran, daß unserem System schlicht das Fundament unter den Füßen zerbricht. Die Überschuldung der Wirtschaft ist inzwischen so hoch, daß selbst bei guten Bedingungen keine großen Gewinnsteigerungen mehr möglich sind. Deshalb sind die Betriebe dazu gezwungen Arbeitskräfte zu entlassen und Löhne zu kürzen. Automatisch setzt sich deshalb eine Deflationsspirale in Gang, welche aus Arbeitslosigkeit, sinkende Kaufkraft, unternehmenspleiten und Bankzusammenbrüche das Vermögen der Anleger vernichten wird. Niemand kann diese Entwicklung aufhalten, solange nicht das System an sich geändert wird - dazu jedoch scheint keiner der Verantwortlichen heute den Mut dazu zu haben.

Kommentar v. Günter Hannich  

01.10.02 16:29

25196 Postings, 8585 Tage modecki,

in einem System flexibler Wechselkurse löst
sich das Problem (USA) automatisch über den
Wechselkurs.
Auch das alles hatten wir schon einmal in den
70ern Jahren.

Viele Grüsse
m.  

03.10.02 08:24

51345 Postings, 8710 Tage eckiSeptember Crash: minus 1 Prozent Wachstum!

Crash bremst Wirtschaft: September-Einbruch kostet rund 1 Prozent Wachstum

Der schwarze September hat Folgen für die Realwirtschaft. Denn ein 20-Prozent-Einbruch am Aktienmarkt, so hat das Fed jetzt berechnet, bedeutet in den USA 1,25 Prozentpunkte weniger Wirtschaftswachstum.

Von Martin Vetterli

Die grossen Börsenbarometer fallen und fallen. Inzwischen notieren sie noch tiefer als zu jenem Zeitpunkt, an dem Chef der US-Notenbank Fed, Alan Greenspan, erstmals vor einem irrationalen Überschwang der Aktienmärkte sprach. Das war im Dezember 1996. Die meisten grossen Indizes sind auf den Stand von damals zurückgefallen: Die technologielastige Nasdaq schloss gestern Montag so tief wie sei September 1996 nicht mehr, der deutsche Dax fiel auf den Stand vom November 1996 zurück. Der Dow Jones war letztmals im August 1998 so mager bewertet. Und mit dem Ausverkauf an den Finanzmärkten, sind die meisten Experten überzeugt, ist immer noch nicht Schluss. Zu real ist in den letzten Tagen die Gefahr geworden, dass die US-Wirtschaft - und in ihrem Gefolge die Weltwirtschaft - in eine neuerliche Rezession zurückfällt.

US-Haushalte viel stärker betroffen

Nachdem der MSCI-Welt-Index mittlerweile 49 Prozent unter seinem Höchststand notiert, ist das Risiko gestiegen, dass die Krise der Aktienmärkte die schwache Konjunktur weltweit weiter abwürgt. Am grössten ist das Risiko hierfür in den USA. Denn in keinem anderen Land ist die Aktienquote der Privathaushalte ähnlich hoch. Nach Angaben der US-Notenbank haben Amerikaner 12 Prozent ihrer Aktiven in Aktien investiert (Stand Ende erstes Quartal 2002).

Aktienkrise schlägt auf Wirtschaft durch

Was dieser Einbruch für die Konjunktur bedeutet, hat das Fed in einer kürzlich veröffentlichten Studie ausgerechnet: Ein 20-Prozent-Absturz am Aktienmarkt kostet der USA im ersten Jahr 1,25 Prozentpunkte Wirtschaftswachstum, im zweiten sogar 1,5 Prozentpunkte. Die OECD kam 1998 in ihrer Studie «Stock Market Fluctuations and Consumption Behaviour: Some Recent Evidence» zu einem ähnlichen Schluss. Danach führt ein 20-Prozent-Einbruch am Aktienmarkt in den USA zu einem Rückgang des Bruttoinlandprodukts um jeweils 1 Prozent im ersten und im zweiten Jahr. (In Deutschland, Frankreich und Italien würde die Wirtschaft gemäss OECD nur um 0,2 bis 0,5 Prozentpunkte gebremst.) Der Crash dürfte die US-Wirtschaft aber bedeutend mehr Wachstum kosten, nachdem der Dow bereits 36,5 Prozent und die Nasdaq sogar 77 Prozent unter den Höchstständen notiert.

Gedrosselte Konsumlust und...

