News - 08.01.09 19:51 Commerzbank: Schmerzliche Geburt
Wenn die Namen Bundesbank, Landesbank oder Berliner Bank nicht schon anderweitig vergeben wären, hätte Commerzbank-Chef Blessing als krönenden Abschluss noch gleich die Umbenennung seines Instituts in eine staatstragendere Bezeichnung bekanntgeben können. Dennoch gab es keine Alternative zum Engagement des Staates.
Dennoch gab es zu Blessings Sammelbüchsenaktion beim Staat und auch beim Dresdner-Bank-Verkäufer Allianz keine Alternative. Für die beteiligten Institute ist seit der Bekanntgabe des Deals vor vier Monaten die Zukunft vorgestanzt, und die läuft auf einen Zusammenschluss ohne Wenn und Aber hinaus. Beide Banken wären ansonsten nicht mehr lange als selbstständige Institute am Markt aktiv gewesen. Schließlich zeigen sich bei der Dresdner Bank bereits Auflösungerscheinungen in der Belegschaft, die nicht mehr zu stoppen sind. Und eine Commerzbank ohne den angestrebten Partner wäre derart schwach, dass sie in Kürze zum Übernahmeziel ausgerufen würde. Davor bewahrt das neue Gebilde nun die Sperrminorität, die sich der Bund gesichert hat.
Der Geburt unter Schmerzen werden nun allerdings schwierige erste Schritte ins Leben folgen. Schließlich schleppt die neue Commerzbank Altlasten mit sich herum. Zu ihnen gehört, dass sie etwa 460 Mrd. Euro an Krediten in ihren Büchern stehen haben wird. Wenn die Rezession so heftig ausfällt, wie die derzeitigen Signale es erwarten lassen, wird manches Unternehmen seine Kredite nicht zurückzahlen können. Für die Bank ist das bitter, weil dann hohe Abschreibungen drohen.
Zu den Altlasten gehört auch eine Bank namens Eurohypo, die als Tochter der Commerzbank über ein Geschäftsmodell verfügt, das dem der schwer angeschlagenen Hypo Real Estate ähnlich ist. Wichtigster Unterschied zwischen den beiden Immobilienfinanzierern ist, dass der eine selbstständig und an der Börse ist und der andere die Commerzbank als Mutterkonzern hat. Die Folge ist nicht, dass es der Eurohypo viel besser geht. Nur müssen ihre Probleme eben nicht so transparent gemacht werden. Sicher ist, dass die Commerzbank Geld und einen langen Atem braucht, um den hauseigenen Immobilienfinanzierer zu stabilisieren.
Zu den Altlasten kommen neue Hypotheken. Die Konkurrenz nutzt die Gunst der Stunde und jagt dem verwundbaren Gebilde verunsicherte Kunden ab. Daneben weiß niemand, ob mit dem gestern verkündeten Kauf der Schrottpapiere durch die Allianz wirklich die meisten Risiken beseitigt sind. Haupthindernis für eine schnelle Gesundung der neuen Commerzbank dürfte aus ihrer Sicht allerdings sein, dass die Hilfen, die sie erhält, nicht zum Nulltarif zu haben sind. Die Zinsbelastung, die die Bank nun drückt, macht sie im Vergleich zu ihren Wettbewerbern dauerhaft zu einem lahmen Gaul.
Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass die Commerzbank immerhin ein funktionierendes Geschäftsmodell hat. Das unterscheidet sie dann doch von manchen Banken, die in Deutschland staatstragendere Namen haben.
Quelle: Handelsblatt.com |