http://www.abendblatt.de/daten/2004/06/12/306139.html
Chef der Hamburger Agiv muss gehen
Hamburg - Der Vorstandsvorsitzende der angeschlagenen Hamburger Immobiliengruppe Agiv Real Estate AG, Rainer Behne, ist zurückgetreten. Das teilte die Gesellschaft am Freitag mit.
Wie es in unternehmensnahen Kreisen gegenüber dem Abendblatt hieß, besaß der Vorstandschef nicht mehr das Vertrauen von Aktionären und Banken. Agiv Real Estate benötige dringend 15 Millionen bis 20 Millionen Euro, um einen akuten Liquiditätsengpass zu überwinden, hatte Behne am Mittwoch eingeräumt. Er hatte sich zuversichtlich gezeigt, noch in diesem Monat neue Investoren zu finden.
Das Unternehmen stehe unter Druck auf Grund von Problemen, die weit in die Vergangenheit reichen, hieß es nun in Branchenkreisen. Dabei geht es nicht zuletzt um Mietgarantien. Behne sei es nicht gelungen, eine Einigung herbeizuführen. An der Gesellschaft ist die ING BHF-Bank mit 13,2 Prozent beteiligt, bei dem Energieversorger EnBW liegen weitere 14,2 Prozent. Weitere Aktionäre sind die Familie Knapp Voith (13,7 Prozent), die Familie von Rainer Behne (12,1 Prozent) sowie WCM (knapp sieben Prozent). Die zwei wichtigsten Gläubigerbanken der Agiv sind die HSH Nordbank und die BayernLB.
Der Aktienkurs der Agiv Real Estate sackte am Freitag nach Veröffentlichung der Pflichtmitteilung zeitweise um mehr als 20 Prozent auf 0,96 Euro ab.
An einem Einstieg bei der Gesellschaft ist Branchenkreisen zufolge unter anderem die ebenfalls in Hamburg ansässige TAG Tegernsee Immobilien- und Beteiligungs-AG interessiert. Ihr Vorstandsvorsitzender Lutz R. Ristow ist erklärtermaßen auf Expansionskurs. Zu diesen Spekulationen hieß es am Freitag aus dem Umfeld der Agiv Real Estate, wahrscheinlicher sei aber der Einstieg anderer Investoren, die solche Pläne schon länger verfolgten. Namen sind allerdings nicht bekannt. v.m./rtr
erschienen am 12. Juni 2004 in Wirtschaft --------------------------------------------------
Anmerkung: Familie Ehlerding hat angeblich ebenfalls ca. 7% (- 12%??) an AGIV. -------------------------------------------------- --------------------------------------------------
http://www.welt.de/data/2004/05/24/281878.html
Übernahme-Fieber bei den Immobilienwerten TAG Tegernsee AG will offenbar die Agiv schlucken - Der Zwang zu Fusionen wächst
von Robert Ummen
Berlin - Schlechte Nachrichten lieferten viele kleinere börsennotierte Immobilienfirmen in jüngster Zeit. Schwache Märkte, sinkende Mieteinnahmen und Wertberichtigungen auf zahlreiche Objekte verhagelten einigen Branchenvertretern gehörig die Bilanzen. Nach dem Motto "zum Überleben zu klein, aber zum Sterben zu groß" bahnt sich nun offenbar eine Fusion oder gar Übernahme an.
An der Börse halten sich jedenfalls hartnäckig Gerüchte, dass die TAG Tegernsee AG gemeinsam mit einem Private Equity Partner eine Mehrheitsbeteiligung am Hamburger Immobilienunternehmen Agiv AG anstrebt. Von den Unternehmen wird das zwar offiziell nicht bestätigt, aber auch nicht klar dementiert. "Wir wissen schon länger, dass es Verhandlungen im Aktionärskreis gibt, die wohl den Einstieg neuer Investoren zum Ziel haben", sagte Agiv-Sprecher Jörg Bretschneider. Wer mit wem spricht, wisse man aber nicht.