Ein Schild mit Zukunft: For Sale

Auch das Fed hat kürzlich bestätigt, dass die US-Haushalte heute über weniger Vermögen als noch vor einem Jahr verfügen. Das drückt - verständlicherweise - auf die Konsumlust der Amerikaner. Bis anhin wurde dieser dämpfende Effekt noch durch den Immobilienboom überdeckt. Er hat die Verluste der Aktienbesitzer zumindest geschmälert, denn 70 Prozent der erwachsenen Amerikaner sind Eigenheimbesitzer, 28 Prozent der Aktiven sind in Häuser und Wohnungen angelegt. Das Problem: Der Immobilienmarkt zeigt in einzelnen Regionen erste Anzeichen einer Überhitzung. Steigt in den USA auch noch die Arbeitslosigkeit oder das Zinsniveau stark an, ist es mit der Seligkeit vorbei.

Die jüngsten Konsumzahlen aus den USA deuten genau das an. Bisher haben die Konsumenten noch von den historisch tiefen Zinsen profitiert und überraschend kräftig in Häuser und Autos investiert. Doch die düsteren Perspektiven am Arbeitsmarkt haben den Trend zum Sparen verstärkt. Das trifft die US-Wirtschaft, die zu zwei Dritteln vom Konsum abhängt, besonders hart. Wenn den Konsumenten die Kauflust vergeht, bricht auch die letzte Stütze der US-Konjunktur weg.

...gedrückte Investitionstätigkeit

Noch werden Güter ausgetauscht...

Die Aktienkrise hemmt aber nicht nur den privaten Konsum, sondern drücke auch auf die Investitionstätigkeit der Unternehmen, schreibt die Raiffeisen Zentralbank Österreich (RZB) in einer kürzlich veröffentlichten Studie. Nur wird es für die Unternehmen zunehmend teurer, Geld für Investitionen aufzunehmen: Je niedriger der Kurs desto mehr eigene Aktien müssen die Unternehmen für die Deckung des Kapitalbedarfs ausgeben. Mehr Investitionen wären jedoch dringend nötig, um die angeschlagene US-Wirtschaft wieder auf Touren zu bringen. Doch die Unternehmen sparen, um ihre Bilanzen in Ordnung zu bringen, bauen weiter Stellen ab und verschieben Investitionen immer weiter in die Zukunft. Die Chancen einer kräftigen Wirtschaftserholung sinken damit weiter.

Unklare Signale aus der Industrie

Die heute Dienstag veröffentlichten Daten aus der US-Industrie zeigen jedoch in unterschiedliche Richtungen. Der Einkaufsmangagerindex ist weiter, auf einen Wert von 49,5 Punkte, gefallen. Dies würde bedeuten, dass die US-Wirtschaft nur noch 2,5 Prozent pro Jahr wächst. Der Wert von 56,2 im Juni deutete noch ein sehr viel kräftigeres Wachstum an. Im September sind die Aufträge in der Industrie gestiegen, die Produktion wurde dagegen zurückgefahren und die Lager weiter abgebaut. Die Wachstumsdynamik ist im Sommer verflogen. In eine andere Richtung deuten die heutigen Daten vom Arbeitsmarkt. Im September ist die Zahl der angekündigten Entlassungen gegenüber dem August um 40 Prozent auf den tiefsten Wert seit 22 Monaten gefallen. Mehr Klarheit darüber, ob sich die Situation etwas entspannt hat, werden jedoch erst die Arbeitsmarktzahlen liefern, die am kommenden Freitag veröffentlicht werden.

Ängst vor dem Credit-Crunch

Die grösste Gefahr, die ein Aktiencrash verursacht, ist jedoch der so genannte Bilanzbildeffekt, befürchtet die Zürcher Kantonalbank (ZKB) heute Dienstag in ihrer Daily Market Opinion. Das heisst: Setzt sich die Aktienkrise fort, verschlechtert sich das Bilanzbild der Geschäftsbanken weiter, weil die hinterlegten Sicherheiten erodieren und der Anteil fauler Kredite in die Höhe schnellt. Genau das ist in den letzten Monaten passiert und hat auf die Banken- und Versicherungsaktien gedrückt. Und weil die Eigenkapitaldecke schwindet, werden die Banken bei der Vergabe von Krediten noch knauseriger. Pessimisten malen deshalb bereits das Gespenst eines Credit-Crunch an die Wand. Ein Horrorszenarium nicht nur für Börsianer: Weil weniger Kredite vergeben werden, investieren die Unternehmen weniger, und das wiederum drückt auf den Konsum. Eine Spirale, aus der es, wie die dreissiger Jahre gezeigt haben, fast kein Entrinnen gibt. Doch: So weit sind wir nun doch nicht.  

03.10.02 08:55

9161 Postings, 8953 Tage hjw2aber bald....oder



"......Eine Spirale, aus der es, wie die dreissiger Jahre gezeigt haben, fast kein Entrinnen gibt. Doch: So weit sind wir nun doch nicht.."  

