HANDELSBLATT, Montag, 26. Mai 2003
WCM-Vorstand erwartet keine Probleme
Bank bringt WCM unter Druck
Die geplante Kapitalerhöhung der WCM Beteiligungs- und Grundbesitz AG, Frankfurt, steht auf wackligen Beinen: Denn die Bankgesellschaft Berlin droht, eine Vereinbarung über die Stundung der Darlehen an den WCM-Großaktionär Karl Ehlerding zu kippen, falls der Firmengründer der geplanten Kapitalerhöhung zustimmen sollte. Dies ist heute Gegenstand einer Sitzung der Kredit gebenden Poolbanken des Hamburger Finanzjongleurs Ehlerding, erfuhr das Handelsblatt aus Kreisen der Bankgesellschaft sowie der WCM.
lip/hz HAMBURG/FRANKFURT. Damit will die finanziell angeschlagene Bankgesellschaft Druck auf die anderen Konsortialbanken ausüben, um von ihnen zusätzliche Sicherheiten für ihre Millionen-Darlehen an Ehlerding zu erhalten. Zwar hat das Geldhaus seine Kredite an den WCM-Großaktionär schon weitgehend abgeschrieben. Doch als Sicherheit besitzt die Bank hierfür im Gegensatz zu den übrigen Poolbanken nur die inzwischen stark im Kurs gefallenen WCM-Aktien sowie eine private Bürgschaft Ehlerdings, heißt es aus Kreisen der Berliner Bank. Ihre Sicherheiten würden hingegen bei einer Kapitalerhöhung stark verwässert. Denn die Aktionäre sollen am 4. Juni auf der WCM-Hauptversammlung den Vorstand ermächtigen, das Grundkapital um 50 % zu erhöhen.
Dass die Berliner Bank jetzt Druck auf die Poolbanken unter Führung der Hamburger Vereins- und Westbank ausübt, ist verständlich: Denn diese besitzen neben den WCM-Aktien auch direkten Zugriff auf das Firmenvermögen des Frankfurter Investmentkonzerns, heißt es in Bankkreisen.
Die WCM ist mit rund 5 % an der Commerzbank beteiligt und hält Anteile an der Immobilienfirma IVG sowie der Klöckner-Werke AG. Den Firmenwerten stehen in 2002 aber hohe Verbindlichkeiten von mehr als 2,8 Mrd. Euro gegenüber. Aufgrund des hohen Verlustes von 860 Mill. Euro in 2002 schrumpfte zudem das offen ausgewiesene Eigenkapital von rund 1,68 auf 0,633 Mrd. Euro. Es liegt damit in der Größenordnung der aktuellen Börsenkapitalisierung von 635 Mill. Euro. Am Freitag zog der WCM-Kurs leicht um 0,92 % auf 2,20 Euro an.
Eine Sprecherin der Bankgesellschaft Berlin lehnte hierzu einen Kommentar ab. Sie wolle sich zu einzelnen Kredit-Engagements nicht äußern. WCM-Großaktionär Karl Ehlerding war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Lediglich WCM-Vorstandschef Roland Flach betonte, dass der WCM-Großaktionär im Aufsichtsrat der Kapitalerhöhung zugestimmt habe. Damit sei für die WCM die Meinungsbildung von Karl Ehlerding abgeschlossen. Flach geht davon aus, dass der Antrag über die Kapitalmaßnahme auf der Aktionärsversammlung eine Mehrheit finden wird.
Die Bankgesellschaft hatte Ehlerding Kredite in dreistelliger Millionen Euro-Höhe gewährt. Geld, das der Finanzinvestor unter anderen durch Fehlspekulationen mit Aktien der Commerzbank verloren hatte.
Das Kreditinstitut hatte deshalb im September 2002 zusammen mit der Vereins- und Westbank, der Baden- Württembergischen Bank, Dresdner Bank, DZ, Helaba und WGZ die Notbremse gezogen und ein Stillhalte-Abkommen mit Ehlerding vereinbart. Es sieht vor, private Darlehen der Familie von rund 500 Mill. Euro nicht glatt zu stellen, wenn der Firmengründer innerhalb von zwei Jahren für sein WCM–Paket (41 %) einen Investor findet.
Sollte eine Kapitalerhöhung nicht wie erwartet kommen, dürfte es nach Meinung von Analysten für die WCM eng werden. „Die Lösung soll in Verbindung mit einer Kapitalerhöhung erfolgen, so dass der WCM auch neue Eigenmittel seitens des neuen Großaktionärs zufließen würden“, schrieb HypoVereinsbank- Analyst Andreas Wesse in seiner jüngsten Studie.
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