Hamburg (aktiencheck.de AG) - Thorsten Grübling, Analyst von SRH AlsterResearch, empfiehlt die Aktie von Nordex (ISIN DE000A0D6554/ WKN A0D655) zu verkaufen.
Die Nutzung der Windenergie sei weltweit das wichtigste Element im Rahmen des angestrebten Ausbaus erneuerbarer Energien. Um die ehrgeizigen politischen Ziele bis 2020 zu erreichen, müssten enorme Investitionen in die Errichtung der Anlagen sowie die Umgestaltung der Stromnetze vorgenommen werden. Das mache den Sektor für Windenergieanlagen (WEA) zu einem langfristig interessanten Wachstumssegment.
Nordex mit Sitz in Norderstedt bei Hamburg sei als etablierter Player weltweit die Nr. 7 nach neu installierter Leistung (2006: Marktwachstum +32%, Nordex +70%). Die Anlagen (max. 2,5 MW) würden in Rostock vornehmlich für den europäischen Markt produziert. Seit 2006 würden in China Turbinen und Rotorblätter für 1,5 MW-Anlagen gefertigt. Ein neuer Produktionsstandort in den USA werde für 2009 ins Auge gefasst.
Nachdem der deutsche Markt für neue WEA-Standorte weitgehend gesättigt sei, konzentriere sich Nordex zunächst auf westeuropäische Länder wie Großbritannien und Frankreich, in denen attraktive Investitionsbedingungen im Jahr 2006 für ein Marktwachstum von 45% bzw. 106% neu installierter Leistung gesorgt hätten.
Im Offshore-Segment sei Nordex bisher nur am geplanten Windpark Baltic 1 in der Ostsee involviert. Um an dem erwartet starken Ausbau von WEA vor Europas Küsten zu profitieren, müsste Nordex zunächst eine leistungsstärkere Turbine in der 5-6 MW Klasse entwickeln. Da die Realisierung von Offshore-Windparks (besonders in Deutschland) noch sehr schleppend vorangehe, bevorzuge Nordex das profitable Wachstum in den nachfragestarken Onshore-Regionen.
Die anhaltenden Engpässe für bestimmte Komponenten (bis zu 9 Monate für Getriebe bzw. Lager) sollten sich Anfang nächsten Jahres durch den laufenden Kapazitätsaufbau in der Zuliefererindustrie entspannen. Davon werde auch für Nordex abhängen, ob man die bis in das Jahr 2008 gut gefüllten Auftragsbücher (book-to-bill 2,4) fristgerecht abarbeiten könne.
Für den deutschen Markt bleibe abzuwarten, ob die anstehende Gesetzes-Novelle im Herbst durch geeignete Rahmenbedingungen gewährleiste, die nötige Planungssicherheit für das Repowering bestehender Standorte (Ersatz durch wenige, aber leistungsstärkere Anlagen) und für den Offshore-Betrieb zu erhöhen. Sowohl Repowering, als auch Offshore-Betrieb seien elementar für den Ausbau regenerativer Energien in Deutschland. Ein Umsatzschub werde aber erst gegen Ende des Jahrzehnts erwartet.
Die aktuelle Guidance von Nordex prognostiziere einen Umsatz von 2,5 bis 4 Mrd. Euro für das Jahr 2011. Die Analysten würden diese Guidance für ambitioniert halten. Ihr DCF-Szenario in Anlehnung an die obere Grenze der Unternehmens-Guidance (CAGR 50% bis 2011) liege bei 43 Euro pro Aktie. Die Analysten würden die untere Zielzone für wahrscheinlicher halten, solange sie keine klaren Signale für die Beseitigung der bürokratischen Hürden für das Repowering in Deutschland sehen würden dem weltweit größten regionalen Markt. Die Hoffnungen auf hohe zukünftige Umsätze im Offshore-Sektor seien bei Nordex an die Einführung einer leistungsstärkeren, effizienteren Anlage gebunden. Zur Zeit würden die Investitionen in den Aufbau entsprechender Produktionskapazitäten zugunsten eines profitablen Wachstums zurückgestellt.
Die Übernahme von REpower durch Suzlon/Areva habe sich auch auf die Kursentwicklung der Nordex-Aktie ausgewirkt. Die eingepreiste Fantasie lasse sich bei der Betrachtung fundamentaler Aspekte abschätzen. Bei aktuellem Kursniveau entspreche der Bewertungsaufschlag gegenüber dem DCF-Wert (Basis-Szenario) der Analysten etwa 40%. REpower sei als Übernahmekandidat besonders attraktiv durch seine 5 MW Anlage gewesen, die Nordex jedoch nicht zu bieten habe. Insofern würden die Analysten den Aufschlag für deutlich übertrieben halten.
Die relative Betrachtung deute ebenfalls auf eine hohe Bewertung der Nordex-Aktie hin. Ziehe man die Multiplikatoren der größeren Wettbewerber Gamesa und Vestas für 2008 heran, ergäbe sich ein faires Kursniveau für die Nordex-Aktie von etwa 20 Euro. Selbst unter Berücksichtigung der aktuell höheren Umsatzdynamik würden die Analysten das Ausmaß des jetzigen Bewertungsaufschlags für nicht gerechtfertigt halten.
Wie sich ein eventueller Anteilsverkauf der beiden Großinvestoren CMP bzw. Goldman Sachs auf den Aktienkurs auswirken könnte, sei abhängig von der daran anschließenden neuen Aktionärsstruktur.
Bei einem Kursziel von 25 Euro lautet das Anlageurteil für die Nordex-Aktie, der Analysten von SRH AlsterResearch, in ihrer Ersteinschätzung "verkaufen". |