Nachdem so gut wie alle Analystenhäuser im Frühjahr ihre 2013er Solar-Zubauprognosen erhöht haben liegen die globalen Zubauprognosen mittlerweile zwischen 35 GW (z.B. IHS Solar und Solarbuzz) bis 40 GW (z.B. Deutsche Bank). Da aber der europäische Zubau noch schlechter als erwartet ausgefallen ist im 1.Halbjahr mit 5,8 GW (- 39% bzw. - 3,8 GW gg. 1. Hj. 2012) und das 2.Halbjahr in Europa wohl weiter schwach bleiben wird (stabil, aber schwach), dürften 40 GW an globalen Zubau in diesem Jahr so gut wie nicht mehr erreichbar sein. Deshalb stellt sich wohl eher die Frage ob nun 35 oder 38 GW am Ende 2013 raus kommen werden. Das wäre aber trotzdem ein Branchenwachstum von immer noch sehr guten 17 bis 27%.
Schaut man sich die verschiedene Prognosen einmal genauer an, dann gibt es eigentlich fast nur größere Differenzen über die Nachfrage in China und Japan, während die Prognosespannen zwischen den restlichen Ländern doch sehr nahe liegen. So erwartet IHS Solar für China und Japan zusammen Solarinstallationen von 12,2 GW (China: 6,9 GW/Japan: 5,3 GW), während Mercom Capital 15 GW (China: 8,0 GW/Japan: 7,0 GW) prognostiziert. Damit erklären sich recht einfach die Prognoseunterschiede von 3 GW.
Asien wird in diesem Jahr mit rd. 18 GW (+ 138% bzw. + 10,6 GW gg. 2012) der größte Markt werden, während Europa nur noch die zweite Geige spielen wird mit rd. 11,5 GW, was einem Nachfragerückgang gegenüber 2012 von satten 33% bzw. 5,7 GW entsprechen würde.
Wie viel Solar in diesem Jahr letztendlich global zugebaut wird - 35 GW, 38 GW oder vielleicht doch 40 GW - werden der chinesische und japanische Solarmarkt entscheiden und mit Abstrichen der europäische Markt. Kommen China und Japan sehr nahe an ihren jeweils oberen Analystenschätzungen ran (China wird prognostiziert zwischen 6,5 bis 10 GW; Japan mit 5,3 bis 9 GW) und der europäische Solarmarkt fängt sich im 2.Halbjahr einigermaßen wieder, dann könnte es in diesem Jahr vielleicht doch noch zu globalen Solarinstallationen nahe an die 40 GW kommen. Aufgrund der neuen chinesischen Einspeisevergütungen inkl. Übergangsfristen bis Ende 2013 könnte es in den nächsten Monaten durchaus zu einer chinesischen Solarjahresendrallye kommen mit einer Dynamik die keiner einschätzen kann.
Jedenfalls wird es ein sehr gutes 2.Halbjahr für die Solarbranche werden, denn nahezu alle führenden Solarproduzenten (ob in China, Taiwan oder Japan) arbeiten bereits auf oder sogar schon deutlich über ihren vollen Fertigungskapazitäten. Zudem sind die Modulpreise am Steigen (+10% in den letzten 6 Monaten) was ebenfalls ein Zeichen ist, dass viele Solarunternehmen sehr gut ausgelastet sind. Wenn es mit der sehr guten Nachfrage so weiter geht, was nun alles andere als unwahrscheinlich ist, dann könnte es in 6/12 Monaten vor allem bei den Solarzellen und vielleicht auch noch bei den Wafern zu einer akuten Verknappung des Angebots kommen, was dann zwangsläufig zur Folge hätte, dass vor allem die Margen integrierter Hersteller in 2014 wieder auf sehr hohe Niveaus steigen könnten. Zumal man davon ausgehen kann, dass Solar auch im kommenden Jahr weiter deutlich wachsen wird (aktuelle Zubauprognosen liegen zwischen 40 bis 45 GW bzw. einem Wachstum von 12 bis 16%) mit den neuen Solarregionen wie dem Mittleren Osten oder Lateinamerika. Jedoch ist zu erwarten, dass die Nachfrage in Europa auch im nächsten Jahr weiterhin schwach bleiben wird trotz neuer Märkte wie die Türkei oder Russland. Erst wenn einigermaßen günstige Solarspeicher inkl. cleveren Energiemanagementsysteme angeboten werden und in den südeuropäischen Ländern die Wirtschaft wieder hinreichend stabil läuft, dürfte der europäische Solarmarkt wieder richtig wachsen können und vielleicht sogar wieder auf alte Niveaus von 17 bis 20 GW kommen.
Wenn man sich die klasse Produktionsauslastungen der großen Solarunternehmen sich vors Auge führt (Yingli, Trina Solar, Jinko Solar, Renesola, Sunpower, REC, Kyochera, Solar Frontier, Sharp, Motech, Neosolar), so muss man sich zwangsläufig die Frage stellen wie real sind die immer noch so propagierten Überkapazitäten in der solaren Wertschöpfungskette. Laut IHS Solar gibt es derzeit umgerechnet 60 GW Polysiliziumfertigungskapazitäten, 50 GW an Waferfertigungskapazitäten, 50 GW an Zellfertigungskapazitäten und 60 GW an Modulfertigungskapazitäten. Angesichts der hohen Auslastungen stellen sich mittlerweile die Fragen ob die ganzen Zell-, Wafer- und Modulfertigungskapazitäten noch auf neusten technologischen Stand sind (Zellfertigungslinien aus dem Jahre 2009 sind das mal ganz sicher nicht mehr) und wie bankfähig sind die ganzen Fertigungskapazitäten überhaupt ? Es sieht ja momentan fast schon so aus, dass derzeit bereits ein einigermaßen ausgewogenes Verhältnis von Angebot und Nachfrage herrscht (hohe Nachfrage + Aufbau der leeren Lager) und die Überkapazitäten scheinen sich durch die ganzen Pleiten fast von selbst korrigiert zu haben. Wobei aber die Wafer- und Zellpreise bis jetzt kaum angezogen haben und deshalb ist diese Einschätzung schon mit ein wenig Skepsis zu betrachten. Zumindest noch.
