Wir haben doch in den letzten Wochen/Monaten eine fantastische Jinko-Kursrallye erlebt. Bin jetzt recht lange dabei mit Jinko seit sich abzeichnete, dass Jinko die Kurve kriegt. Das konnte man bei den Q2-Zahlen 2012 erkennen. Da stand der Kurs bei 2 $ !! Im Februar 2013 aufgrund der ganzen Unsicherheiten rund um Solar aber komplett wieder raus. Da lag der Kurs bei 6,50 $. Als sich alles in Wohlwollen ein paar Wochen später auflöste wieder rein Mitte April bei Kursen knapp oberhalb von 5 $. Ich erzähle das nur, weil man sich schon mal zurück denken muss von welchem Niveau der Kurs hergekommen ist.
Dass Jinko eine derart fantastische Kursrallye in so kurzer Zeit hinlegt mit dem habe ich nun wirklich nicht gerechnet. Die 2 Mrd. $ an Marktkapitalsierung für Jinko von Eskimo liest sich zwar sehr utopisch, aber mit dem neuen Geschäftsmodell von Jinko als Solarkraftwerksbetreiber sind die Gewinnaussichten ab 2015 exzellent.
Ob es bis zu den Zahlen eher seitwärts gehen wird oder ob vielleicht der 24 $-Widerstand angetestet wird, ich weiß es nicht, aber viel mehr positive Branchennews kann es eigentlich gar nicht mehr geben bis zu den Zahlen. Dass Jinko und auch viele andere Solarunternehmen voll ausgelastet sind ist bekannt und darum werden auch Auftragsmeldungen kaum für steigende Kurse sorgen. Aufträge sind eingepreist in den Kursen meiner Meinung nach, denn die sind ein Muss. Da aber die Gesamtmärkte nach wie vor sehr bullish sind, zu Aktien eigentlich kaum Anlagealternativen gibt, Liquidität durch die weltweit auf Hochtouren laufenden Notenpressen zu Genüge im Umlauf ist und Aktien aus dem Erneuerbaren Bereich eine wahnsinnige Kursdynamik aufweisen, denke ich, dass wir weiter steigende Kurse sehen werden bei Jinko & Co. Selbstverständlich mit kleinen Atempausen dazwischen, denn aus den Kursen muss immer mal wieder Luft raus gelassen werden, denn es müssen ja wieder neue Käufer her und die gibt es halt mal großteils nur bei Kursrücksetzern.
Ein wenig bange ist mir bei den Q3-Zahlen. Nicht bei Jinko, aber z.B. bei Renesola, Hanwha SolarOne oder JA Solar. Die Erwartungshaltungen sind aufgrund der gestiegenen Kurse mittlerweile schon verdammt hoch und ich glaube nicht, dass alle Solarunternehmen dem gerecht werden können. Dass z.B. eine Renesola in Q3 Gewinne erzielen kann, halte ich für nahezu ausgeschlossen. Ich hoffe für Jinko, dass schlechte bzw. schwache Zahlen der Konkurrenten nicht den Kurs negativ beeinflussen wird. Sippenhaft bei Solar ist nichts ungewöhnliches.
In meinem Solarthread "Kurs-Massaker bei Solarwerten - wie lange ?" habe ich eine lange Post verfasst ("Solar 2014: Solar-Strukturkrise beendet ?" wie ich und wie die Solaranalysten das Jahr 2014 sehen. Ich bin schon mehr als bullish für Solar und es müsste verdammt viel negatives passieren, dass ich meine Meinung/Einschätzung ändere. Hier meine Post "Solar 2014: Solar-Strukturkrise beendet ? ":
Mittlerweile stellt sich bei der Solarbranche wohl nicht mehr die Frage wann der Branchenturnaround kommen wird, sondern wie stark/dynamisch der Branchenrebound in 2014 sein wird. So gut wie aktuell sah es für die Solarbranche schon sehr lange nicht mehr aus.