03.10.02 09:02

25196 Postings, 8585 Tage modKleiner Hinweis an den Dauerpessimisten hjw

Damals gab es keine soziale Absicherung,
die die Konsumnachfrage wie jetzt relativ stabil hält,
keine Erkenntnisse eines J.M. Keynes und
das heutige politische Bewusstsein dafür,
keinen paraktizierten Monetarismus der Zentralbanken,
keine Weltbank, IWF, G7
usw.
Insofern dürfte das Ganze nicht so "hart" ausfallen.
Allerdings wenn alle so viel wirtschaftspolitisches
Verständnis haben wie unsere Bundesregierung ....
 

03.10.02 09:07

9161 Postings, 8953 Tage hjw2weil ich dauerpessimist bin, mod



Frankfurt in Schieflage


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Im Sog der Börse rutschen deutsche Banken und Versicherer in die Nähe des Bankrotts. Selbst Schuld: Ein Jahrzehnt lebten sie über ihre Verhältnisse

von Marc Brost und Marie-Luise Hauch-Fleck


Wie viele Mitarbeiter braucht eine Bank? Immer weniger. Allein bei den deutschen Großbanken fallen in diesem Jahr fast 35 000 Stellen weg.

Wie tief können die Aktienkurse der Finanzkonzerne sinken? Noch tiefer. Immer wenn die Börsianer glauben, der Boden sei erreicht, tut sich die nächste Falltür auf.

Wann kippt ein Lebensversicherer? Womöglich schon bald. Die deutschen Versicherungskonzerne leiden unter der Börsenbaisse, weil ihre Bewertungsreserven schmelzen. Einigen fällt es schwer, das Geld der Kunden überhaupt noch zum vorgeschriebenen Mindestsatz zu verzinsen.

"Die gesamte Finanzbranche steckt in einer tiefen Krise", sagt Stefan Best von der Rating-Agentur Standard & Poor's.

Krise? Welche Krise?, heißt es dagegen in den Vorstandsetagen der Finanzhäuser. Eine verständliche Reaktion, immerhin ist der gute Ruf der wichtigste Wettbewerbsfaktor des Geldgewerbes. Doch die Lage ist dramatisch: Die Commerzbank muss sich gegen Gerüchte wehren, sie habe ein ernsthaftes Liquiditätsproblem - am Montag rauschte die Aktie um fast 10 Prozent nach unten. Ihr Börsenwert ist längst unter den Buchwert gesunken. Wie bei der HypoVereinsbank.

Selbst Kapitalmarktprofis haben Angst. Nach Berechnungen der Hamburgischen Landesbank ist der Risikoaufschlag zwischen Bankanleihen und sicheren Staatspapieren in den vergangenen sechs Monaten deutlich gestiegen - untrügliches Zeichen dafür, dass der Markt die Finanzkraft der Geldhäuser skeptisch sieht (siehe Grafik auf der nächsten Seite).

Die Krise der deutschen Banken und Versicherer könnte die gesamte Volkswirtschaft auf Jahre lahm legen.

Zu lange haben die Finanzkonzerne über ihre Verhältnisse gelebt. Und bedenkenlos mit dem ihnen anvertrauten Geld Monopoly gespielt. Das rächt sich jetzt.

Schon macht das Schlagwort "japanische Verhältnisse" die Runde. Zur Erinnerung: 1989 platzte in Japan eine gigantische Spekulationsblase am Aktienmarkt, zwei Jahre später fielen auch die Immobilienpreise in den Keller. Bau- und Immobilienfirmen kollabierten, Versicherer gingen Pleite, Handelsketten schlossen ihre Geschäfte. Die Banken saßen auf riesigen Krediten, die niemand zurückzahlen konnte - und somit auf riesigen Verlusten. Am Ende verloren selbst traditionsreiche Adressen ihre Eigenständigkeit. Die japanische Volkswirtschaft, auf Kredite als Finanzierungsmotor angewiesen, hat sich davon bis heute nicht erholt.

Die Horrorszenarien eins und zwei

"Die Parallelen zwischen Japan und Deutschland sind frappierend", sagt Dieter Wermuth, Europa-Volkswirt der japanischen UFJ-Bank in Frankfurt. Zum Beispiel ist die Binnennachfrage in beiden Ländern gering, sodass die heimische Wirtschaft auf Hilfe von außen angewiesen ist. Der Staat muss sparen, weil ihn die Schuldenlast drückt. Im internationalen Vergleich sind die heimischen Unternehmen von Bankkrediten als Finanzierungsinstrument besonders abhängig. Und eben der Finanzsektor steckt in der Krise. Versicherer stehen vor der Pleite, Banken müssen faule Kredite abschreiben.

