Meimstehp: Hast du mal was von dem Blogger„memyselfandi007“ gehört? Der hatte schon im Jahr 2008 als Erster den Verdacht geäußert, dass der Erfolg von Wirecard auf einem System von Luftbuchungen beruhen könnte; also dass Verantwortliche sich durch fragwürdige Manipulationen bereicherten.
WDI begann als Zahlungsabwickler für Pornofilme und Glücksspiele im Internet (anders als Adyen, die du hier als Beispiel für eine Erfolgsstory zitierst). Jahrelang meldete WDI Rekorde bei Gewinn und Wachstum und avancierte so zum Börsenstar und Dax-Unternehmen. Man wollte noch in 2020 sogar die Deutsche Bank übernehmen, mit der Hoffnung, dadurch die Scheingeschäfte verschleiern zu können (meine Meinung).
Der Verdacht, die Bilanzen seien geschönt oder enthielten Luftbuchungen, kam lange vor 2020 auf, doch die völlig unfähigen Instanzen, die der Sache rechtzeitig auf den Grund hätten gehen müssen, haben grob fahrlässig gepennt!
Unverständliche Zukäufe wurden bemängelt (u.a. der Mauritus-Indien-Deal – Geldwäsche pur, stank zum Himmel!), doch sogar EY Indien spielte da wohl mit, vermutlich über Bestechungsgelder. KMPG berichtete hierüber.
Wirecard verwies stets auf unseriöse Börsenspekulanten: Diese wollten mit falschen Beschuldigungen und sinkenden Kursen Millionen verdienen. Ich denke, die shortseller hatten da schon längst Infos über das auf Luftblasen aufgebaute Geschäft. Auch die Anwaltskanzlei Rajah + Tann (S'pore) hatte in 2018 einen verheerenden Bericht über Wirecard erstellt und gravierende Unregelmässigkeiten erwähnt, nur um dann imMärz 2019 zu berichten, alles sei in Ordnung. Wer weiss, ob nicht auch da Bestechungsgelder im Spiel waren (nur eine Vermutung, keine Beweise).
Edo Kurniawan ist Anf. 2019 in der Versenkung verschwunden; der war für die Buchhaltung der S'pore -Tochter zuständig und hatte engsten Mail-Verkehr mit Marsalek (Auszüge daraus wurden veröffentlicht in der FT.
„memyselfandi007“ schrieb schon im Mai 2008 im Börsenforum „wallstreet-online.de“ im thread „Wirecard – Top oder Flop“: „Auf den ersten Blick eine der Wachstumsstorys … Gewinn 2007 fast verdoppelt … im ersten Quartal um 65 % gesteigert … 0 Steueraufwand … einfach paradiesisch!!!“ Fährt dann aber fort: „Die wichtigste Einheit des Unternehmens scheint zwar die Bank zu sein, reported wird aber wie für ein normales Unternehmen. Seitenweise werden irgendwelche Umbuchungen in der Vergangenheit erklärt, die aber auch nach mehrmaligem Lesen nicht verständlich sind. In der Konsolidierung verschwindet plötzlich fast 20 % des Umsatzes.“
Der Trick, den der Blogger bei Wirecard vermutete: Der Gewinn beruht größtenteils auf Erhöhung selbst gestellter Vermögenswerte. Heißt: Zugekaufte Firmen, die weitgehend wertlos seien und die man bewusst überteuert erworben habe. Seine Vermutungen wiederholte er in seinem Blog. Das Fazit von memyselfandi007 im Jahr 2008: „Genaues weiß man nicht, aber es stinkt zum Himmel. Warten wir mal ab, wie lange das Spielchen noch funktioniert, langsam dürfte die Luft allerdings dünn werden.“
Wie lange hatte er damals Geschäftsberichte von WDI lesen müssen, um seinen Blogeintrag zu schreiben? „Ich bin Finanzprofi“, sagt der Blogger heute. Er arbeite seit Langem im Finanzdienstleistungsbereich, allerdings nicht direkt in der Aktienanlage. „Das war daher nicht zu aufwändig. In der Regel verwende ich auf diesem Level einer Anfangsanalyse zwei bis drei Stunden. Ich hatte mir Wirecard ursprünglich als eventuell interessantes Aktieninvestment angeschaut, bin aber dann schnell auf die Ungereimtheiten gestoßen.“
Ebenso Buschti aus dem Ariva-Forum: Er durchschaute die Tricksereien von WDI schon seit langem und warnte. Deshalb wurde er in den verblendeten Pusher-Threads gesperrt und auch ich war verblendet....leider!
Auch Dr. Freis argumentierte im Juni 2020 genauso wie „memyselfandi007 “: Er hat nur wenige Stunden gebraucht, um den Betrug zu entlarven. Was ist daran so unglaubwürdig? EY hat das alles nicht gesehen, jahrelang nicht. Die Frage ist: weshalb nicht?
Da spielen auch hohe Steuerzahlungen, die Wirecard aufgrund aufgebläheter Zahlen abführen musste, m.E. keine Rolle. Allein das durch den Mauritus-Indien-Deal gewaschene Geld in dreistelliger Millionenhöhe konnte seither sicherlich so lukrativ (zur Selbstbereicherung und auch für Operationen abseits von Wirecard) verwendet / angelegt werden, dass man damit die Steuerzahlungen des Konzerns leicht begleichen konnte.
Jede Kritik wurde von WDI weggewischt und Leute wie McCrum bespitzelt. Der fürchtete um sein Leben, aber machte weiter! Hut ab vor soviel Courage!
Wirecard stellte Strafanzeige gegen shortseller und sah sich als Opfer. Niemand untersuchte daraufhin die Vorwürfe gegen Wirecard selbst, Journalisten interessierten sich nur für die Geschichte angeblich korrupter Shortseller.
Hier hatten auch sicherlich andere Stellen / Regierungen ihre dreckigen Hände mit im Spiel, aus politisch motivierten Gründen. Doch ohne die aktive Mitarbeit von Marsalek und Braun kann ich mir das alles nicht vorstellen und ich bin weiterhin der Meinung, dass das Unternehmen eine riesige Luftblase war. Die Erlöse aus den WDI-Verkäufen (Töchter) können jedenfalls den angehäuften Schuldenberg bei weitem nicht ausgleichen, da das Unternehmen komplett überschuldet war.
Meine persönliche Meinung, die mir nach Art. 5 GG zusteht :-) |