2007-09-04 22:40:00
Die Wiesen sind schon voll genug mit diesen großen und von manchen als scheußlich empfundenen Windrädern. Nun sollen sie auch auf Meer. Auf dieses Geschäft bereiten sich viele Unternehmen, große wie kleine, nun vor. Gerade erst teilte der große Energiekonzern Eon mit, er werde acht Kilometer vor der Küste von Yorkshire den Windpark Humber Gateway bauen. Rund 80 Windkraftanlagen würden genug "sauberen Windstrom" erzeugen, um bis zu 200.000 Haushalte mit Strom zu versorgen. Schon heute betreibt Eon in Großbritannien onshore und offshore 20 Windparks. Auch vor der deutschen Nord- und Ostseekünste ist Eon an verschiedenen anspruchsvollen Offshore-Projekten beteiligt, darunter am ersten großen Offshore-Windpark Deutschlands "alpha ventus" 45 Kilometer vor der Nordseeinsel Borkum. Dort sollen sich schon im Herbst nächsten Jahres die ersten Windräder drehen, teilte der Konzern weiter mit. Windkraft sei neben Bioerdgas der Schwerpunkt der Eon-Investitionen in erneuerbare Energien. Deren Anteil an der Stromerzeugung werde Eon massiv ausbauen, um auch in diesem Geschäft eine führende Rolle in Europa einzunehmen. Allein bis 2010 seien dafür rund drei Milliarden Euro vorgesehen. Interessanterweise heißt die neue Eon-Gesellschaft dafür "Renewables und Klimaschutz" und sitzt in Düsseldorf.
Deutschland ist bereits Weltmarktführer im Geschäft mit dem Wind. Das Geschäft mit dem Wind verspricht noch lukrativer zu werden, weil der Umweltminister der Branche stark entgegen kommt. Wahrscheinlich wird die Vergütung für Offshore-Strom aus Windanlagen erhöht. Die Betreiber von Windkraftanlagen müssen zudem nur die Windräder auf hoher See bauen, nicht jedoch das Stromnetz dafür legen. Die Kosten für die Hochspannungsleitungen übernehmen - zunächst bis 2011 - die großen Energieversorger. Nach Berechnungen der Deutschen Energieagentur Dena müssen bis 2015 mindestens 850 Kilometer neue Hochspannungstrassen verlegt werden, um den Strom zu den Kunden zu bringen.
Stark beachtet wird derzeit Nordex. Der Kurs zog vergangene Woche extrem stark an, weil das Unternehmen noch in diesem Jahr verkauft werden soll. Es hat nun bereits so manches Kursziel erreicht und ist mit einem Kursgewinn-Verhältnis von mehr als 30 auf der Basis von 2008 sehr hoch bewertet. Das wäre nur mit Wachstumsraten von mehr als 30 Prozent in den nächsten Jahren zu rechtfertigen. Ob dies mit Offshore-Anlagen möglich ist, bezweifeln viele angesichts der technischen Herausforderungen auf dem Meer. Im ersten Halbjahr lief es zwar gut, aber nicht so berauschend, dass die aktuelle Bewertung rechtfertigt wäre.
Auch bei Repower rechtfertigten die jüngsten Zahlen die hohe Bewertung nicht. Der Umsatzzuwachs lag unter 20 Prozent, der Gewinn ging jedoch zurück. Dennoch gibt "Euro am Sonntag" ein Kursziel von 150 Euro aus. Der Vorstand hat jedoch große Pläne und will bis Jahresende alle Verzögerungen wett machen.
Plambeck ist für "Euro am Sonntag" eine Wette auf viele Anlagen auf hoher See. Es hat genug Kapital, um weitere Anlagen zu bauen. Und es hat sich genügend Projekte gesichert. "Euro am Sonntag" gibt ein Kursziel von 4,20 Euro und setzt einen Stoppkurs bei 3,10 Euro.
Die wichtigsten Zahlen erstellt vom Deutschen Windenergie-Institut im Auftrag der Verbände BWE und VDMA:
Deutsche Windkraftindustrie 2006 (Vergleich zu 2005) Deutsche Wertschöpfung Inland: 1.461 Mio. Euro (+26%) Deutsche Wertschöpfung Export: 4.164 Mio. Euro (+45%) Deutsche Exportquote: 74% (2005: 71%) Deutsche Wertschöpfung gesamt: 5.625 Mio. Euro (+40%) Deutsche Wertschöpfung inkl. Dienstleistung: 7.219 Mio. Euro (+35%) Weltmarktvolumen: 15.379 Mio. Euro (+45%) oder 15.004 MW (+37%) Deutscher Weltmarktanteil: 36,6% (2005: 37,8%) Arbeitsplätze: 73.800 (+7,2%)
Inlandsmarkt 1. Halbjahr 2007 Neue Windenergie-Kapazitäten in Deutschland: 665 MW (-25% i. Vgl. 1.Hj. 2006) Gesamte Windenergie-Kapazität in Deutschland zum 30.6.2007: 21.283 MW Gesamte Windenergie-Kapazität Niedersachen: 5.438 MW (+155 MW seit 31.12.2006) Gesamte Windenergie-Kapazität Brandenburg: 3.213 MW (+85 MW seit 31.12.2006) Gesamte Windenergie-Kapazität Sachsen-Anhalt: 2.620 MW (+87 MW seit 31.12.2006) Gesamte Windenergie-Kapazität Schleswig-Holstein: 2.485 MW (+99 MW seit 31.12.2006) Gesamte Windenergie-Kapazität NRW: 2.450 MW (+58 MW seit 31.12.2006) |