Wie bereits angekündigt möchte ich auch noch meine Eindrücke aus der Hauptversammlung der IVU AG widergeben. Leider konnte ich selbst keine Fragen stellen, da ich zu spät meine Eintrittskarte bestellt hatte und somit nur noch eine Gästekarte erhielt. Alle Angaben natürlich ohne Gewähr.
Nach der Begrüßung und der Einführung durch den AR-Vorsitzenden begann der interessante Teil der HV, der Bericht des Vorstands. Zuerst berichtete Herr Müller-Elschner. Er begann mit einem klaren Bekenntnis zur Profitabilität. Bei der mehrjährigen Darstellung der Unternehmenszahlen ging er auf die Kennzahlen Umsatz, Rohertrag und EBT ein, wobei er hinzufügte, das wichtigste sei was unter dem Strich herauskommt. Er nannte erneut die 5 Mio. € EBT, welche mittelfristig erreicht werden sollen.
Mein Eindruck zu diesem Teil: Ich begrüße es ausdrücklich und war in der Tat erleichtert, dass der Vorstand sich so eindeutig zu profitablem Wachstum bekennt.
Als nächstes folgte die kurze Vorstellung des neuen kaufmännischen Leiters der IVU AG, Herrn Voith, welche zuvor u.a. für airberlin im Controlling zuständig war sowie als CFO für ein mir unbekanntes Unternehmen. Er ging dann näher auf die Entwicklung der Unternehmenszahlen für das vergangene Geschäftsjahr ein. Viel Zeit wurde u.a. damit verbracht, die hohen latenten Steuern, sowie den Grund für den Verlust im HGB-Abschluss der Einzelgesellschaft zu erklären. Außerdem wurde erklärt, dass der entstandene Verlust im HGB-Abschluss mit der Kapitalrücklage verrechnet wurde, sodass bei einem HGB-Gewinn in diesem Geschäftsjahr (2016) wieder eine Dividende gezahlt werden könnte.
Mein Eindruck: Herr Voith machte, wie im übrigen der komplette Vorstand, auf mich einen sehr sympathischen Eindruck. Durch die Erläuterung der beiden Kritikpunkte des letzten Geschäftsjahres die ebenfalls hier im Forum genannt wurden, den Ausfall der Dividende, sowie die hohen latenten Steuern, entstand bei mir der Eindruck, dass wohl mittlerweile sogar im Unternehmen bekannt ist, dass diese beiden Effekte die Investoren verunsicherten. Auch wenn ich nicht unbedingt zu den Verfechtern von Dividenden gehöre, zeigt die Verrechnung des HGB-Verlustes mit der Kapitalrücklage, dass man im Unternehmen selbst daran interessiert ist, künftig wieder eine Dividende zu zahlen. Bezüglich der Entstehung der latenten Steuern konnte ich, wie wohl viele andere, leider nicht ganz folgen. Herr Votih erklärte aber, dass u.a. die unterschiedliche Bewertung von Aufträgen im HGB und im IFRS-Abschluss einen Einfluss haben (wurde hier oder auf w:o ja bereits vermutet bzw. erklärt). Bezüglich der Aktivierung latenter Steuern auf Verlustvorträge habe ich das folgendermaßen verstanden: Um latente Steuern zu aktivieren, welche dann zu einem Steuerertrag führen können, wie es ihn die letzten Jahre bereits häufig gab, werden die Gewinne der nächsten Jahre geschätzt. Daher ist womöglich aufgrund des Verlustes nach HGB für das vergangene GJ2015 kein Steuerertrag angefallen. Da dieses Jahr wohl wieder ein Gewinn nach HGB wahrscheinlich erscheint, könnte dies ggf. wieder zu einem Steuerertrag führen. Bin mir da aber unsicher und möchte dies selbst beim Unternehmen nochmal nachfragen. Vielleicht kann ja auch jemand der anderen HV-Besucher hier aus dem Forum zu diesem Punkt nochmal äußern, ob er das auch so verstanden hat.
Danach war Herr Bergstein mit seinem Vortrag an der Reihe. Er äußerte sich zu den Projekten der IVU und wies daraufhin, dass man mittlerweile über einige gute Referenzen verfüge. So sei die Referenz in Vietnam besonders für Schwellenländer hilfreich, da für dortigen Markt deutlich andere Kompetenzen notwendig seien als bspw. in Nordamerika, wo man mit der kanadischen Staatsbahn mittlerweile ebenfalls über eine gute Referenz verfüge. In Vietnam müsse man die Bahnmitarbeiter, so Herr Bergstein, erst an die neue Technik ranführen, da diese dort in diesem Bereich noch komplett unerfahren seien, was natürlich in Nordamerika anders sei. Die IVU kommt jedenfalls wohl auf beiden Märkten (Schwellenland oder Industrieland) gut klar.
