... Wirtschaftsjournalismus in Deutschland:
http://www.n-tv.de/wirtschaft/...Tech-Dino-Yahoo-article17445481.html
Da werden schnell ein paar Zahlen ohne tiefere Recherche und ein paar Übrschriften aus dem englischsprachigen Raum zusammengetragen, und schon hat man einen Konzern, der "tiefrote Zahlen" schreibt. Dass es sich dabei um einmalige Sonderabschreibungen handelt und dass Yahoo! ohne seine Investitionen in zusätzlichen Traffic noch immer über $1 Mrd. an Gewinn schreibt, wird dabei vollkommen unterschlagen. Hinzu kommt dann noch die leidliche Steuerdebatte durch diesen englischen Analysten, der es offenbar noch immer nicht geschnallt hat, dass die $9 Mrd. Steuerlast nur dann ein Thema ist, wenn Yahoo! seine Alibaba-Beteiligung ohne vorherige Steueroptimierung veräußern würde. Diese Diskussion haben wir aber schon vor über einem Jahr hinter uns gelassen.
Was ich damit sagen will ist, dass man nicht alles glauben soll, was da so überall geschrieben steht. Wer sich ernsthaft mit Aktien auseinandersetzen möchte, sollte sich auch das Unternehmen und seine Zahken (Bilanzen, Ergebnisrechungen etc.) näher anschauen und sich lieber selbst ein Bild machen, wie es darum steht. Yahoo! hat ein ernsthaftes Führungsproblem, gehört aber dennoch zu den Unternehmen mit den höchsten Gewinnmargen in der Branche und könnte Problemlos auch über $1 Mrd. an Gewinnen erzielen, wenn man ordentlich wirtschaften und investieren würde. Nur weil Frau Mayer keine Ahnung hat, wie man mit 1 Mrd. Usern anständig Umsätze und Gewinne einfährt, ist Yahoo! jetzt nicht gleich ein schwarzes Loch, in dem auch zukünftig Milliarden von Dollar verschwinden werden. Der Hauptgrund für die zuletzt vernichteten $4,5 Mrd. ist blond, weitgehend ahnungslos in dem Bereich, den sie verantwortet, und leider noch immer CEO bei Yahoo!. Das ist ein Umstand, den man sehr leicht ändern könnte, wenn nur endlich einmal richtig durchgegriffen werden würde. Dass diese Person im Moment nichts mehr anfasst und versucht, ist eigentlich auch nachvollziehbar. Um so wichtiger nun der Schritt, dieser "Lame Duck" endlich die Flügel zu stutzen, ...
... aber stattdessen will sie sich natürlich den "erfolgreichen Verkauf von Yahoo!" als kleinen Teilerfolg ans eigene Revert heften. Nur deshalb hat sie noch nicht abgedankt, weil wenn Yahoo! meistbietend an einen oder mehrere Investoren verkauft wird, so wird sie sich und ihre 'Leistung' noch ins rechte Licht rücken (lassen). Dass dieser Verkauf nur über die Aktien der Aktionäre erfolgen kann und dass das für diese unterm Strich selbstverständlich vollkommen steuerfrei sein wird, auf diese Idee kommen N-TV und Mr. Rocco aus London ganz offenbar nicht.
Da der Kurs nun schon eine ganze Zeitlang um die $36 - $37 herumdümpelt, halte ich es inzwischen wieder für sehr wahrscheinlich, dass in Anbetracht der aktuellen Verfahrensweise schon bald ein Verkauf von Yahoo! bekanntgegeben wird, der sich in der Größenordnung von $50 bis $55 je Aktie bewegen wird. Das enzige, das mich bei dieser Geschichte wundert, ist die lange Zeit, die es gebraucht hat, um ein Ziel zu erreichen, das eigentlich schon Ende 2014 hätte erreicht werden müssen. Ich vermute, dass die im November 2014 aufgetretenen Probleme beim großen Gipfel in China der Auslöser dafür waren, wie im Nachhinein mit Yahoo! verfahren wurde. Inzwischen aber scheinen sich die düsteren Wolken wieder aufzulockern und vielleicht kommt es jetzt endlich zum finalen Schlussakt rund um Yahoo!. Am Ende tun wir alle Marissa Mayer womöglich noch Unrecht, indem wir ihre Unfähigkeit anklagen, weil sie schon längst mit ihrer Familie und einer satten Abfindung einen ruhigen Lebensabend in den Hamptons führen würde, wenn Ende 2014 alles so gelaufen wäre, wie es hätte laufen sollen. Stattdessen musste sie Yahoo! plötzlich tatsächlich noch ein paar weitere Monate 'führen' und offenbarte in dieser Zeit ihre unfassbaren Defizite, die man sonst wohl gar nicht mitbekommen hätte ...
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