Bei den Kaderwerten darf man verschiedene Ebenen nicht durcheinander bringen, das eine hat mit dem anderen nicht zwingend zu tun. Sportlicher Erfolg oder Misserfolg ist etwas anderes, finanzieller Erfolg oder Misserfolg auch, beides hat nichts mit dem Kaderwert an sich zu tun.
Wenn man im defensiven und offensiven Mittelfeld plötzlich nur noch Spieler im Wert von 20 - 50 Mio hat, dann sind Spieler, die sich sportlich nicht durchsetzen konnten, weil sie eben nur 12 Mio gekostet haben, nicht plötzlich ein Fehlkauf, weil sie nicht den gleichen Wert besitzen.
Aber zurück zum Eigentlichen, den verschiedenen Ebenen. Es gibt drei Ebenen: 1. der Kaderwert, 2. der finanzielle Gewinn oder Verlust bei Transfers und 3. der sportliche Erfolg oder Misserfolg aufgrund gelungener oder misslungener Transfers.
Man ist sportlich von dem Spieler XY enttäuscht, deswegen ist er eben nicht gleich ein Fehleinkauf und ein Minusgeschäft. Nicht nur die Spieler werden den Marktwert halten oder verbessern, die sportlich überzeugen werden. Genau diese Vermischung der verschiedenen Ebenen und macht bei der Betrachtung der BVB Aktie keinen Sinn.
Im folgenden erst mal nur der Kaderwert an sich, völlig unabhängig vom sportlichem oder finanziellem Erfolg:
Da nehmen viele den jeweiligen Wert von Transfermarkt.de als Referenzwert. Zum Beispiel BVB Analysten wie Bankhaus Lampe oder Seydler, aber auch Finanzjournalisten wie zum Beispiel Daniel Saurenz von Feingold Research, den dpa oder Reuters ständig zitieren oder dieses unsäglich Quatschportal Motley Fool.
Ich würde es begrüßen, wenn die Mehrheit dieses Forums sich von diesen allgemeinen Marktmeinungen abhebt, eben weil die Mehrheit des Forums eben doch mehr Ahnung vom Fussballbusiness als die oben genannten "Experten".
Will man etwas negatives von den Transfermarkt Preisen ableiten (dies passiert ständig), wäre die Theorie, daß ein Spieler der sportlich enttäuscht, automatisch einen geringeren Marktwert haben müsste. Wenn eine ganze Mannschaft enttäuscht, erst recht, dann müsse der komplette Kaderwert deutlich sinken.
Folglich war es ein extrem wichtiges Totschlagargument gegen die BVB Aktie in der letzten Saison, wo alle Spieler mehr oder weniger sportlich enttäuscht hatten, daß der Kaderwert maßgeblich sinken müsse und damit auch der Aktienkurs.
Jetzt bei der nunmehr erfolgreicheren BVB Mannschaft, heißt es, die Spieler mit Stammplatzgarantie hätten ihren Wert zwar sicherlich erhöht, das würde aber nichts nützen, weil die, die nicht spielen, dafür abgewertet werden müssten, eben weil sie zu schlecht sind. Also ein Nullsummenspiel.
Aber das ist nicht der Fall.
Wie man die Sache sportlich oder finanziell beurteilt ist bei dieser Argumentationsebene vollkommen egal. Der Kader hat in der letzten sportlich nicht so erfolgreichen Saison nicht maßgeblich an Wert verloren und wird in einer erfolgreichen Saison viel stärker steigen, als von vielen gedacht.
Mal ein paar Beispiele:
Langerak Transfermarktpreis lag bei 1,5 Mio, verkauft wurde er für 3,5 Mio Kampl Transfermarktpreis 9 Mio, verkauft wurde er für 10-11 Mio Jojic Transfermarktpreis 2,5 Mio, verkauft wurde er für 3 Mio
Gerüchte: Ramos Transfermarktpreis 6 Mio, BVB verlangt 10 Mio Aubameyang Transfermarktpreis 25 Mio, geboten wurden von unterschiedlichen Vereinen 40-50 Mio (letzte sehr seriöse Quelle dazu Röckenhaus von der Süddeutschen 28.8.2015) Miki Transfermarktpreis 21 Mio, BVB hätte mindestens 30 Mio verlangt (Juventus, mittlerweile sind derlei Preise völlig veraltet) Hummels Transfermarktpreis 35 Mio, geboten wurden ca. 50 Mio Gündogan Transfermarktpreis 21 Mio, geboten wurden 30 Mio (bei sehr schlechter Form und 1 Jahr Restvertrag, dürfte sich komplett erledigt haben, nunmehr hat er eine sehr gute Form)
Fazit
Egal was jetzt alles noch passiert: Der Kader insgesamt ist wesentlich wertvoller als von Transfermarkt angegeben. Sieht man sowohl bei den tatsächlich gezahlten Ablösesummen als auch bei den seriösen Gerüchten um Gebote. Dabei geht es eben nicht nur um die „erfolgreichen“ Spieler.
Für die Substanzanalyse, die also das operative Geschäft völlig ausblendet, ist der Kaderwert sehr wichtig.
Milchmädchenrechnung:
Kaderwert angeblich 300 Mio Cash 54 Mio Stadionwert 200 Mio dazu Immobilien schuldenfrei
Börsenkapitalisierung bei einem Aktienkurs von 4,15: 382 Millionen
Einige Spieler wurden teurer verkauft. Kaderwert sinkt weniger stark als vermutet, eben weil diese Spieler teurer verkauft wurden als von Transfermarkt angegeben, gleichzeitig steigt dadurch der Cash Betrag deutlicher. Zusammen mit anderen Effekten schätze ich den Cashbetrag mittlerweile auf knapp 70 Mio.
Wenn man detaillierte Rechnungen als die obige Milchmädchenrechnung macht, kommt man zu keinen anderen Ergebnissen. Bankhaus Lampe hat bei der Recoverage der BVB Aktie eine Rechnung aufgestellt, die jeder Belastungsprobe standhielt.
Buchwert der Aktie + stille Reserven in Form eines nicht bilanzierten Kaderwertes, bei dem jedes erdenkliche Risiko abgebildet ist = 5 Euro Kursziel.
Diesen nicht bilanzierten Kaderwert sah Bankhaus Lampe damals bei 160 Mio ich sehe da mittlerweile allerdings einen krass höheren nicht bilanzierten Kaderwert. Lewandowski läge der Wert bei Null Euro, da er ablösefrei wechseln würde, später lag der Wert von Reus bei 25 Mio, da er eine Ausstiegsklausel hat. Auch der Buchwert ist seitdem sehr deutlich gestiegen, so daß das Kursziel aufgrund derartiger Berechnungen trotz der 50% Verwässerung klar höher sein müsste.
Mal ganz abgesehen davon, daß eine Substanzanalyse, die die operativen Möglichkeiten ausblendet, ziemlicher Käse ist. Spieler werden demnächst auch mal für 50 oder mehr Millionen wechseln, entsprechend wird der Buchwert je Aktie steigen und der Kaderwert ebenso, weil man das Geld reinvestieren würde. Dazu die Faktoren, die von anderer Seite die operativen Möglichkeiten extrem steigern werden, z.B. steigende Sponsoren und TV Einnahmen, Beispiel: 45 Mio Einnahmen bei Euro League Finale, vor ein 3 Jahren hätte es dafür lediglich 15 Mio gegeben. |