Nach langen schweren Jahren könnte der Solarbranche im nächsten Jahr ein richtig tolles Comeback bevor stehen. Es gibt (sehr) viele Anzeichen dafür das dem so sein wird:
- massiv steigende Kurse vieler Solaraktien - so gut wie alle Tier 1 Solarunternehmen produzieren derzeit auf Volllast - aktuell sehr stabile Modulpreise sogar mit leicht steigender Tendenz - Großsolarkraftwerke können mittlerweile in einigen Länder mit der konventionellen Stromerzeugung preislich schon mithalten und zudem hat Solar einen ganz großen Vorteil: Es ist leicht und schnell zu installieren - die Solarenergie wird mit hoher Dynamik zu einem Massenmarkt, weil sie schon bald nicht mehr zwingend auf Subventionen angewiesen ist und darum diversifiziert sich der globale Solarmarkt mehr und mehr
Das Jahr geht bald zu Ende und so kann man dann schon einen kleinen Blick auf das Jahr 2014 werfen und das scheint für Solar ein richtig gutes zu werden. So dürften die zwei sehr wichtigen Solarmärkte China und die USA weiter kräftig wachsen, Japan sein hohes Nachfrageniveau in etwa halten können und es werden neue Solar-Regionen/Länder mit durchaus signifikante Solarinstallationen dazu kommen (z.B. Lateinamerika, Naher und Mittlerer Osten, Türkei). Die Zeiten in dem Deutschland über das Wohl und Wehe der Solarwelt entscheidet, sind vorbei und das ist auch gut so.
Die aktuellen 2014er Zubauprognosen liegen bei 40 GW (Greentech Media), 41 GW (IHS Solar), 42 GW (Navigant Research) und 45 GW (Deutsche Bank, Lazard Capital, Solarbuzz). Wobei die Deutsche Bank wie auch Solarbuzz durchaus eine höhere Nachfrage über die 45 GW hinaus für möglich halten. In diesem Jahr wird es wohl eine Nachfrage zwischen 35 bis 38 GW geben. Damit reden wir im kommenden Jahr von einem erwarteten Wachstum zwischen 10 bis 25% oder sogar darüber.
Den Prognosen nach wird Asien in 2014 für über 50% der globalen Nachfrage sorgen (> 21/22 GW) und China wird der größte Einzelmarkt bleiben zwischen 10 bis 14 GW. 2012 lag der asiatische Anteil am globalen Zubau bei 26% (7,7 GW) und in diesem Jahr wird er nach den Prognosen bei um die 50% liegen (ca. 18 GW). Daran sieht man, dass sich der Solarmarkt schon in diesem Jahr deutlich verändert hat und das wird in 2014 seine Fortsetzung finden. Europa hatte in 2012 noch einen Marktanteil von 59% und der wird in diesem Jahr auf 29 bis 33% fallen und laut den Prognosen wird der Anteil in 2014 weiter sinken auf 24 bis 28%. Hier die derzeit mir vorliegenden 2014er Prognosespannen in Kürze (Details darüber gibt in 4 weiteren Posts, je nachdem ich Zeit habe):
Asien: 20 bis 25,5 GW (2012:7,7 GW, 2013e: 17 - 19 GW) Europa: 9 bis 12 GW (2012: 17,3 GW, 2013e: 10,5 - 11,5 GW) Amerika: 6,5 bis 8 GW (2012:3,9 GW, 2013e: 5 - 5,5 GW) Rest: 1,5 bis 2,5 GW (2012: 1,3 GW, 2013e: 1 - 1,5 GW)
Ob es für die großen Solarunternehmen nun wirklich wichtig ist ob in 2014 schon 45 GW oder mehr installiert werden bzw. ein Branchenwachstum von um die 25% raus kommen sollte, mag ich jetzt nicht zu bewerten, denn schon jetzt sind viele produzierende Solarunternehmen hervorragend ausgelastet. Die großen China-Solaris (z.B. Yingli, Trina Solar, Renesola), die großen taiwanesischen Zellbauer (z.B. Motech, Neosolar) und auch die japanischen Solarunternehmen (Kyochera, Solar Frontier, Sharp, Panasonic) produzieren nahe oder teilweise sogar über ihren Fertigungskapazitäten. Einige große Solarunternehmen denken mittlerweile daran ihre Fertigungskapazitäten zu erhöhen (z.B. Sunpower, REC, Motech). So muss man sich zwangsläufig die Frage stellen wie real sind die immer noch so propagierten Überkapazitäten in der solaren Wertschöpfungskette. Dabei stellen sich vor allem die Fragen: - Sind die ganzen Wafer-, Zell- und Modulfertigungskapazitäten noch auf neusten technologischen Stand (Zellfertigungslinien aus dem Jahre 2009 sind das mal ganz sicher nicht) ? - Wie bankfähig sind die ganzen Fertigungskapazitäten überhaupt ? Jedenfalls scheint sich die Börse auch diese Fragen zu stellen, denn anders sind diese brillanten Kursperformances der letzten 12 Monate vieler Solaraktien nicht zu erklären. Schaut man sich mal die derzeitige sehr gute Produktionsauslastungen vieler Solarunternehmen an, dann könnte man durchaus zur Auffassung kommen, dass nur noch globale Fertigungskapazitäten von (knapp) unter 50 GW vorhanden sind (Ausnahme Polysilizium, da dürften es so 60 GW sein). Im 2.Halbjahr wird eine Nachfrage von 20 bis 22 GW erwartet (1.Hj 2013: 15 bis 15,5 GW waren es da) und dazu werden wohl zusätzlich noch so 2 bis 4 GW für den Lageraufbau von Distributoren oder Großhändler dazu kommen. Theoretisch wären das auf Ganzjahresssicht so um die 48 GW an Nachfrage und die großen Solarunternehmen arbeiten auf dieser Basis aktuell so gut wie auf Volllast in der Produktion. Nimmt man zu diesen Zahlen noch die Dünnschicht dazu, dann würde das erklären warum die Waferpreise in diesem Jahr so gut wie noch nicht gestiegen sind, da man für die CdTe-Dünnschicht ala First Solar oder für die CIS-Dünnschicht ala Solar Frontier keine Wafer braucht. In diesem Jahr wird es eine Nachfrage an Dünnschicht von etwa 3 GW geben (1,5 GW First Solar, 1 GW Solar Frontier, Rest wie Hanergy oder Sharp 0,5 GW).
