Der Höhepunkt an Abschreibungen auf faule Unternehmenskredite wird wohl eher erst im Laufe von 2009, wenn nicht sogar 2010/11 kommen, für Q1 und 2/09 wird die Eurohypo schon völlig reichen.
Bei aller "Freude" über die gestrige Meldung darf man nicht vergessen, daß künftige Ergebnisse durch die Teilnahme am Rettungspaket bis auf weiteres mit mind. 500 Mio p.a. belastet sein werden. Auch die sehr schlechte Entwicklung der Neubewertungsrücklage (- 2 Mrd) stimmt mich wenig euphorisch, mußte ihre Freischaufelung doch schon vor 5 Jahren für eine saftige Kapitalerhöhung herhalten, wenn ich mich recht erinnere.
Last but not least wird das Banken- und Risikoverständnis in der Politik, sprich die dreisten Forderungen, was Banken zu welchem Preis tun sollen, immer bizzarrer (Merkel: "Dann gründen wir halt neue").
Jeder langfristige Einstieg muß sich daher vor allem mit der Frage befassen, welche Gewinnperspektiven die fusionierte Bank in ca. 5 Jahren hat. Wenn man davon ausgeht, daß
a) die Bank in diesem Zeitraum entweder weit höhere Kosten für Arbeitsplatzabbau und Filialschließungen aufbringen muß als man das heute nach außen kommuniziert oder extrem schlechte Kostenstrukturen haben wird
b) pro Jahr 500 Mio extra zu zahlen sind (siehe oben)
c) für 2-3 Jahre hohe Kreditausfälle zu verzeichnen sein werden
d) die Rückzahlung der 8 Mrd an den Bund (die Stille Einlage) in etwa auf ca. 5 Jahre anvisiert sein könnte
e) die Redimensionierung der Eurohypo und des Investmentbankings der Dresdner Kosten verursachen wird
f) das Fondsgeschäft neu aufgebaut und profitabel gemacht werden muß
g) manche Ertragsquellen künftig eher schwächer sprudeln dürften (Zertifikatehandel, Aktienfonds)
h) sowieso Risiken in Höhe x einzurechnen sind
.......
dann halte ich für ziemlich ausgeschlossen, daß irgendwann in nächster Zeit Nettoprofite über 1,5 Mrd EUR zu erzielen sind (wäre bei einem KGV 10 die Basis für eine Marktkapitalisierung von 15 Mrd EUR, von KGV 8 12,5 Mrd).
Man sieht also plötzlich, daß die Aktienkursperspektiven selbst für einen guten Verlauf des Instituts (denn es sind auch ganz andere Szenarien denkbar) auf Sicht von mindestens 5 Jahren weniger berauschend sind man das im Moment glauben könnte.
Ein ganz großes Problem im Moment ist, daß sich durch den spektakulären Fall der Hypo Real Estate der Landesbanken- und Sparkassensektor aus seinem viel desaströseren Schaffen herausschleichen konnte und jetzt mit noch viel massiveren staatlichen Mitteln am Leben erhalten wird (und der Commerzbank/Dresdner in manchen Bereichen, z.B. Mittelstandsbank, erheblich zusetzen wird).
Das ebenso Schöne wie Gefährliche an der Börse ist aber, daß alles auch anders kommen kann, als man denkt.
Viele Grüße
LeoF |