Folgt man dem Schreckensbild, sind hierzulande zwei Szenarien denkbar.

Horrorszenario eins: Die Börsenkurse fallen weiter. Dann schmelzen die Aktienreserven der Banken und Versicherer, ihre Verluste steigen, ihr Eigenkapital sinkt. Bis die erste Bank schließt. Oder der erste Versicherer, weil er seine Policen nicht mehr verzinsen kann.

Horrorszenario zwei: Die Banken vergeben weniger Kredite. Dann verlieren viele Unternehmen ihre Anschlussfinanzierung und gehen Pleite. Die ohnehin dramatische Zahl an Firmeninsolvenzen steigt weiter. Weil im Gegenzug die faulen Kredite der Banken zunehmen, geraten auch sie in den Abwärtsstrudel. Ihre Abschreibungen wachsen und damit auch ihre Verluste. Bis - Variante eins - die erste Bank schließt.

Natürlich muss in Deutschland kein Finanzkonzern Pleite gehen. Börsennotierten Gesellschaften bliebe immer noch eine Kapitalerhöhung, wenn auch zu miserablen Konditionen. Und die großen Anbieter beschützt der Staat: Sie sind too big to fail - zu groß, als dass man sie eingehen ließe. So wie die Bankgesellschaft Berlin, die zehntgrößte deutsche Bank, die im Frühjahr mit einer Landesbürgschaft über 21 Milliarden Euro vor dem Aus bewahrt wurde.

Tatsächlich aber haben die deutschen Banken längst begonnen, ihre Kreditvergabe zurückzufahren. "Kreditrationierung" nennt das Thorsten Polleit, Chefvolkswirt der Barclays Bank in Frankfurt. "Die Kreditnachfrage der Unternehmen wird nicht mehr in vollem Umfang bedient, selbst wenn sie bereit sind, einen höheren Preis zu zahlen." Das reale Kreditwachstum sinkt - und bremst die Konjunktur.

Es ist das fatale Zusammentreffen von schwacher Wirtschaftsentwicklung und Krise der Finanzkonzerne, die das Problem so brisant macht. Schwächelt die Konjunktur, leiden Banken und Versicherer immer, das ist klar. Diesmal aber, sagt Stefan Paul, Professor für Bankbetriebslehre an der Universität Bochum, ist es in Deutschland "mehr als ein normaler Abschwung" des Finanzsektors. "Wir holen nach, was andere schon hinter sich haben."

Zumindest die Banken: Während die Vereinigten Staaten oder Großbritannien Ende der Achtziger eine handfeste Krise des Finanzsektors und den massiven Abbau von Arbeitsplätzen erlebten, wurde in Deutschland immer weiter aufgebaut. Erst bescherte die Wiedervereinigung den Banken ein unverhofftes Geschäft: neue Filialen, neue Kunden, neues Geld. Dann wollten in Leipzig, Dresden oder Halle Tausende neuer Wohnungen und Häuser finanziert sein.

Als der Immobilienboom endete, begann die nächste Spekulation, diesmal an der Börse. Wieder investierten die Banken kräftig - in neue Berater, neue Analysten, neue Fondsmanager, neue Investmentbanker. Und wieder verdienten sie riesige Summen. Dumm nur, dass auf diese Spekulation keine neue folgte. Sondern der Absturz.

"Der Börsenboom hat die strukturellen Probleme der deutschen Banken übertüncht", sagt Stefan Best von Standard & Poor's. Viele Institute, kritisiert Bridget Gandy von der Rating-Agentur Fitch-Ibca in London, "haben einfach blind investiert und riesige Kostenblöcke angehäuft".

So wie die Dresdner Bank. "Wir haben Fehler gemacht", gestand Vorstandschef Bernd Fahrholz Anfang September vor den Führungskräften der Bank. Seine schriftliche Analyse, die der ZEIT vorliegt, steht stellvertretend für die Misswirtschaft der ganzen Branche: für die "strategische Unentschlossenheit" und den "Ehrgeiz, Global Player zu werden, als der Zug dafür längst abgefahren war". Für die großen Investitionen in Asien, Nord- und Lateinamerika, wo man "am falschen Ort und zur falschen Zeit das lokale Kreditgeschäft expansiv vorangetrieben" hat. Für eine Geschäftspolitik, die "die notwendige Rendite für das Eigenkapital weitgehend außer acht gelassen" hat. Und für den Wahn, Investmentbanker "großflächig durch garantierte Boni im Haus zu halten".

