Heute erschienen - leben die auf dem Mond?
Freenet wird zum Dividendenwert 28.04.2010 | 09:31
Nach abgeschlossenem Konzernumbaufehlt die Wachstumsfantasie
Zusammen mit dem SdK (Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V.) veröffentlichen wir an dieser Stelle auszugsweise einzelne Artikel aus der Sonderausgabe TecDAX. Die komplette Sonderausgabe TecDAX finden Sie auf der Internetseite des SdK.
Die Freenet AG hat 2009 den strategischen Konzernumbau hin zu einem reinen Mobilfunkunternehmen abgeschlossen. Nach dem Verkauf der DSL-Sparte mit ca. 700.000 Kunden an United Internet für 123 Mio. Euro in bar und Aktien der United Internet AG im Mai 2009 folgte im November 2009 schließlich der Verkauf der Webhosting-Tochter Strato AG an die deutsche Telekom für 275 Mio. Euro. Durch diese zwei wesentlichen Verkäufe wurden der Gesellschaft Barmittel von fast 400 Mio. Euro zugeführt, welche hauptsächlich zur teilweisen Tilgung der durch die Übernahme der Debitel AG im Jahr 2008 entstandenen hohen Finanzverschuldung verwendet wurde.
Vom Wachstumsunternehmen zur Cash-Cow
Mit dem Abschluss des Konzernumbaus wurde die Freenet AG nach der Deutschen Telekom, Vodafone, E-Plus und O2 zum fünftgrößten Mobilfunkanbieter in Deutschland. Die gesamte Branche gerät in letzter Zeit jedoch enorm unter Druck, da zahlreiche Neulinge wie simyo,blau.de oder maxxim durch attraktive Prepaid-Angebote den Platzhirschen immer mehr Marktanteile abnehmen. Diesem Trend kann auch Freenet nur mit innovativeren Angeboten, welche meist Mehrkosten verursachen dürften, oder mit Preisnachlässen reagieren. Dies sorgt seit geraumer Zeit für insgesamt rückläufige Umsätze und sinkende Gewinne bei allen Mobilfunkanbietern, obwohl die Anzahl der Minuten, die die Kunden in den Netzen telefonieren, stetig zunimmt. Auch das Geschäftsfeld mobiles Internet dürfte hier kaum für Abhilfe schaffen, da die zusätzlichen Umsätze, welche durch die Datenübertragung generiert werden, auf der Ebene der Sprachtelephonie verloren gehen. Auch herrscht im Bereich der Datenübertragung ein harter Wettbewerb, der relativ schnell auch hier zu rückläufigen Preisen geführt hat.
Angebotsdiversifizierung soll Wachstum bringen
Um für die Zukunft zumindest leicht steigende Umsätze und Gewinnezu erzielen, bietet Freenet neben den Mobilfunk und Internetprodukten (es besteht eine Vertriebspartnerschaft mit der United Internet AG) seinen Kunden auch Strom- und Gasverträge an. Ob sich diese Angebote langfristig für die Freenet AG auszahlen werden, vermag sogar der Vorstandsvorsitzende Vilanek im Interview mit der Süddeutschen Zeitung nicht sicher zu sagen. „Man muss ein Bündel von Aktivitäten probieren und schauen, wie es sich entwickelt“, sagt er. „Ich würde das nicht als Ratlosigkeit bezeichnen, sondern als Realitätssinn. “Die Zahlen für das laufende Geschäftsjahr werden dabei ein erster guter Indikator dafür sein, ob sich diese Strategie auszahlt. Ein positives Zeichen für die Aktionäre dürfte die in diesem Jahr wieder aufgenommene Dividendenzahlung sein. Aufgrund eines Konzernjahresüberschusses von 257 Mio. Euro im Jahr 2009 schlägt die Verwaltung der Freenet AG ihren Aktionären vor, eine Dividende in Höhe von 20 Cent je Aktie auszuschütten. Für das laufende Geschäftsjahrsollen im Jahr 2011 dann sogar 80 Cent bis 1 Euro ausgeschüttet werden.
Aktionariat ändert sich
Mit dem Abschluss des Konzernumbaus veränderte sich auch der Aktionärskreis stetig. Nach der United Internet AG, welche sich im August 2009 im großen Stil von Aktien der Gesellschaft getrennt hat, folgten in den darauf folgenden Monaten noch Permira und der Finanzinvestor Cyrte, welche im September 2009 bzw. im Januar 2010 Aktien der Gesellschaft verkauften. Unsicherheit besteht weiterhin, was mit den restlichen Aktien von United Internet und Drillischan der Freenet AG passiert. Aus strategischen Gründen ist jedoch nicht davon auszugehen, dass sich diese vollständig von Ihrem Anteil trennen werden. Langfristig erscheint vielmehr nur das Überleben von einem großen Wiederverkäufer von Mobilfunkangeboten auf dem Markt wahrscheinlich, womit sich die Frage nach einem eventuellen Zusammenschluss der Freenet AG mit der Drillisch AG stellt. Aufgrund der hohen erwarteten Dividendenausschüttung für das Geschäftsjahr 2010 erscheint der Kurs bei derzeit ca. 9,40 Euro gut abgesichert. Große Wachstumsfantasien bei Umsatz und Gewinn bestehen vorerst jedoch nicht. |