Handelsblatt.com - Unternehmen / Köpfe Dieter Vogel engagiert sich als Investmentbanker Dienstag 21. Dezember 2004, 13:04 Uhr
Ob er den Mobilfunkanbieter Mobilcom vor dem Aus rettet oder die angeschlagene Beteiligungsfirma WCM saniert (Anmerkung: lach, lach): Dieter Vogel scheut keine schwierigen Aufgaben. Diskret und diplomatisch zieht der 63-Jährige in den vergangenen Jahren meist hinter den Kulissen die Fäden.
HAMBURG. Dabei nutzt er seine guten Kontakte zur Hochfinanz und Industrie, um den kriselnden Firmen als Aufsichtsratschef aus der Patsche zu helfen. Nun steht der fast zwei Meter große Manager überraschend als Investmentbanker im Rampenlicht: Der Ex-Thyssen-Chef engagiert sich mit dem US-Finanzinvestor Lindsay Goldberg & Bessemer (LGB) beim Duisburger Stahlhändler Klöckner & Co. (Klöco). „Es ist unser Ziel, Klöckner & Co. als ganzes Unternehmen weiterzuentwickeln“, sagt Vogel, der die LGB in Europa vertritt. Dabei will sich der frühere Stahlmanager aber Zeit lassen: „Wir werden hier wohl unsere durchschnittliche Haltefrist von sieben Jahren nicht unterschreiten.“
Der Milliardendeal könnte Vogel aber Kopfzerbrechen bereiten. Denn der ehemalige Klöco-Besitzer Balli will den US-Fonds mit Gerichtsprozessen in Atem halten. Grund: Die britisch-iranische Stahlgesellschaft fordert von dem früheren Klöco-Eigentümer WestLB seit längerem eine millionenschwere Rückzahlung. Diese Forderung sei mit dem Verkauf an die LGB übergegangen, berichtet der „Spiegel“. Doch Vogel wiegelt ab. „Ich glaube, in der Angelegenheit werden wir keine Probleme bekommen“, zeigt er sich zuversichtlich.
Bereits seit 1998 arbeitet der Sohn eines tschechischen Mathematikprofessors als Investmentbanker: Zusammen mit dem US-Vermögensverwalter Bessemer und dem Investmentbanker Michael Treichl gründet der scharf denkende Analytiker, der Schule und Studium mit Bestnoten absolviert, die Bessemer, Vogel, Treichl GmbH. Sie spürt mittelständische Firmen vor allem in Deutschland auf, an der sich dann die Bessemer Securities oder LGB beteiligen.
Die erworbenen Betriebe werden restrukturiert und später an industrielle Investoren oder über die Börse verkauft. Dabei hat Vogel Routine: „Ich habe in meinem Berufsleben bereits mehr als 100 Firmen gekauft“, sagt er – zuletzt den Rohrbauer Mapress von Mannesmann.
Doch dem erfahrenen Manager gelingt nicht alles. Als ihn der Bundeskanzler 1999 bittet, Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Bahn zu werden, macht er zwar einen Radikalschnitt. Rasch ersetzt er den glücklosen Bahn-Chef Johannes Ludewig durch Hartmut Mehdorn und baut den gesamten Vorstand um. Aber der Perfektionist Vogel, der seine Rolle als „aktiver Kontrolleur“ versteht, gerät mit dem neuen Bahn-Chef prompt aneinander und tritt zurück. Damit ist der ehrgeizige, einst hoch gelobte Supermanager zum zweiten Mal in seiner ansonsten makellosen Berufslaufbahn gescheitert.
Sein erster Karriereknick traf ihn härter. Erst kämpft er als Thyssen-Chef vergeblich gegen den feindlichen Übernahmeangriff des Konkurrenten Krupp. Dann scheitert er 1998 damit, alleiniger Vorstandschef des fusionierten Konzerns zu werden. Gleichzeitig muss er sich gegen ein Strafverfahren wegen der Veruntreuung von Treuhandgeldern wehren. Vogel tritt zurück, das Verfahren wird eingestellt. Heute sind die Wunden verheilt. Er bezeichnet Thyssen als „eine verflossene Liebe“.
Dass sich Vogel jetzt mit Klöckner & Co. als Firmensanierer engagiert, hat vielleicht noch einen Grund. In unmittelbarer Nähe sitzt ein anderer Betreuungsfall: die Klöckner-Werke. Die Firma will er als Aufsichtsratschef der WCM mit der Beteiligungsfirma verschmelzen, um sie unter anderem Namen in eine neue Zukunft zu führen.
Anmerkung: Immerhin eine Chance für ale WC-Aktionäre, den Kopf aus dem Abzug zu kriegen |