So schonungslos hat noch kein deutscher Banker die Lage des eigenen Hauses - und implizit der ganzen Branche - dargestellt. Mehr als 800 Millionen Euro Verlust verursachte allein die Investmentsparte der Dresdner im ersten Halbjahr 2002. In der vergangenen Woche musste der zuständige Vorstand Leonhard Fischer gehen. Vorstandschef Fahrholz weiß genau, dass seine Bank bis Ende kommenden Jahres schwarzen Zahlen schreiben muss, sonst dürfte auch er den Job verlieren.

Die Rating-Agenturen haben ihr Urteil bereits gefällt - und alle deutschen Banken herabgestuft. Und in einer Studie der WGZ-Bank heißt es: "Im europäischen Vergleich lassen sich kaum Gründe für Investments in deutsche Banktitel ausmachen."

Fragt sich nur, in was die Versicherungskonzerne derzeit investieren. Denn nicht nur die Aktienmärkte schwächeln, auch die Anleihezinsen sinken seit Mitte der neunziger Jahre nahezu kontinuierlich. Inzwischen sind die amerikanischen Zinsen so niedrig wie seit 40 Jahren nicht mehr. Die Durchschnittsrendite deutscher Staatsanleihen liegt bei nur noch 4,3 Prozent gegenüber 5,3 Prozent vor zwei Jahren. Noch immer aber locken Versicherer ihre Kunden mit Renditen von mehr als 6 Prozent.

Dass Zinsen und Aktienkurse über längere Zeit gleichzeitig sinken, ist höchst selten - und in der ökonomischen Theorie eigentlich nicht vorgesehen. Wenn die Zinsen sinken, steigen die Aktienkurse und umgekehrt: Auf diese Lehrbuchweisheit haben viele Lebensversicherer vertraut, um im Renditewettbewerb mit Banken und Fondsgesellschaften nicht ins Hintertreffen zu geraten. Zwischen 1995 und 2001 kletterte der Aktienanteil an den gesamten Kapitalanlagen der Versicherer nach Angaben des Branchendienstes map-report von 12,8 auf 26,5 Prozent.

Solange der Börsenboom dauerte, konnte die Assekuranz deshalb trotz sinkender Zinserträge ihren Kunden weiterhin Zinsen von mehr als 6 Prozent gutschreiben - und sogar noch stille Reserven ansammeln. Heute sind diese Polster weitgehend verschwunden und viele Depots dick im Minus. Selbst der Marktführer Allianz Leben ist mit seinen Aktienanlagen in die roten Zahlen gerutscht. Bei einem Dax-Stand von 3200, hatte Vorstandschef Gerhard Rupprecht im August eingeräumt, seien die stillen Reserven aufgezehrt. Anfang der Woche lag der Dax mehr als 12 Prozent unter dieser Grenze.

Bleibt es dabei oder geht es sogar noch weiter abwärts, wird auch der Marktführer die Gesamtverzinsung von derzeit 6,8 Prozent für das nächste Jahr deutlich senken müssen. Der Garantiezins dagegen, den die Versicherer rechtlich verbindlich zugesagt haben und der je nach Police zwischen 3 und 4 Prozent beträgt, ist - vorerst jedenfalls - bei den Stuttgartern nicht in Gefahr. Immerhin erwirtschaftete die Allianz Leben im vergangenen Jahr mit ihren Kapitalanlagen noch eine Durchschnittsrendite von 5,4 Prozent - ohne außerordentliche Erträge aus dem Verkauf von Wertpapieren.

Jetzt wird die Branche hastig

In solch einer komfortablen Situation sind längst nicht alle Lebensversicherer. Dass "die Lage nicht einfach" ist, bestätigt sogar das Bundesaufsichtsamt für Finanzdienstleistungen (Bafin), das traditionell höchst verschwiegen ist, wenn es um die von ihr kontrollierte Branche geht. Drastischer drückt es Jochen Specht, Fachbereichskoordinator Lebensversicherung der Kölner Rating-Agentur Assekurata, aus: "Die deutsche Versicherungsbranche steht vor ihrer größten Herausforderung seit dem Krieg."

Erstmals in 50 Jahren könnte die Aufsicht gezwungen sein, von Paragraf 89, Absatz 2 des Versicherungsaufsichtsgesetzes (VAG) Gebrauch zu machen, um die Insolvenz eines Versicherers zu verhindern. Der Paragraf gibt den Kontrolleuren notfalls das Recht, "entsprechend der Vermögenslage" des Unternehmens seine "Verpflichtungen herabzusetzen", wenn das Unternehmen nur so zu retten ist. Im Klartext: Das Aufsichtsamt könnte die Ansprüche der Versicherten aus ihren Policen drastisch reduzieren - und zwar ohne Grenze nach unten.

