http://www.hartgeld.com/Ziemanns-gold-news.htm (Der Thread hat die Erlaubnis zur Veröffentlichung von Herrn Peter Ziemann!)
Die makrökonomischen Rahmenbedingungen signalisieren zur Zeit eine schlimmere Entwicklung, als eine einsetzende Depression. Wir kennen die Rhetorik der Politiker: Bei einer Rezession sprechen sie von "Null-Wachstum" oder "Stagnation", und wenn eine Depression im Anmarsch ist, dann wird offiziell die Rezession zugegeben. Inzwischen wird vereinzelt schon eine Depression propagiert - also sind wir wohl schon eine Stufe weiter: In einer Phase der Kernschmelze des Finanz- und Wirtschafts-Systems. Dies lässt sich an folgenden Nachrichten herleiten:
-> In bestimmten Wirtschaft-Bereichen (Investitions-Güter, Auto, Stahl) sinken die Auftrags-Eingänge um 40 % und mehr. Sinkende Auftrags-Eingänge machen sich erst mit einer Zeitverzögerung in sinkenden Umsätzen bemerkbar.
-> Die EU-Kommission geht in einem vertraulichen Bericht davon aus, dass über EUR 18.000 Mrd in den Bilanzen europäischer Banken "faule Assets" sind.
-> EU-Mitglieder wie Irland müssen sich bereits mit über 10 % ihres Bruttoinlands-Produkts neu verschulden und stehen wie Italien, Griechenland, England und Spanien vor einem Staatsbankrott.
Die Zeichen stehen auf Auflösung des heutigen Geld-Systems, das auf Kredit und Vertrauen basiert. Gleichzeitig mit einer Deflation der Vermögens-Werte durch Nachschuss-Verpflichtungen (Margin Calls) für nun überschuldete Assets bleibt den Investoren schliesslich nur noch Gold als ultima ratio übrig, um ihr Geld zu retten. Selbst die Wirtschafts-Medien wie die Financial Times Deutschland bezeichnen die US-Staatsanleihen schon als "Ramsch" (Trash).
Insoweit ist es nicht erstaunlich, dass die Gold-Händler bereits wieder ausverkauft sind. In einem freien Markt müssten die Preise für Gold dann solange steigen, bis sich die Besitzer wieder von ihrem Gold trennen wollen. Nicht so im Gold-Markt: Hier hatten wir im September 2008, also kurz nach der Pleite der Investment-Bank Lehman Brothers, eine ähnliche Entwicklung beobachten können: Gold war innerhalb weniger Tage ausverkauft. Damals hat dies aber nicht zu einem Preis-Anstieg, sondern einem starken Preis-Verfall von Gold geführt. Der Hintergrund damals war, dass die Investoren, die Münzen und Barren im Retail-Markt (d.h. Stückelung bis 1 kg) kaufen wollten, ausgetrocknet wurden. Während das Gold-Kartell über den Wholesale-Markt massiv 400oz Zentralbank-Gold in den Markt eingeschleust hat.
Droht uns heute eine ähnliche Situation ? Ich denke nein. Meine Überlegungen dabei sind die Folgenden: Erstens ist heute eine Reihe von "Big Money" Investoren dabei, in grossem Mass in Gold zu investieren. Bevor sie überhaupt kein Gold mehr erhalten, schrecken sie auch nicht vor dem Kauf von 400oz-Barren für knapp EUR 300.000 zurück. Wenn dann die 400oz-Barren wirklich knapp werden sollten, dann greifen die Marktgesetze von Angebot und Nachfrage mit aller Brutalität: Gold wird solange steigen, bis sich entweder genug Verkäufer für den Preis finden oder die Käufer bei einem bestimmten Preis-Niveau aufgeben. Zweitens sind zur zweiten Jahres-Hälfte 2008 Gold-Barren aus "Deep Storage" Beständen der Zentralbanken aufgetaucht, die nicht einmal die Good Delivery Mindest-Anforderungen der LBMA erfüllen. Es ist daher zu erwarten, dass nicht mehr genug Zentralbank-Gold verfügbar gemacht werden kann, um eine ähnliche Drückungs-Aktion wie letzten Oktober veranstalten zu können.
Vor diesem explosiven Umfeld musste das Gold-Kartell heute auf "Plan B" umschalten: Wenn Gold nun nicht im normalen Marktumfeld gedrückt werden kann, dann muss der US-Dollar gegenüber den anderen Währungen solange gehoben werden, bis die Investoren in den Fremd-Währungen Abstand vom Gold-Kauf nehmen. Dass Gold in diesen anderen Währungen nun täglich neue historische Höchstände erklimmt, ist für das Gold-Kartell nur ein Kollateral-Schaden - die wichtige Marke von $1.000 darf auf keine Fälle fallen. Und diese Entwicklung konnten wir heute wieder einmal beobachten.
Im asiatischen Markt startete Gold den Tag unverändert. Wie die Tage zuvor kam zum frühen Londoner Handel verstärkt Kauf-Laune auf. Zum gleichen Zeitpunkt stieg der US-Dollar aber gegenüber dem Korb der anderen wichtigen Währungen an. Der A.M. Fix kam mit $944,00 (EUR 737,04) um $22 höher als vor 24 Stunden zustande. Damit war jetzt bereits wieder das gestern erreichte All-time-high bei Gold in Euro überschritten.
Zu Beginn des Handels an der New Yorker COMEX wurde zweimal die Marke von $940 nach unten getestet. Beide Versuche schlugen fehl. Zum Ende des Londoner Handels stand Gold nun zum P.M. Fix bei $943,50 (EUR 740,09) um $5 höher als gestern um die gleiche Zeit. Und schon wieder war das All-time-high von Gold in Euro Vergangenheit. Der zum Schluss des New Yorker Handels wieder nachgebende US-Dollar trieb Gold schliesslich auf $948.
Die offenen Kontrakte an der COMEX haben sich heute um 5.859 Positionen auf 356.717 Kontrakte erhöht. ----------- "An der Börse sind 2 + 2 nicht 4, sondern 5 - 1 !" "Papier ist nicht nur geduldig, es brennt auch gut!" |