Da viele Solarunternehmen durch die lange, tiefgreifende Strukturkrise kaum Geld bzw. viel zu hohe Schulden haben, ist nicht zu erwarten, dass die Fertigungskapazitäten in den nächsten 12 Monaten deutlich ausgebaut werden trotz der zu erwartenden hohen Nachfrage. In China erhalten die Solarunternehmen nur noch sehr schwer direkte Kredite. So gab es für die chinesischen Solarunternehmen Stand Ende August in diesem Jahr nur noch 380 Mio. $ an Krediten laut Mercom Capital (2010: 32,6 Mrd. $, 2011: 15,5 Mrd. $, 2012: 4,5 Mrd. $). Damit sind die Möglichkeiten für die Chinesen kräftig zu expandieren schon sehr begrenzt. Deshalb gab es seit August auch reihenweise Kapitalerhöhungen von China-Solaris mit im Schnitt 70 Mio. $ (JA Solar, Canadian Solar, Renesola, Jinko Solar). Mit diesem frischen Cash können die China-Solaris ihre Produktionen aber nicht großartig ausbauen. Es sieht derzeit eher so aus, dass viele China-Solaris ihre Produktionen "nur" upgraden und keine neue Fertigungslinien kaufen. So haben Yingli und Jinko Solar in den letzten Monaten vor allem Teile ihrer Zellproduktion für wenig Geld upgegradet. Die Kapitalknappheit vieler Solarunternehmen dürfte sich zwangsläufig sehr positiv auf die ganze Solarbranche niederschlagen mit höheren Gewinnmargen, denn von einer großen Fertigungskapazitätssexpansion ist trotz der zu erwartenden hohen Nachfrage nicht auszugehen und somit werden sich wohl allmählich Angebot und Nachfrage einpendeln. Viele Solarunternehmen werden erst mal abwarten bis man gute Margen hat und der Cashflow deutlich positiv ist und zwar nachhaltig, erst dann wird wohl wieder Geld in neue Anlagen investiert werden. Die globalen Zellfertigungskapazitäten, die bei etwa 50 GW liegen, könnten aber schon knapp werden in den nächsten 12 Monaten, wenn es denn wirklich zu einem Zubau nahe an 45 GW geben sollte. Gerade in der Zelleffizienz z.B. mit der PERC-Technologie hat es in den letzten 1, 2 Jahren große Fortschritte gegeben. Um die realisieren zu können sind ältere Zellfertigungslinien nicht mehr geeignet.
Es stellt sich wohl nicht mehr die Frage ob es zu einem Turn Around der Solarbranche kommen wird wie die Q2-Zahlen gezeigt haben. So haben Sunpower und Jinko Solar sogar in Q2 schon ein positives Nettoergebnis ausgewiesen. First Solar sowieso. Canadian Solar, REC Solar, Eging, Risen, Sungrow und Topray haben allesamt schon einen positiven operativen Gewinn in Q2 erzielt. Jetzt stellt sich die Frage wie weit die Solarunternehmen von der zu erwartenden hohen Nachfrage wirklich profitieren können, sprich mit akzeptablen Gewinnen. Da sieht es gar nicht so übel aus, denn die chinesische Politik will, dass ihre Solarunternehmen jetzt endlich auf eigenen Füssen stehen müssen. Es werden aber wohl nicht alle Solarunternehmen in 2014 deutliche Gewinne schreiben bzw. überhaupt Gewinne generieren können. So muss z.B. die hochverschuldete Yingli alleine rd. 145 Mio. $ im Jahr an Zinsen berappen und durch die restriktive Kreditvergabe in China kann Yingli ihre äußerst aggressive Verkaufspolitik so nicht mehr weiterführen. Yingli wird in diesem Jahr einen globalen Marktanteil von um die 9% erreichen. Dieser Marktanteil wurde aber von Yingli sehr teuer erkauft. In den letzten 18 Monaten sind die Schulden von Yingli um sage und schreibe 970 Mio. $ gestiegen und der Yingli-Schuldenberg liegt nun bei 4,2 Mrd. $. Auch eine Hanwha SolarOne wird sich im nächsten Jahr schwer tun mit einer Bruttomarge von nur 5,5% wie in Q2, denn damit ist man noch sehr weit entfernt von Gewinnen auf Nettobasis.
