Wie in allem, ist in der Landwirtschaft auch nur gut, wenns alles größer, schneller, moderner (industrieller) aussieht. Einerseits wird immer auf dem Begriff Nachhaltigkeit geritten, andererseits werden gerade diese Strukturen angeblich effizienteren Systemen (die aber auch viele Probleme mit sich bringen, wie Güllebeseitigung, Monokulturen, Artensterben durch Beschränkung auf wenige Leistunsgfähige Sorten usw.) geopfert. An sich ist dem Einsatz von Technik zur Produktionssteigerung nichts vorzuwerfen, nur muss man genau abwägen wieviel Fortschritt ökonomisch, ökologisch und sozial verträglich ist.
Ein paar interessante Punkte dazu:
"Die Begriffe "Landwirtschaft" und "Krise" sind schon seit langem regelmäßig gemeinsam zu hören - es gilt als selbstverständlich, dass die LW in einer Krise ist. Dem entspricht auch die Entwicklung der Beschäftigtenzahlen in der LW: 1953 waren es 3,5 Mio. Beschäftigte, heute sind es nur noch 600 000. Allerdings entspricht auch dies immerhin noch der Beschäftigtenzahl in der Automobilindustrie.
Die Krise der Landwirtschaft ist kein Ereignis, das von selbst eingetreten ist und sich politischem oder gesellschaftlichen Einfluss entzieht, sie wurde und wird vielmehr durch die bundesdeutsche Politik und Öffentlichkeit betrieben. In der BRD besteht ein gesamtgesellschaftlicher Konsens, dass Landwirtschaft im Grunde unwichtig oder unzeitgemäß ist und sich an die Industriegesellschaft anpassen, selbst industrielle Form annehmen muss. Herkömmliche Landwirtschaft gilt als "veraltet", sie soll als eigenständige Wirtschaftsweise verschwinden, wofür es inzwischen praktisch auch einen Konsens aller Parteien gibt, die Grünen eingeschlossen. Auch der Bauernverband setzte sich für die Rationalisierung der Landwirtschaft und einen Wachstumskurs ein.
Gegen diese Vorstellungen gab und gibt es Opposition von Bauern. Flurbereinigungsmaßnahmen lösten erhebliche Proteste aus, auch gab es z.B. Lieferstreiks gegen Großmolkereien. Heute ist von dieser Bewegung nur noch relativ wenig übrig, es gibt aber durchaus noch Opposition von bäuerlicher Seite. Ursachen der Krise der LW
1. die allgemeine Überzeugung von der ewigen Prosperität unseres Wirtschaftssystems. Die industrielle, auf ständiges Wachstum ausgerichtete Wirtschaft wird als besonders wirkungsvoll betrachtet. Diskrepanzen (Massenarbeitslosigkeit) werden wenig beachtet oder zumindest nicht dem System angelastet. Landwirtschaft gilt als wenig erhaltenswert, da Arbeit anderswo wesentlich produktiver ist.
2. die "agrarische Tretmühle": Einmal bestehende Überschüsse drückten auf die Preise. Dies führte einerseits zur Stillegung kleinerer Betriebe. Andere Betriebe begegneten der schlechten Preislage durch Rationalisierung und Betriebserweiterung, was durch entsprechende staatliche Investitionsförderung gestützt wurde. Durch diese Ausweitung der Produktion bleiben die Überschüsse allerdings erhalten, was - verbunden mit den nach der Rationalisierung niedrigeren Kosten - zu weiter sinkenden Produktpreisen führt.
3. die Differentialrente. Damit ist gemeint, dass die Ertragslage eines landwirtschaftlichen Betriebs nicht nur von den Preisen der Produkte abhängt, sondern auch z.B. von der Bodenqualität und den örtlichen Verhältnissen. Daher gibt es immer Betriebe, die von der Rationalisierung und der "agrarischen Tretmühle" profitieren. Wer sich dies erhofft, ist bereit, weiterhin dabei mitzumachen - es gibt keine geschlossene Bewegung gegen die Rationalisierung der Landwirtschaft.
4. Die Agrarwissenschaft und das landwirtschaftliche Ausbildungssystem haben sich die Industrialisierung der Landwirtschaft von Anfang an überwiegend zum Ziel gesetzt. Sowohl in der universitären Ausbildung als auch in der Meisterausbildung kann meist nur erfolgreich sein, wer nach den dazugehörigen Prinzipien wirtschaftet. Ironie der Geschichte ist, dass die Institutionen der Agrarausbildung so selbst zum Verschwinden der Landwirtschaft und zum Absinken der Studentenzahlen beigetragen haben, wovon sie nun selbst bedroht sind.
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http://referateguru.heim.at/Krise.htm ----------- Wird's besser? Wird's schlimmer? fragt man alljährlich. Seien wir ehrlich: Leben ist immer lebensgefährlich! (Erich Kästner) |