"Damit rechnet wirklich niemand", beteuert zwar ein Experte des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft (GdV). Mit ernsthaften Schieflagen aber offenbar sehr wohl. Immerhin arbeitet der Verband bereits an einer Auffanglösung für bedrohte Unternehmen. Ein neuer Pool soll bis Ende des Jahres stehen und den Kunden der in Not geratenen Anbieter wenigstens den Garantiezins sichern.

Ob das gelingt, ist allerdings fraglich. Bislang ist noch nicht einmal klar, wer sich mit wie viel Geld beteiligt. Und was geschieht, wenn eine größere Versicherung ins Stolpern gerät. Experten jedenfalls wundern sich über die plötzliche Hast der Branche. Während die Banken seit Jahren einen Einlagensicherungsfonds haben, war dieses Thema für Versicherer immer tabu.

Das galt auch für den Gesetzgeber. Mit skurrilen Folgen: Ob ein Versicherer in der Gefahrenzone ist oder seine Finanzmittel ausreichen, um Verluste auszugleichen, misst die Aufsicht unter anderem anhand des so genannten Solvabilitäts-Ist. Neben dem Eigenkapital und bestimmten Rücklagen fließen in diese Kennziffer bei Lebensversicherern die Gewinne der nächsten Jahre ein. Und wie hoch die sein werden, kann heute niemand überprüfen.

Die Krise der Finanzkonzerne könnte auch ihr Gutes haben: die Rückkehr zur Realität in den Chefetagen.

Davor aber, so viel ist sicher, liegt für die deutsche Volkswirtschaft ein Tal der Tränen. Die Krise der Banken und Versicherer wird mehr Wachstum kosten, als es beispielsweise die Erhöhung der Lohnnebenkosten um ein paar Zehntel Prozentpunkte tun würde. Und sie vernichtet mehr Arbeitsplätze, als mit jeder Reform des Arbeitsmarktes kurzfristig neu geschaffen werden können.
 

03.10.02 09:13

25196 Postings, 8585 Tage moddanke, hjw,

war klar.
Dauerpessimist war auch nicht bös gemeint,
aber vielfach neigen Leute zum Pessimismus, weil
sie zu wenig Information haben.
Glaub es mir, die Banken- und Versicherungsszene
kenn ich zur Genüge.
Ich stell hier nur Oberflächiges rein, weil ich
festgestellt habe, dass nur das interessiert.
Oder wollen wir mal beide über den § 341b HGB
im Kontext mit den Vers. diskutieren?

Viele Grüsse
m.  

03.10.02 09:20

25196 Postings, 8585 Tage modIm Übrigen, hjw,

in dem Artikel (von Dir kopiert)
steht sehr viel Unsinn. Aber das ist eine
Summe von Kleinigkeiten und zeigt mir,
dass der Journalist keine fundierten
Wirtschaftskenntnisse hat.
Aber die Tendenz stimmt: Die Banken und Vers.
haben erhebliche Probleme aufgrund  ...
Auch da gibt es eine Reihe von Mechanismen ...

Viele Grüsse
m.  

03.10.02 09:21

51345 Postings, 8710 Tage eckiDann bleib lieber an der Oberfläche, mod. ;-)

Allerdings wenn alle so viel wirtschaftspolitisches
Verständnis haben wie unsere Bundesregierung ....
oder wie die Wirtschaftslenker.....

Sehr interessant ist auch die Einkommenentwicklung in den Chefetagen im Vergleich zum Fußvolk.

Die Quote der Abschöpfung der Unternehmensgewinne auf Chefs Konten wurde immer höher und auch das drückt die volkswirtschaftliche Kaufkraft.

In Amerika auch ganz krass: Da wurden bisher nicht mal die Kosten der Aktienoptionsprogramme ausgewiesen. Das erzeugte Gewinne für die Quartalsberichte ohne Kosten dagegen. Und schon waren die Optionen noch mehr Wert. Bei Cisco z.B. waren über 80% der ausgewiesenen Gewinne plötzlich weg deswegen. Saubande.

Hoffentlich sinkt der wirtschaftliche Verstand unserer Regierungen nicht auf das Niveau eines nicht unerheblichen Anteils der Wirtschaftslenker ab!  

03.10.02 09:26

25196 Postings, 8585 Tage modecki, habe ich je das, was Du da anführst,

bestritten?

Versuch es zu ändern!
Viel Spass dabei!  

03.10.02 09:29

25196 Postings, 8585 Tage modecki,

informiere mich bitte einmal über eine
betriebswirtschaftlich sinnvolle Bilanzierung
der Aktienoptionsprogramme.
Ich habe da kein abschliessendes Urteil.
Vielen Dank im voraus.
m  

03.10.02 09:30

51345 Postings, 8710 Tage eckiIch wollte dir gerade nicht auf den Schlips treten

Kam das falsch an?

