www.ftd.de/politik/europa/...no-saubermann-im-zwielicht/70085693.html Die Aufarbeitung der Morde an zwei Mafiajägern bringt Italiens Präsidenten Giorgio Napolitano in Not. Dass die 20 Jahre alte Geschichte gerade jetzt aktuell wird, könnte mit den bevorstehenden Wahlen zusammenhängen. Auf dem Kapitalmarkt wird die Affäre jedenfalls genau verfolgt Im Kern geht es um einen Konflikt zwischen Napolitano und der Staatsanwaltschaft Palermo. Die Ermittler aus Sardinien tragen Beweise zusammen, die eine Art Waffenstillstand zwischen der Regierung und der Mafia in den Jahren 1992 bis 1994 belegen sollen. Vertreter Roms sollen damals, so die These, direkt mit der Cosa Nostra verhandelt haben, um eine Eskalation der Gewalt zu verhindern. Im Mittelpunkt steht vor allem der ehemalige Innenminister Nicola Mancino. Er soll sich nun Hilfe suchend ab November 2011 in mehreren Telefonaten an Napolitano und dessen Privatsekretär Loris D'Ambrosio gewandt haben. Die Staatsanwaltschaft Palermo hörte die Gespräche ab. Napolitano forderte im Juli, dass die Protokolle zerstört werden. Der Staatspräsident dürfe nicht belauscht werden, argumentiert er, und legte Klage vor dem Verfassungsgericht ein. Obwohl die Ermittler die Abschriften streng geheim halten, berichtete das Magazin "Panorama" vergangenen Donnerstag über ihren angeblichen Inhalt - und heizte eine Debatte an, die das ganze Land spaltet. Ein solches Interesse haben könnte Ex-Premier Berlusconi, dem das Magazin "Panorama" gehört. Er läuft sich warm für eine Kandidatur 2013. Hübscher Nebeneffekt für Berlusconi: Er kann darauf dringen, Lauschangriffe der Justiz gesetzlich zu unterbinden. Solche Abhörprotokolle machten ihm während seiner Amtszeit selbst zu schaffen. Es besteht die Gefahr, dass es am Ende bei der Affäre nur Verlierer gibt - und vor allem das Land Schaden nimmt. Sollten ein oder mehrere Ex-Mitglieder der Regierung der Zusammenarbeit mit der Mafia überführt werden, würde Italien in den Grundfesten erschüttert, sagt James Walston, Professor an der American University in Rom. "Das käme einem Schlag für die italienischen Institutionen gleich." Sollte Napolitano sich in den Telefonaten mit Mancino darüber ausgetauscht haben, wie die Arbeit der Ermittler verhindert werden kann, wäre er nicht mehr zu halten. |