Die Methode der "technischen Analyse" von Börsenpreisen geht a priori davon aus, man könne – unter völliger Ausklammerung von Geschehnissen in der Wirtschaftswelt – aus einer Zeitreihe von in die Vergangenheit zurückgreifenden Börsenkursen, plastisch zur Anschauung gebracht mit Hilfe von geometrischen Schaubildern der Preiskurven ("Charts"), mit einem gewissen Grad an Verlässlichkeiten bei den Erwartungen auf Kursbewegungen der näheren Zukunft Rückschlüsse ziehen ("chart reading"). Hierzu bedarf es jedoch in Wahrheit einer Reihe von Erfordernissen, die im praktischen Wirtschaftsleben kaum je zu erfüllen sind. Verfechter der Charttechnik aber halten sich zu der Meinung berechtigt, im Verlauf der Preiskurve walte und herrsche ein "Quasinaturgesetz", welches ihr andauernd die Richtung weise. Dieser Befund gestatte es allemal, aus den vermeintlich erkannten übereinstimmend wiederkehrenden Verlaufsmustern der Vergangenheit (z.B. Kursformationen, Trends usw.) ein für Anlageentscheidungen verwertbares Prognostikon herzuleiten, gleichsam etwa wie die positive Kenntnis von den Naturkräften, deren Konstellation das Wechselspiel zwischen Ebbe und Flut der Meere in Bewegung setzt, deren tägliche Wiederkehr immer von neuem voraussehbar macht. Im Folgenden soll der Versuch unternommen werden, die wesentlichen Kritikpunkte zusammenzutragen, die diesen Ansatz auf seinen Unwert zurückzuführen berufen sind. Um die oben angesprochene These zu erhärten – und ihr so zum Mindesten den Anschein der Plausibilität zu geben –, führt die Masse der Bekenner der "Charttechnik", sowie man sie beim Worte nimmt, wenn man sie konsequent nach der Rechtfertigung ihres Vorgehens an den Märkten gemäß technischer Analyse befragt, neben einer nicht beweiskräftigen Berufung auf Gewährsmänner regelmäßig ein Sammelsurium von inhaltlich nicht näher erläuterten Verhaltenshypothesen und/oder "Gesetzen der Massenpsychologie" als Überzeugungsmittel ins Treffen. Derlei seichte Begründungsversuche im Tone der bloßen Behauptung vorgebracht halten indes nicht Stich. Sie bleiben die eigentliche Erklärung schlechtweg schuldig. Sie taugen allenfalls, um jene zu überzeugen, die ohnedies überzeugt sein wollen; denn was man gerne glaubt, das glaubt man leicht. |