Aareal Bank zu Unrecht in Sippenhaft
Donnerstag, 4. Dezember 2008 um 16:14
Von Armin Brack
Wenn Aktionäre derzeit nach neuen Investments suchen, dann sind Hypothekenbanken wohl das Letzte, was sie in Betracht ziehen. Schließlich gab es hier in den USA zuletzt eine Pleite nach der anderen. Kommt dann noch wie bei der Aareal Bank der Punkt „Strukturierte Immobilienfinanzierung“ auf die Agenda, ist es meist ganz vorbei.
Strukturiert hört sich nach Derivaten und riskanter Spekulation an. Doch der erste Eindruck täuscht: Die Wiesbadener, die 2002 aus der Aufspaltung der Depfa-Gruppe entstanden sind, wirtschaften sehr solide - zumindest in den vergangenen beiden Jahren. Seine persönliche Finanzkrise mit faulen Krediten in Milliardenhöhe und zwei Jahresverlusten in Folge hat das Unternehmen nämlich bereits vor der eigentlichen Finanzkrise hinter sich gebracht. Im Frühjahr 2007 schaffte man den Turnaround.
Aus den Fehlern gelernt
Der große Vorteil: Aareal war damit unmittelbar vor dem Ausbruch der Finanzkrise wieder kerngesund. Das Management um den Vorstandsvorsitzenden Wolf Schumacher hat aus den Fehlern der Vergangenheit die richtigen Schlüsse gezogen und eine „umsichtige Risikopolitik“ betrieben. Die Abschreibungen durch die Finanzkrise im dritten Quartal betrugen gerade einmal 10 Millionen Euro.
Im Vergleich zu anderen Banken ist dies, auch unter Berücksichtigung der geringen Größe der Aareal-Bank, sehr wenig. Auch den Rettungsfonds der Bundesregierung musste man bisher nicht in Anspruch nehmen. Allerdings hat man - ebenfalls wie die deutsche Bank - von den großzügigeren internationalen Bilanzierungsregeln in Folge der Finanzkrise profitiert. Dies hat die Gewinn- und Verlustrechnung um 17 Millionen Euro sowie die Neubewertungsrücklage um 39 Millionen Euro entlastet.
Das Portfolio an den berüchtigten Asset Backed Securities (ABS) hatte Ende September einen Wert von immerhin 610 Millionen Euro. Dass 90 Prozent dieser Papiere mit AAA eingestuft sind, ist nicht unbedingt ein vollständiger Schutz vor Ausfällen, wie die Vergangenheit gezeigt hat. Vorteilhaft ist, dass amerikanische Gewerbeimmobilien mit weniger als 10 Prozent Anteil stark untergewichtet sind. Außerdem macht der krisenresistente Bereich Consulting/Dienstleistungen rund die Hälfte des Geschäfts aus.
Fazit: Die Aareal-Bank wurde trotz ihres soliden Geschäfts teilweise zu unrecht mit anderen Hypothekenbanken in Sippenhaft genommen. Mutige Anleger schlagen aktuell zu Ausverkaufskursen zu.
Armin Brack ist Chefredakteur des Geldanlage-Report. |