Lieber "an der Oberfläche bleiben" bezog sich auf Tiefschürfende Diskussionen rund um 341b HGB.

Grüße
ecki  

03.10.02 09:32

9161 Postings, 8953 Tage hjw2mod, der artikel ist aus der zeit, 41 kw



fühle mich nich beleidigt durch dauerpessimist..

bringt viel geld ;-))

gruss
hjw  

03.10.02 09:34

51345 Postings, 8710 Tage eckiIch habe da auch keines, bin ja kein Bilanzexperte

aber Kostenmässige Risiken, auch wenn sie in der Höhe nur abzuschätzen sind werden doch üblicherweise per Zurückstellung in annähernder Größe in der Bilanz aufgenommen. Damit ist das Risiko einigermassen gedeckt, falls es billiger wird gibts Sondergewinn bei Auflösung.

Aber schreib du halt mal ein paar Askekte auf, da du ja der Fachmann von uns beiden bist. Auch ohne abschließendes Urteil.

Grüße
ecki  

03.10.02 09:36

25196 Postings, 8585 Tage modecki,

ich fühle mich nie auf den Schlips getreten.
Nur durch Widerspruch kann man etwas lernen.
Wer mir freundlich (Freund) gesonnen ist,
macht mich auf Fehler aufmerksam.
Nur A....kriecher geben einem immer Recht.
Da ich selbst austeile, muss ich zum anderen
auch einstecken können.

Viele Grüsse,
meine Frau ist wach geworden,
Frühstück!
m.
 

03.10.02 22:19

51345 Postings, 8710 Tage eckiWer bietet weniger?

Wer bietet weniger?
Von Marc Faber

Seit meinem Start an der Wall Street im Jahr 1970, hat mich die technische Analyse von Märkten und einzelnen Aktien immer wieder fasziniert. Persönlich würde ich nie eine Aktie kaufen oder in einen Markt einsteigen, der technisch schlecht aussieht. Trotzdem bin ich auch der Meinung, dass man der technischen Analyse nicht hundertprozentig trauen sollte. Schließlich beruht sie allein auf der Kursbildung der Vergangenheit, und jeder Trend kann sich jederzeit völlig unerwartet ändern. Nachdem es sich aber gezeigt hat, dass die Prognosen von fundamental orientierten Anlagestrategen und Finanzanalysten keineswegs zuverlässiger sind als die Bell-Signale meiner vier Rottweiler Hunde, wenn man ihnen mit einer Finanzzeitung winkt, lohnt sich ein Blick auf die Meinung von Börsentechnikern zu den US-Märkten allemal.
Eindeutig am negativsten sind dabei die Prognosen von Robert Prechter, der seine Analysen auf die so genannten Elliott-Wellen stützt. Er zeichnet ein wahres Horrorszenario, in dem der gegenwärtige Bärenmarkt den Dow Jones noch auf weniger als 1000 Punkte sinken lassen wird. Etwas weniger schrecklich sind die Perspektiven der Techniker, die argumentieren, dass in der Vergangenheit jede Finanz- oder Anlageblase die vorhergehende Hausse komplett wieder zurückgegeben hat. Nach ihrer Ansicht würden damit der Dow Jones und der S & P-500 auf das Niveau von 1990 zurückfallen. Konkret bedeutet dies für den Dow ein Kursziel von rund 2500 Punkten und für den S & P-500 ein Niveau von rund 300 Zählern.
Wiederum andere berechnen zwar kein Kursziel, sie gehen aber davon aus, dass im 20. Jahrhundert die Baisse-Phasen im Schnitt jeweils fünf Jahre der Kursgewinne, die zum endgültigen Hoch geführt haben, zunichte gemacht haben. Wenn also der gegenwärtige Bärenmarkt eine durchschnittliche Baisse wäre, dann würden wir auf das Niveau vom Jahre 1995 zurückfallen, nachdem die Börsen ihr Hoch im Jahre 2000 erreicht haben. Für den Dow würde das einen weiteren Verlust von rund 3000 Punkten bedeuten und der S & P-500 würde demnach auf knapp 500 Punkte zurückfallen.
Solche Statistiken verbergen allerdings die durchaus vorhandenen Schwankungen. So sind die Kurse in der Baisse von 1929 bis 1932 auf das Niveau von 1914 gesunken - es wurden also 15 Jahre frühere Kapitalgewinne vernichtet. Im Bärenmarkt 1973/74 sind die amerikanischen Börsen auf den Stand von 1965 eingebrochen, und im Fall von Japan steht der Nikkei heute - zwölf Jahre nach seinem Höchststand - auf dem Niveau des Jahres 1983! Und nachdem die Hausse zwischen 1982 und 2000 in den USA weit über dem Durchschnitt früherer Boom-Perioden lag, spricht eigentlich vieles dafür, dass nun auch die Baisse besonders kräftig ausfällt. Dabei ist es wie im Fall von Japan durchaus möglich, dass sich der Kursverfall über Jahre hinauszögert, weil die amerikanische Notenbank die Börse mit allen geldpolitischen Mitteln zu stützen versucht. Ebenfalls ist es denkbar, dass die Baisse auch über eine Dollar-Abwertung etwas gelindert werden könnte.
Wie gesagt, ich würde eine Anlageentscheidung nie allein auf Basis markttechnischer Analysen treffen. Aber die Flut düsterer Prognosen sollte doch zur Vorsicht bei US-Aktien führen - auch wenn innerhalb von Bärenmärkten immer wieder kurzfristige Haussen stattfinden können.  