Der News-Flow für Solar ist ja aktuell wirklich richtig gut:
-die indische Regierung reagiert offenbar auf den sehr schwächelnden inländischen Solarmarkt (Diskussionen über Zölle, hohe Local Content-Regelung, hohe Zinsen mit > 13%, strak gefallenen Rupie um rd. 20%) und hat heute hoch offiziell das Solarzubauziel bis 2017 auf 10 GW gesetzt - der US-Solarverband SEIA versucht über eine Kompromissösung die US-Zölle für chinesische Zellen aus dem Weg zu schaffen - Sunpower baut in Chile das größte nicht subventionierte Solarkraftwerk (70 MW) - laut Bloomberg New Energy Finance geht in diesem Jahr global mehr Solarstrom als Windenergie ans Stromnetz. Nach deren Schätzungen werden in diesem Jahr 33,8 GW neue Windenergie-Anlagenleistung aufgebaut (2012: 44,6 GW) und 36,7 GW an Solarstrom (2012: 30 GW). Dazu prognostiziert Bloomberg, dass die Solarstromerzeugung von einem gerade mal 2-prozentigen Anteil an der globalen Stromerzeugung im Jahr 2012 auf 16% bis zum Jahr 2030 steigen wird - nach einer Studie der amerikanischen Lazard ist in eingen Teilen der Welt Solarstrom ohne Förderung mit der konventionellen Stromerzeugung wettbewerbsfähig. Laut Lazard-Berechnungen liegen die Stromgestehungskosten in den USA mit den 30%igen Tax-Credits als direkte Subvention von Solarkraftwerken mittlerweile bei nur noch 0,071 - 0,082 $/kWh und bei Dachanlagen bei 0,117 - 0,160 $/kWh. In Australien und Südafrika ist nach Lazard der Solarstrom noch günstiger als in den USA. Hier der Link zu dieser Lazard-Analyse: http://gallery.mailchimp.com/...d_Levelized_Cost_of_Energy_v7.0.1.pdf
Top 20 Solarländer nach den Durchschnittszubauprognosen für 2013:
1. China 9,0 GW (+ 125% bzw. + 5 GW gg. 2012) 2. Japan 6,8 GW (+ 240% bzw. + 4,8 GW gg. 2012) 3. USA 4,5 GW (+ 36% bzw. + 1,2 GW gg. 2012) 4. Deutschland 4,0 GW (- 47% bzw. - 4,7 GW gg. 2012) 5. Italien 1,8 GW (- 50% bzw. - 1,8 GW gg. 2012) 6. Großbritannien 1,6 GW (+ 78% bzw. + 0,7 GW gg. 2012) 7. Griechenland 1,3 GW (+ 44% bzw. + 0,4 GW gg. 2012) 8. Indien 1,1 GW (+ 10% bzw. + 0,1 GW gg. 2012) 9. Australien 0,8 GW (- 20% bzw. - 0,2 GW gg. 2012) 10. Frankreich 0,7 GW (- 36% bzw. - 0,4 GW gg. 2012) 11. Kanada 0,6 GW (+ 50% bzw. + 0,2 GW gg. 2012) 12. Thailand 0,5 GW (+ 150% bzw. + 0,3 GW gg. 2012) 13. Rumänien 0,4 GW (+ 300% bzw. + 0,3 GW gg. 2012) 14. Südafrika 0,3 GW (+ 1400% bzw. + 0,28 GW gg. 2012) 15. Südkorea 0,3 GW (+ 76% bzw. + 0,13 GW gg. 2012) 16. Dänemark 0,3 GW (+/- 0) 17. Österreich 0,3 GW (+ 30% bzw. + 0,07 GW gg. 2012) 18. Ukraine 0,2 GW (+ 15% bzw. + 0,02 GW gg. 2012) 19. Schweiz 0,2 GW (+ 25% bzw. + 0,04 GW gg. 2012) 20. Holland 0,2 GW (+ 60% bzw. + 0,07 GW gg. 2012) Rest Europa: 0,6 GW Rest Asien: 0,5 GW Rest Amerika: 0,4 GW Rest Afrika: 0,1 GW Rest Pazifik: 0,1 GW
Zubauprognose 2013 nach Erdteilen:
Asien: 18,3 GW (+ 138% bzw. + 10,6 GW gg. 2012) Europa: 11,6 GW (- 33% bzw. - 5,7 GW gg. 2012) Amerika: 5,5 GW (+ 41% bzw. + 1,6 GW gg. 2012) Australien + Pazifik: 0,9 GW (- 10% bzw. - 0,1 GW gg. 2012) Afrika: 0,4 GW (+ 300% bzw. + 0,3 GW gg. 2012) |