Auf der Branchenkonferenz Solar Power International vergangene Woche in Chicago äußerten Investorenvertreter gar die Einschätzung, die Zeiten für Solar seien niemals besser gewesen als heute. Tatsächlich scheint die Photovoltaik (PV) langsam den Weg aus dem dunklen Tal herauszufinden.
Vor allem in Asien steigt die Nachfrage kräftig. Marktforscher prognostizieren zum Teil dreistellige prozentuale Wachstumsraten für das zweite Halbjahr. Die PV-Zubauleistung aus China und Japan im Spätsommer, Herbst und Winter dieses Jahres soll ein Volumen von 9 Gigawatt erreichen. Das sind 100 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2013 und 70 Prozent mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Insgesamt soll der globale Markt der Photovoltaik im laufenden Jahr um 20 Prozent zulegen, während 2012 das Plus bei gerade gut 2 Prozent lag.
Von diesen Zuwächsen dürften in erster Linie chinesische Konzerne profitieren, die wie auch die westlichen Unternehmen unter der Krise der beiden vergangenen Jahre litten. Ein Blick an die Börse zeigt, wie die Investoren schon seit geraumer Zeit an den Aufschwung glauben. Der Kurs der Jinkosolar-Aktie etwa hat sich in diesem Jahr mehr als verdreifacht, ebenso die Bewertung der Aktien von Yingli Green Energy. Erst in den vergangenen Tagen kam es zu kräftigen Gewinnmitnahmen – wobei Beobachter davon ausgehen, dass sich der Aufwärtstrend der Chinesen grundsätzlich fortsetzt. In Deutschland ist vom solaren Aufschwung noch wenig zu spüren
Dagegen sieht die Lage in Deutschland weiterhin vergleichsweise trübe aus. Von solarem Aufschwung ist hier noch nicht viel zu spüren. Nach Daten des Bundesverbandes Solarwirtschaft hat die Branche in einem Jahr einen dramatischen Schrumpfungsprozess hinter sich gebracht: Für 2011 weist der Verband einen PV-Branchenumsatz (inklusive Maschinenbau) von 19 Milliarden Euro aus, für 2012 von nur noch 13 Milliarden Euro. Die Zahl der Unternehmen sank von 10.000 auf 5000, die der Mitarbeiter von 128.000 auf 100.000. Den Großen der Branche trauen die Anleger noch immer nicht über den Weg: Solarworld dümpelt seit April unter der Marke von einem Euro. Der einstige Hoffnungswert SMA Solar, Weltmarktführer im Wechselrichtergeschäft, verbuchte zuletzt an der Börse nur einen bescheidenen Aufschwung.
Und dass die Auslese immer noch weitergeht, zeigte vor wenigen Tagen die auf Wechselrichter und Energiespeicherlösungen spezialisierte Solutronic AG im schwäbischen Köngen: Die Gesellschaft ist nach eigenen Angaben zahlungsunfähig und hat Insolvenz angemeldet. Der Geschäftsbetrieb werde erst einmal fortgesetzt, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter Marcus Winkler. Es gebe positive Signale von Lieferanten und Kunden. Wie es langfristig mit dem börsennotierten Unternehmen weitergeht, ist aber völlig offen. Die Veröffentlichung der Ergebnisse für 2012 hat Solutronic verschoben und bislang nicht nachgeholt. Noch im August versuchte das 2004 gegründete Unternehmen mit einer strategischen Neuausrichtung den Abwärtstrend zu stoppen: Der Vorstand wollte sich auf ausländische Wachstumsmärkte wie Indien oder die Türkei fokussieren.
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Eigentlich sei das Wechselrichtergeschäft bis zuletzt sehr margenstark gewesen, sagte Solarfachmann Wolfgang Hummel. Vor zwei bis drei Jahren seien aber auch dort verstärkt die Chinesen eingestiegen. Im Reich der Mitte wird die Branche weiterhin stark vom Staat unterstützt – auch ein Grund für den aktuellen globalen Aufschwung. |