Zuerst einmal eine Mahnung. Lasst diejenigen, die über das Unternehmen wettern und Ziele von 10 Euro in den Raum stellen ihre Meinung. Aus Erfahrung kann ich schreiben, dass ein grundsätzlich negativer Tenor zu steigenden Kursen führt.
Ich habe gestern schon gedacht, dass die Aktie heute fallen wird, weil viele steigende Kurse erwarteten. Wenn Ihr Euch hier im Forum über negative Äusserungen zum Unternehmen äergert, dann bringt Euch das nur Frust ein. Hinzu kommt, dass Ihr wankelmütigen Anlegern den Ausstieg erschwert. Dann zieht sich das mit der Aktie wie ein Kaugummi. Lieber einmal richtig Ausverkauf um dann wieder eine andere Richtung sehen zu können.
Wie sieht es mit meinem eigenen Invest aus? Ich investiere in Unternehmen, nicht in Aktien. Von daher sehe ich die langfristige Entwicklung gelassen. Dabei ist meine größte Sorge, dass Braun aus dem Unternehmen gedrängt wird. Dann wären Unternehmensanteile für mich ein klarer Verkauf.
Mein aktueller durchschnittlicher Einstiegskurs liegt bei 104 Euro. Also kann ich bei diesem Unternehmen nicht wirklich einen auf dicke Hose machen und mein Ego aufblasen, wie es so manch anderer hier tut. Sicher hätte ich verkaufen sollen. Egal ob ich "long" eingestellt bin oder nicht. Grundsätzlich verkaufe ich jedoch eine Aktie dann, wenn ich sie zum aktuellen Kurs nicht kaufen würde. Da die Bewertung der Aktie in keinster Weise dem Wert des Unternehmens entspricht, gab es bei mir keinen Verkauf.
Allerdings kann man bei der Aktie auch nicht von einer vorhersehbaren Entwicklung sprechen, da sie seit vielen Jahren ein Spielball für Shortseller ist. Man denke nur an den vermeintlichen Skandal von 2008, wo zwei wegen Falschmeldungen und Kurmanipulation, in den Bau wanderten. Wirecard hätte damaliges vorgehen weiter verfolgen sollen. Gerichtlich gegen Falschmeldungen vorgehen und sich auf das eigene Wachstum konzentrieren. Da besteht meine größte Sorge, dass soviel Augenmerk auf diese Falschmeldungen gelegt wird und das Wachstumsziel auf der Strecke bleibt.
Und meine Strategie? Ich gehe davon aus, dass die Aktie noch die 75 Euro sehen wird. Allerdings bin ich mir damit nicht sicher, andernfalls würde ich verkaufen um dann in diesem Bereich kaufen. Denn auch langfristig will ich nicht zusehen, wie ich so weit in den Miesen bin, dass die Aktie erst 40 Prozent steigen muss, ehe ich meinen Einstand erreicht habe.
Da es hier jedoch nicht wirklich um das Unternehmen geht, sondern um Falschmeldungen, Missinterpretationen, massive Kursmanipulationen und mieses Gesamtmarktumfeld, lässt sich schwer beurteilen, ob es kurzfristig die wohlverdiente Gegenreaktion geben könnte. Aufgrund der Manipulation und erst im Juni zu erwartender Zahlen, sehe ich jedoch faktisch keinen großen Hebel, der den Manipulationen entgegenzusetzen wäre.
Also warten und, für den Fall, dass es bis 75 fällt, einsteigen. Allen investierten, die ratlos sind empfehle ich ihrem eigenen Instinkt zu vertrauen. Wer eine Aktie zum gegebenen Zeitpunkt unter keinen Umständen kaufen würde, der sollte tunlichst darüber nachdenken, warum er sie behalten sollte, wennn er sie im Depot hat. Macht schlichtweg keinen Sinn.
Und der KPMG-Bericht? Leider bietet er viel Angriffsfläche, wo eigentlich gar keine wäre. Nur kennt sich kaum jemand mit forensischen Prüfungen aus. Er kann dementsprechend phantastisch genutzt werden, um den Kurs zu manipulieren. Was da rausgelesen wird, ist so absurd, dass sich manch Manager bei Wirecard die Haare raufen wird. Offensichtlich hat man dort versäumt, solch einen Bericht nur mit erklärenden Worten zu veröffentlichen. Oder man hätte sich gleich die Millionen an KPMG gespart und sich somit nicht ins eigene Bein geschossen. Schliesslich kann man ohnehin nicht die Nichtexistenz von etwas nachweisen. Man könnte nie beweisen, dass es Gott nicht gibt. Nur dass es ihn gibt, wenn man ihn irgendwo rumsitzen sieht und der Öffentlichkeit präsentiert.
Insgesamt stellt dieser Beitrag keine Empfehlung dar, sondern zeigt, wie ich Unternhemen und Aktie bewerte. Das mein Händchen bei der Aktie nicht glücklich ist, wird im Beitrag deutlich. Wer hier besser agiert, braucht sich damit nicht aufzublasen, denn die Entwicklung der Aktie vorherzusagen ist unmöglich. Es entspricht einer 50/50 Chance richtig zu liegen. Mit jedem Tag erhöht sich jedoch die Wahrscheinlichkeit, dass es eine Gegenbewegung gibt, weil die Unternehmensdaten stimmen. Es gibt derzeit eine panische Loslösung von der Realität. |