Erstens haben das nicht die Eliten beschlossen oder gar irgendwie festgelegt, sondern es war eine demokratische Wahl.
Zweitens ist das Bild, das Cameron, Johnson und Co abgeben, geradezu schäbig und jämmerlich. Verantwortungslos war es allemal. Es passt zu den letzten vierzig Jahren Mitgliedschaft der Briten in der EU.
Drittens ist das Gebahren der Briten, und deren Politik, fast von Beginn ihrer Mitgliedschaft an, geprägt von 'Rosinen picken, und sonst den ausstreckten Mittelfinger zeigen'. Vieles, was in der EU im Argen liegt, hat auch mit den Briten zu tun.
Viertens: jeder Blinde hätte vor der Wahl wissen können, dass ein Brexit den Schotten nicht gefallen würde - und was das für die irische Insel bedeuten würde, wenn eine EU Aussengrenze quer hindurch geht. Es interessierte niemanden.
Fünftens sind diejenigen, denen die Zukunft verbaut wurde, in großer Zahl nicht zur Wahl gegangen, weil sie sich dafür nicht interessiert haben. Die Leute unter Fünfzig. So haben die Rentner für deren Zukunft außerhalb der EU gestimmt. Was man angesichts dessen, dass viele in einem Alter sind, in dem sie die Konsequenzen nicht mehr ausbaden müssen. Das könnte man kritisieren.
Sechstens: die Konsequenzen eines EU Austritts wurden im Vorfeld klar benannt - mit allen Nachteilen. Nur haben anscheinend die Brexit Politiker gedacht, sie könnten das alte Spiel als besonderst starken Hebel nutzen, um sich finanziell freizuhalten - Rosinen-Picking Plus. Pech gehabt.
Siebtens: Die EU muss hart sein, denn ein Wischi-Waschi und 'ihr habt das nicht so gemeint' wäre fatal. Die britische Politik hat das vierzig Jahre lang exakt so gemeint, und nun will nur keiner mit Cameron auf den Sockel steigen als der, der UK zerstört hat.
Achtens: Die EU hat sich in deren Wahl nicht/nur gering eingemischt, weil sie die Souveränitet der UK Bürger geachtet hat - nun zu schreien, sie hätten doch mehr machen sollen, das ist m.E. Realsatire. Hätten sie das getan, die Brexits hätten 60% erreicht. Aus Prinzip.
Neuntens: wenn eine Bevölkerung eine solche Entscheidung zum Anlass nimmt, um bar jeglichen Bewusststeins ihrer eigenen Politiker-Kaste ihren Unmut auszudrücken - und diese zwei Dinge miteinander zu verbinden, OBWOHL sie nichts miteinander zu tun haben, ist es eben ihre Entscheidung. Demokratie bedeutet mitunter die Diktatur der 52% gegen die 48%. Das ist keine neue Erkenntnis.
Zehntens: die Politik kann das verhindern, wenn sie sich trauen - aber das wird nicht passieren, weil die Politiker den Mut nicht aufbringen werden. Nicht heute, nicht morgen, und auch nicht in drei Monaten. Sie vergrößern durch das Spiel auf Zeit nur den politischen und wirtschaftlichen Schaden.
Ich fasse das zusammen unter 'Pech gehabt'. Demokratie kann hart sein. Sie haben entschieden. Und die EU wird das Beste daraus machen. Nun müssen die Schritte eben konsequent folgen. Und dazu gehört definitiv nicht auf Zeit zu spielen.
M.E. gibt es nur eine Hoffnung: dass die Schotten und Nordiren sich sehr schnell entscheiden, und sich gegen den Exit aussprechen - und im Parlament blockieren. Die englischen Politiker werden das nicht machen, die planen bereits deren nächste Pöstchen - Johnson vorneweg.
Ergo: scheidende soll man nicht aufhalten, und man sollte sich nicht auf der Nase tanzen lassen.
Und die EU? Die muss nun konsequent die nächsten Achritte gehen. Ohne die Briten wäre das deutlich leichter, weil diese ja vierzig Jahre lang auf der Bremse standen, und ständig 'UK first' brüllten.
Und nun eben nicht mehr.
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