Im Prinzip finde ich Deine Standortpunktuation schon ansprechend, lieber Cicero. Aber:
Als Aktionär bin ich natürlich interessiert, wenn der Staat und die EU und auch die USA möglichst viel Geld in die Hand nehmen, um AT&S für neue Produktionsstandorte im eigenen Land zu gewinnen und damit auch die wichtige Chip und Substratproduktion und Hochtechnologie ganz allgemein in den Westen "zurück" zu holen - samt "Unabhängigkeitsphantasie". Wobei das dann bitte mit möglichst wenig Auflagen und möglichst "geschenkt" sein soll.....
Als Steuerzahler bin ich allerdings nicht dieser Meinung ! Da ich denke, dass staatliche Förderungen - wenn überhaupt - streng reguliert sein sollten, und auf jeden Fall mit Auflagen verbunden. Immerhin zahlen das die Steuerzahler und das soll nun nicht ein Geschenk sein, damit ich mich als Aktionär über mehr Dividenden oder höhere Kurse freuen darf. Aktuelle Beispiele aus der Politik: Der Staat zahlt, damit sich die "die Leute da draußen" - also wir - den Strom, die (Gas-) Heizung und die Miete leisten können. Was soviel heißt, dass wir nun das Geld den Energieversorgen und den Vermietern geben können und die freuen sich dann. FÜR EIN JAHR, denn die MIeten werden ja nächstes Jahr nicht mehr sinken.....
Tja - und nun ist Nehammer nicht Kreisky. Für zweiteren war die Standortsicherung vor allem ein Arbeitsplatzkonzept. Bei Nehammer weiß ich das nicht so genau. Noch weniger weiß ich, wie lange gefördert wird (werden die Produktionskosten auch gefördert und zwar incl. Lohnnebenkosten) - und wie lange er noch die Regierung anführt oder ob beim Spatenstich eines neuen AT&S eine marxistische Eröffnungsrede gehalten wird (was ja am Beispiel Chinas nicht unbedingt schlecht sein muss - aber vermutlich eine gewisse Abkehr vom Derzeitigen bedeutet). Und da ich NICHT in's Politische abgleiten will, möchte ich nicht auch noch andere Regierungskonstellationen ansprechen und ihre möglichen Folgen auf ein neues AT&S Werk in Österreich. Es wird aber schon einen Grund haben, warum INTEL oder auch TESLA NICHT in Österreich Werke aufbauen. Der letzte Mann in diese Richtung war Frank Stronach und interessierte Beobachter wissen, wo er jetzt ist (oder zumindest wo er jetzt nicht mehr ist...).
Die USA könnten, wie du, Handbuch meinst, ein heißer Tipp sein, denn da fließt - wenn überhaupt - "wie immer" deutlich mehr Geld. Allerdings sind die Auflagen auch nicht ohne und ganz speziell mit Einschränkungen im Umgang mit China verknüpft. Das sehe ich höchst problematisch weil (wie ich eh schon öfter geschrieben habe) der Westen - allen voran die USA - noch immer versuchen, mit allen Mitteln eine seit ca 300 Jahren gelebte Dominanz aufrecht zu erhalten, die einfach nicht mehr zeitgemäß ist. China und Russland und alle von den beiden beeinflussbaren Märkte wie Afrika, der Iran und die Arabischen Staaten etc... sind um ein vielfaches größer und gewichtiger als der Westen. Hier noch immer zu glauben, man könne seine Vormachtstellung durch Sanktionen und Handelsbeschränkungen halten, ist - aus meiner Sicht - naiv. Der Westen sollte jetzt, solange noch Zeit ist, versuchen gute Handelsübereinkommen mit all den "Gegnern" zu schaffen und zwar auf Augenhöhe, solange unsere Augen noch auf der selben Höhe sind.
Was bedeutet das für AT&S ? - Meiner Ansicht nach zunächst ein Dilemma !! Und das trifft dann auch auf Deine Punktuation, Cicero, zu.
Man ist RICHTIGER WEISE (!!) Standortdiversifizierend Kulim angegangen. Aber da wird aktuell noch nichts produziert (und die Werke in China sind ja wohl auch noch nicht abbezahlt). Und schon muss man sich Gedanken über noch ein Werk in der EU oder den USA machen, weil da Förderungen fließen, die ansonsten zur Konkurrenz fließen ..... Das bedeutet noch mal eine Finanzierungsbelastung und das belastet nicht nur das Budget von AT&S, sondern im Vergleich zu Ciceros Peergroup, auch den Börsenkurs.
Ja, AT&S sollte in den USA oder der EU (schön wär's in Österreich) bauen, damit man im Westen seine Absatzmärkte nicht verliert. AT&S sollte aber auch seine Position als "chinesisches Unternehmen" halten, weil das der Markt der Welt ist, der in der Zukunft erheblich schneller wachsen wird, erheblich mehr Konsumenten hat und wo auch das wirtschaftliche Aufholpotential massiv ist (in den USA fährt schon fast jede Familie mit 2 Autos, hat mindestens 3 PC's und auf jedenf Fall für jedes Kind ein Handy).
Und das bedeutet: AT&S wird Kulim bauen müssen. UND es wird im Westen ebenfalls bauen müssen. UND AT&S hat das dazugehörende Sparbuch nicht wirklich. Das wird eine ziemliche Herausforderung für ein paar Jahre. INsoferne stehen wir da, wo wir vor rund 25 Jahren standen. Aber das hat AT&S schon einmal geschafft und sich seitdem erheblich nach oben gearbeitet. Ausgehend vom heute´igen "Boden", lässt einen das ja sehr zuversichtlich in die Zukunft blicken. Das einzig blöde an der Sache ist die eigene Lebenserwartung. Aber da schließe ich zu Socki an (habs allerdings auch schon vor etwa 2 Jahren mal geschrieben): als Vater freut man sich ja auch, seinem Kinde etwas hinterlassen zu können - dereinst ..... :o)) |