für die sachliche Einordnung. Ich war weder vor den Zahlen ein unkritischer Superbulle, noch bin ich nach den Zahlen urplötzlich extrem bärisch eingestellt.
Ich bin zunächst einmal schlicht enttäuscht, dass Teamviewer derart massiv von den bei Lichte betrachtet nicht völlig unerwarteten Währungsrisiken getroffen wurde.
Meine Kritik an der Bereinigung aktienbasierter Vergütungen habe ich hier und andernorts schon zigfach geäußert. Dass TV inmitten eines veritablen Crashs noch immer mehr als 10 Mio aktienbasierte Vergütung zahlt, ist schon für sich genommen eine Frechheit und zeugt von Null Interesse an Shareholder Value. Wie gesagt störe ich mich aber am meisten an der Tatsache, das Konzernergebnis um reguläre und wiederkehrende Lohnzahlungen zu bereinigen und den Aktionären zu suggerieren, die tatsächliche Ertragsstärke sei weitaus höher als das berichtete Ergebnis.
Von den letztes Jahr zurückgekauften Aktien wurden im 1. Halbjahr mittlerweile mindestens 1 Mio Aktien via share based compensation an Arbeitnehmer übertragen und somit wieder in Umlauf gebracht, was im Ergebnis eine Kapitalerhöhung nebst Verwässerung der übrigen Aktionäre darstellt. U.a. aus diesem Grund sehe ich ARPs extrem kritisch, sofern nicht von vornherein klar geregelt ist, dass sämtliche zurückgekauften Aktien unverzüglich eingezogen werden.
Dieses Spiel mit ARPs, die am Ende vor allem dem Management und anderen Führungskräften zugute kommen, ist aus USA und China bestens bekannt und aus Streubesitzaktionärssicht m.E. strikt abzulehnen.
Die mittel- und langfristigen Ertragsaussichten haben sich aus meiner Sicht nicht wesentlich verändert, in jedem Fall aber auch nicht verbessert gegenüber meinen früheren Einschätzungen. Mein Kritikpunkt an einer m.E. gegenüber der Nettofinanzverschuldung deutlich zu niedrigen EK-Ausstattung gilt unverändert. Wie meinen früheren Posts eindeutig zu entnehmen ging ich davon aus, dass die Einstellung des ARP in Q2 bereits positive Effekte auf die EK-Ausstattung zeigen sollte. Dies wurde durch besagte Fremdwährungsverluste nun leider verhindert, was meiner Buchhalterseele definitiv Schmerzen bereitet. Dass einige Foristen, die EK-Entwicklung gegenüber der Cashflow-Entwicklung als vernachlässigbar ansehen, ist bekannt.
Ich bin da bekennender Maßen anderer Meinung und würde die Kursentwicklung einmal so interpretieren wollen, dass ich mit meinem Fokus auf die negative EK-Entwicklung nicht ganz allein dastehe. Vor dem Hintergrund einer angesichts des Zolldeals ohnehin merklich eingetrübten Investorenstimmung in Europa fällt es sicherlich nicht nur mir schwer, die m.E. nicht überzeugenden Q2-Zahlen einfach abzuhaken und den Fokus voll und ganz auf eine vom Management angekündigte Wachstumsbeschleunigung in H2 zu richten. Es fiele mir deutlich leichter, dem Management die in Pressemitteilung und Earnings-Call zur Schau getragene Zuversicht abzukaufen, wenn es diese Zuversicht postwendend nach Ende der Blackout-Periode in signifikante Insiderkäufe umgesetzt hätte. Das gäbe mir das Gefühl, man hätte angesichts des vorangegangenen 30%-Crashs quasi sehnsüchtig auf eine Nachkaufgelegenheit gewartet. So habe ich eher das Gefühl, das Management glaubt selbst nicht an einen schnellen Turnaround im Aktienkurs und möchte sich in Erwartung neuer Jahrestiefs nicht zu früh aus der Deckung wagen, um selbst Bottomfishing betreiben zu können.
Wie gesagt, ich halte meine mit etwa 10% Depotgewichtung bereits sehr große TV Position in der Hoffnung auf einen mittel- bis langfristigen Turnaround und warte ab, ob und wann das Management uns neue Kaufsignale sendet. Von mir aus dürfte die Aktie sofort raketenartig abheben, indes mir fehlt da momentan ein wenig der Glaube, weil ich am Markt weiterhin kein echtes Kaufinteresse sehe und die Aktie trotz Microsoft-Euphorie auch heute wieder nur eine Richtung kannte und von Stunde zu Stunde immer weiter abverkauft wurde... ich wünschte wirklich, es wäre anders! |