"Zu Spekulationen nehmen wir grundsätzlich nicht Stellung", hieß es bei der TAG. Dass es in diesem Börsensegment Bestrebungen gebe, einzelne Gesellschaften zu größeren und für Aktionäre attraktiveren Unternehmen zusammenzufassen, sei nicht ganz neu. "Nach einer Barkapitalerhöhung und einer deutlichen Ertragswende fühlen wir uns für einen solchen Prozess jedenfalls gut aufgestellt", meinte der TAG-Sprecher.
Die Agiv war 2002 durch Wertberichtigungen und Abschreibungen auf Worldcom-Aktien mit 134 Mio. Euro tief in die roten Zahlen gerutscht und wurde Anfang März auch aus dem SDax verdrängt. Das Ergebnis für 2003 liegt noch nicht vor. Nach übereinstimmenden Berichten haben bereits die ING-BHF Bank und die Energie Baden-Württemberg (EnBW) die Bereitschaft erklärt, ihre Agiv-Pakete von 13,2 und 14,2 Prozent an Firmen aus der Immobilienbranche abzugeben. Weitere Aktionäre sind die Familie Knapp Voith (13,7), die Familie des Agiv-Chefs Rainer Behne (12,1) sowie WCM (7,0).
Hintergrund der Verhandlungen sind offenbar Rechtsstreitigkeiten von ING-BHF und EnBW mit dem Unternehmen. Beide hatten schon vor der Fusion des früheren Maschinenbaukonzerns Agiv mit der HBAG Real Estate Verkaufsoptionen vereinbart. Diese gelten für den Preis von 4,17 Euro je Aktie, der weit über dem aktuellen Kurs von unter 1,40 Euro liegt. Die Agiv hält die Option allerdings seit der Fusion 2002 für nichtig. Die EnBW ließ durchblicken, dass die Agiv-Beteiligung ohnehin nicht zum Kerngeschäft gehöre. Ihr Anteil wäre an der Börse derzeit acht bis neun Mio. Euro wert, bei Gültigkeit der Put-Option mehr als 21 Mio. Euro.
Bei der im SDax notierten TAG weisen indes alle Signale auf Wachstumskurs. Das Unternehmen ist mit einem deutlichen Gewinnsprung ins Jahr 2004 gestartet, nachdem man 2003 noch mit einer Goodwill-Abschreibung auf die Bau-Verein zu Hamburg AG erwartungsgemäß mit einem Fehlbetrag abgeschlossen hatte. Hinzu kam eine Barkapitalerhöhung um 4,4 Mio. Euro.
Den Schritt von TAG-Großaktionär Lutz Ristow, den Aufsichtsratsvorsitz gegen den Vorstandschefsessel einzutauschen, wurde an den Märkten ebenfalls mit einem Kursanstieg positiv bewertet: "Der will es noch einmal wissen", heißt es an der Börse. Ristow hatte die RSE einst zu einem ungeahnten Erfolg am Aktienmarkt geführt, bevor sie 2000 von der WCM übernommen wurde. Das Angebot von Karl Ehlerding, den RSE-Vorstandsvorsitz zu übernehmen, lehnte er damals dankend ab - und kaufte die Tegernsee AG. Mit einer Bilanzsumme von rund 630 Mio. Euro könnte die TAG nun mit Hilfe des Sanierungsfalls Agiv den Sprung in den MDax schaffen. Der Kurs der TAG stieg seit Mai 2003 von 4,50 Euro auf heute knapp acht Euro.
Insider wollen sogar wissen, wie der Name des neuen MDax-Wertes lauten könnte: Deutsche Real Estate AG - klingt national wie international und allemal besser als die provinzielle Tegernsee AG. Die Deutsche Real Estate AG ist die Gewerbeimmobilien-Tochter der Agiv. Und Gewerbeimmobilien sind genau das, was Lutz Ristow im Portfolio der TAG noch fehlt.
Artikel erschienen am 24. Mai 2004 --------------------------------------------------
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