Der Turn Around ist die ein Sache, aber danach wieder Gewinne zu schreiben und nachhaltig wachsen zu können, ist dann schon ein ganz anderes Ding. Die Modulpreise können sicherlich noch weiter gesenkt werden, aber bei weitem nicht mehr in dem rasanten Tempo wie in den letzten 3 Jahren, wo die Produktionskosten von 1,20 $/W auf 0,55 $/W bzw. 54% massiv gesunken sind. Einen erheblichen Beitrag zu dieser Kostensenkung kam vom Polysilizium. Das hat vor 3 Jahren noch rd. 0,48 $/W gekostet (Gesamtkostenanteil von 40%) und heute kostet es nur noch rd. 0,11 $/W (Gesamtkostenanteil nur noch bei 20%). Von der Polysiliziumseite her dürfte kaum noch Spielraum nach unten vorhanden sein um die Produktionskosten senken zu können. Dann schon eher bei Silber. Die Prozesskosten bei den Wafern (ca. 0,11 $/W), bei den Zellen (ca. 0,15 $/W) und bei der Modulverarbeitung (ca. 0,18 $/W) sind mittlerweile auf niedrigen Niveaus angelangt, so dass es verdammt schwierig werden wird die weiter deutlich senken zu können. Jährlich sollten aber die Prozesskosten entlang der solaren Wertschöpfungskette schon 5 bis 10% gesenkt werden können, also 0,02 bis 0,04 $/W. Bei Senkung der Produktionskosten von 0,02 $/W bzw. 4% in Kombination mit leicht steigenden Modulpreisen von 0,02 $/W bzw. 3% würde die Bruttomarge beispielsweise von Jinko Solar um 11% erhöhen und auf sehr akzeptable 29% bringen. Dann wäre eine Jinko Solar wieder hochprofitabel. Bei Trina Solar und Co. würde das ähnlich aussehen. Das zeigt dann schon welch hohes Gewinnpotential die produzierenden Solarunternehmen haben. Der Rentabilitätsschlüssel für die produzierenden Solarunternehmen wird bei stabilen Modulpreisen liegen und der Rentabilitätshebel liegt bei leicht steigenden Modulpreisen. Ist jetzt zwar recht einfach analysiert, aber im Großen und Ganzen ist dem so. Seit April sind in Deutschland die Modulpreise gestiegen: - Mono-Module um 14% (von 0,66 auf 0,75 €/W) gg. 12 Monate + 6% - Multi-Module um 8% (von 0,60 auf 0,65 €/W) gg. 12 Monate + 5% - chinesische Module um 3% (von 0,57 auf 0,59 €/W) gg. 12 Monate + 2%
Ganz ohne Risiken lebt die Solarindustrie natürlich auch nicht und die könnten die Nachfrage im kommenden Jahr negativ beeinflussen. In vielen Ländern ist Solar nach wie vor abhängig vom Willen der Politik und wie sich politische Entscheidungen auf die Solarindustrie auswirken können in negativer Sicht, das zeigt nicht nur Deutschland, sondern der gesamte europäische Solarmarkt mit einem Nachfragerückgang in diesem Jahr von um die 35%. In Asien bahnt sich in einigen Ländern eine Konjunkturflaute an und parallel dazu erfolgte in den letzten Monaten noch eine Abwertung ihrer Währungen durch das zu erwartende „Tapering“ der amerikanischen Notenbank. In den USA werden mittlerweile die hohen Kosten von Net-Metering ganz heiß diskutiert und in China, Indien und Japan gibt es immer wieder Probleme mit den fehlende Stromnetzkapazitäten um den schwankungsanfälligen Solarstrom aufnehmen zu können.
So gut die Aussichten für die Solarbranche auch sind, Solaraktien werden wohl weiter von hoher Volatilität gekennzeichnet sein und darum wird es wichtig sein das richtige Timing beim Einstieg zu erwischen und genau das macht ein Solarinvest sehr schwierig. Vor allem aktuell, weil sehr viele Solaraktien extrem gestiegen sind in den letzten 12 Monaten.
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