R. entzaubert darin auch das verlogene Narrativ der "heldenhaften" Robinhood-Trader:
...Heute werden dieselben Millennials, die vor mehr als einem Jahrzehnt [mit der Bankenkrise 2008] über den Tisch gezogen wurden, erneut abgezockt. Arbeitnehmern, die auf Projekt-, Teilzeit- oder freiberufliche Arbeit angewiesen sind, wird derzeit ein neuer Strick angeboten, mit dem sie sich im Namen der „Finanzdemokratisierung“ aufhängen können. Millionen Menschen haben Konten bei Robinhood und anderen Anlage-Apps eröffnet, wo sie ihre knappen Ersparnisse und Einkommen mehrfach gehebelt einsetzen können, um mit wertlosen Aktien zu spekulieren.
Das jüngste GameStop-Narrativ, laut welchem eine geeinte Front heroischer kleiner Daytrader unmoralische, Leerverkäufe tätigende Hedgefonds bekämpft, verbirgt die hässliche Wahrheit, dass hier einmal mehr eine Kohorte schlecht ausgebildeter und verschuldeter Menschen ausgenutzt wird. Viele wurden überzeugt, dass finanzieller Erfolg nicht auf menschenwürdigen Arbeitsplätzen, harter Arbeit und geduldigem Sparen und Investieren beruht, sondern auf unsoliden Anlagesystemen, die mit schnellem Reichtum locken – sowie Spekulationen mit per se wertlosen Anlagen wie Kryptowährungen (oder „Shitcoins“, wie ich sie nenne).
Lassen wir uns nicht täuschen: Das Narrativ, bei dem eine Armee von Millennial-Daviden einen Wall-Street-Goliath zu Fall bringt, ist lediglich als weiterer raffinierter Trick, um ahnungslose Amateuranleger abzuzocken. Wie 2008 wird das unausweichliche Ergebnis eine weitere Vermögensblase sein. Der Unterschied ist, dass diesmal populistische Kongressabgeordnete über Finanzmittler herziehen, weil diese es schutzbedürftigen Gruppen nicht gestatten, sich noch weiter zu verschulden.
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