Drei Geschichten: 1. Ich bin im September durch Deutschland gereist. Habe zunächst meine kürzlich verwitwete Mutter per Auto zu meiner Schwester gebracht, die ist mit ihr und ihrem Partner dann am nächsten Tag weiter zum Urlauben ins Allgäu gefahren (3 Haushalte). Habe auf dem Rückweg meinen Sohn besucht, und mir seine neue Wohnung angesehen. Anschliessend zu meinen beiden Töchtern nach Berlin - die Ältere wollte mir u.a. ihren neuen Freund vorstellen, die Jüngere stieß dazu (vier Haushalte). Habe ein Eindruck von der Berliner "Partyszene" bekommen, u.a. beim spätabendlichen Bier vom Späti im Görlitzer Park (zur Rechten in ca. 5m Abstand 5-6 Leute mit Gitarre, von links gab es musikalisch hochspannenden türkischen Jazzrock aus einer Ü30 Vierer-Gruppe). Ähnliches Bild am nächsten Nachmittag auf dem Tempelhofer Feld - gut gefüllt, aber mit Kleingruppen in ordentlich Abstand zueinander. Sehe ich mich und meine "Reiselust" mitverantwortlich für den kommenden Lockdown? Nein! Und das gleiche gilt für alle Berliner, die ich beim "Feiern" beobachten konnte (wobei es fraglos andere Feiern dort gab, die problematisch waren). 2. Die Mitbewohnerin meiner Tochter hatte, schon im Frühjahr, erfahren, dass jemand, mit dem sie auf einer Privatfeier "rumgemacht" hatte, einige Tage danach mit Erkältungssymptomen positiv auf Corona getestet wurde. Daraufhin haben sich sowohl meine Tochter als auch ihre Mitbewohnerin eigeninitiativ beim Gesundheitsamt gemeldet. Besser gesagt - sie haben dies versucht, denn es dauerte drei Tage, bis sie dort durchkamen. Ihnen wurde mitgeteilt, man sei so überlastet, dass man sich um ihren Fall nicht weiter kümmern könne. Wenn sie Erkältungssymptome bekämen, sollten sie sich noch mal melden.. 3. Mein Mieter arbeitet im Rettungsdienst. Er erzählte mir vor einiger Zeit, er gehe davon aus, schon längst Corona hinter sich zu haben. Im Frühjahr sei ein Kollege aus dem Skiurlaub zurückgekehrt, und hätte zunächst gearbeitet, bis sich bei ihm Erkältungssymptome zeigten und er positiv auf Corona getestet wurde. Die Rettungsdienstleitung hätte daraufhin nicht etwa, wie man erwarten sollte, alle Kontaktpersonen bis zum Vorliegen von Testergebnissen nach Hause geschickt. Dazu war die Personaldecke zu dünn. Es gab lediglich die Ansage, wer Erkältungssymptome verspüre, solle doch besser 1-2 Tage nicht zum Dienst kommen. Leider kein Einzelfall - ähnliche Geschichten gibt es aus Pflegeheimen zu Hauf.
Wer sollte nun, wenn es nach Dir ginge, noch mal mit drakonischen Strafen belegt werden? Unverantwortliche Rettungsdienst- und Heimleitungen? Überforderte (oder vielleicht auch nur arbeitsunlustige) Mitarbeiter im Gesundheitsamt? Schlachthofbesitzer, die noch nicht einmal die Namen der Leute kennen, die bei ihnen arbeiten, weil diese über osteuropäische Subunternehmer laufen?
Ach nee, waren ja andere. Leute wie ich, die samt Mutter zur Schwester fahren, so dass dort Mitglieder aus vier Haushalten abends beim Glas Rotwein zusammensitzen.. [Übrigens liegt leider mein Schwiegervater im Sterben. Da kommen dann demnächst 9 Haushalte (2 Töchter, 6 Enkel/innen) zusammen, leider nicht zum Feiern. Meine Töchter werden dann Corona-getestet sein. Haben sich ein gebrauchtes Flixbus-Ticket aus Stettin besorgt, schon hat das Gesundheitsamt reagiert...] |