Danach ging Herr Bergstein noch auf die neuen Produkte bzw. Geschäftsmodelle ein. Er stellte u.a. die IVU-Cloud vor und meinte, dass dieses Produkt die Angebotspalette des Unternehmens erweitern würde und rein theoretisch wohl bei allen oder den meisten Kunden implementierbar sei und damit für die IVU neue, konstante Umsätze generieren würde. Noch seien die Kunden wohl sehr zurückhaltend, allerdings ist sich Herr Bergstein „sehr sicher“ dass sich immer mehr Kunden dafür entscheiden werden. Mit Trenitalia gibt es bereits einen ersten Kunden, der diese Cloud nutzt, außerdem wurde ja erst neulich der Cloud-Auftrag für den Großraum Paris vermeldet. Für die Cloud bietet die IVU einen 24/7-Support an. Danach ging Herr Bergstein noch auf die Veranstaltungen ein, an denen die IVU teilnimmt. Dabei hob es besonders die IT-Trans sowie die Innotrans hervor. Letztere findet alle 2 Jahre statt u.a. auch dieses Jahr (20. Bis 23. September). Die Innotrans eignet sich dabei laut Herrn Bergstein weniger zur Neukundengewinnung als vielmehr zum Crossselling.
Mein Eindruck: Besonders interessant fand ich die Ausführungen zur IVU Cloud. Da sich Herr Bergstein ziemlich sicher zu sein scheint, dass man dafür noch einige seiner Kunden für gewinnen wird scheint dort in diesem Bereits noch ziemliches Umsatzpotential zu bestehen. Da sich die dieses Jahr stattfindende Innotrans laut Aussage gut für Crossselling eignet, wäre dies ja die Gelegenheit einige Bestandskunden dafür zu gewinnen. Auch der Vorstand gibt sich ja im aktuellen Q1-Bericht sehr optimistisch, dass neue Aufträge an Land gezogen werden können.
Danach übernahm wieder Herr Müller-Elschner. Er ging erneut auf zukünftige Produkte ein und stellte dabei neben der bereits vorgestellten IVU-Cloud das IVU-Pad vor. Als nächstes ging er auf den nordamerikanischen Markt ein. Auch hier lieferte er ein klares Bekenntnis für diesen Markt ab und zeigte sich überzeugt, dass man dort zukünftig mehr Geschäft machen wird. Die eigene Software für Züge, IVU-Train, bezeichnete er als weltweit führende Lösung für Bahnkunden. Danach ging er noch genauer auf den Ausblick des Konzerns für 2016 ein. Dieser ist ja bereits bekannt. Er meinte, dass diese angegebenen Werte als Mindestwerte zu verstehen seien. Außerdem habe ich ihn so verstanden, dass das EBT mindestens auf Vorjahresniveau bleiben soll, man allerdings das Ziel von 5 Mio. € EBT nicht aus den Augen verlieren möchte.
Mein Eindruck: Zum einen scheint man sich wohl sehr sicher zu sein, dass man auf dem nordamerikanischen Markt gute Aufträge an Land wird ziehen können. Außerdem stimmte mich die Aussage zuversichtlich, dass die Werte für Umsatz und Rohertrag Mindestwerte sind und außerdem ein EBT mindestens auf Vorjahrsniveau erwartet wird. Wobei er das EBT auf Vorjahresniveau nur am Rand erwähnt hatte. Allerdings hatte Mitsch das wohl ebenfalls so verstanden (siehe Beitrag #445).
Danach folgte die Generaldebatte. Dazu möchte ich nicht allzu viele Worte verlieren, da ich denke das Wichtigste wurde bereits hier im Forum genannt. Interessant fand ich die Aussagen zum nordamerikanischen Markt. Auf Nachfrage meinte Herr Müller-Elschner sinngemäß, dass die neuen Mitarbeiter in den USA sehr, sehr teuer seien, man von diesen aber auch viel erwarte. Sollten diese nicht liefern könne man sich auch wieder von diesen trennen. Auf Nachfrage eines Aktionärs, ob man den Standort auch wieder dichtmachen würde, wenn mittelfristig kein Erfolg eintreten wird, wollte Herr Müller-Elschner dies nicht direkt bestätigen, sondern zeigte sich erneut sehr zuversichtlich, dass man Erfolg in Nordamerika haben wird und meinte, dass dies klappen müsse. Es scheint als sei ein Scheitern für ihn fast undenkbar, so kam es zumindest bei mir an. Angesprochen auf eine Verbesserung und Intensivierung der Investor-Relations meinte der Vorstand, dass man erkennt habe, dass hier Verbesserungsbedarf bestehe.
Einige wenige Kritikpunkte meinerseits noch: Bei der Beantwortung der Fragen ist mir erneut aufgefallen, wie bereits letztes Jahr, dass der Vorstand nie wirklich konkret auf die Fragen antwortet. Vor allem bei Fragen zu den Zahlen wird vermieden diese konkret, d.h. mit Zahlen zu beantworten. Bei der Generaldebatte wurden außerdem die Fragen, betreffend zu den Zahlen (Steuern etc.), häufig nicht direkt von Herrn Bergstein, sondern vom neuen kaufmännischen Leitern beantwortet. Meiner Meinung nach ein Armutszeugnis, vor allem, wenn man bedenkt, dass Herr Bergstein offiziell als CFO bezeichnet wurde.
Soviel zu meinem Eindruck von der Hauptversammlung.
Alle Angaben natürlich ohne Gewähr. |