03.10.02 22:21

51345 Postings, 8710 Tage eckiFür mod: Kosten durch Mitarbeiterprogramme

Auszug aus
http://www.ftd.de/bm/ga/1014398992137.html?nv=rs

ftd.de, Di, 16.4.2002, 2:00  
Trends: Transparenz ist Trumpf
Von Sven Scheffler

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Kosten durch Mitarbeiterprogramme

Beispiel Mitarbeiterprogramme: Bei besonders üppigen Programmen droht dem Anleger unter Umständen eine erhebliche Verwässerung seines Anteils an der Firma: also etwa Kurseinbußen oder eine Verringerung des Stimmengewichts, da ja die Gesamtzahl der Aktien bei Einlösung der Optionen steigt . Zudem entstehen oftmals verdeckte, aber immense Kosten. Nach dem Grundsatz "SFAS 123" müssen Unternehmen gegenüber der SEC die Kosten der Optionsprogramme pro forma gegen den Gewinn verbuchen. Eine Praxis, die seit Jahren von den meisten Bilanzexperten gefordert wird, aber bis dato nicht Bestandteil der Jahresabschlüsse ist - unabhängig ob US-GAAP, IAS oder HGB zu Grunde gelegt wird.

Hätte etwa Cisco die Optionskosten zu Grunde gelegt, so wäre im abgelaufenen Geschäftsjahr ein Verlust von 2,7 Mrd. $ angefallen - und damit fast dreimal so viel wie im offiziellen Jahresabschluss nach US-GAAP ausgewiesen. Und im Rekordjahr 2000 wäre der üppige Gewinn von 2,7 Mrd. $ auf 1,5 Mrd. $ geschrumpft. Mit dramatischen Folgen für den Gewinn pro Aktie: Statt 0,39 hätte dieser im Jahr 2000 nur 0,22 $ pro Aktie betragen.



Beispiel Cisco

Geradezu frappierend ist der Vergleich zu den von Cisco veröffentlichten Pro-forma-Gewinn, der erhebliche Kosten ausklammert. So meldete Cisco für 2001 einen Pro-forma-Gewinn von 3,1 Mrd. $ statt eines Verlusts von 1,0 Mrd. $ nach US-GAAP - oder dem Minus von 2,7 Mrd. $ unter Einbeziehung der Stock-Options-Pläne. Ein Unterschied von stolzen 5,8 Mrd. $.

Auch der Mischkonzern General Electric (GE) versüßt verdienten Mitarbeitern das Gehalt mit Aktienoptionen. Doch was für die Mitarbeiter ein mit hoher Wahrscheinlichkeit einträgliches Geschäft, kann wie gesagt für die Aktionäre eine starke Verwässerung des Aktionärsvermögens nach sich ziehen (siehe Tabelle).

Auch hat GE seine zuletzt guten Gewinne auch dank einer überdurchschnittlichen Entwicklung an den Finanzmärkten erzielt: So geht aus dem rund 130 Seiten starken SEC-Filing für GE hervor, dass alleine in den vergangenen beiden Jahren mehr als 2,7 Mrd. $ aus den Überschüssen der GE-Pensionskasse in den Konzerngewinn flossen. Die Aktien-Hausse pushte deren Rendite auf 9,5 Prozent. Das wird im laufenden Geschäftsjahr zunehmend unwahrscheinlich. Selbst die von GE für 2002 angepeilten 8,5 Prozent - so ist es im SEC-Filing zu lesen - sind überaus ehrgeizig. Klar ist jedoch: Die Überschüsse aus dem Pensionsfonds werden künftig wohl schmaler ausfallen, und damit auch der Ergebnisbeitrag zum Gesamtgewinn.
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