Zumtobel, Rosenbauer und Polytec sind Wiens heisseste Wetten
2006-09-26 07:55:18 Plus 0,27 Prozent. Exakt so viel hat unser Wien-Portfolio (seit Mai 2005 versuchen wir, mit drei gleich gewichteten Top-Picks den ATXPrime Index zu schlagen) seit der letzten Umschichtung am 26. April zugelegt. Klingt nach nicht viel, ist in Wahrheit aber ein toller Erfolg. Denn seit Monaten ist an der Börse Wien der Wurm drin. Von einem regelrechten Kursgewitter im Mai hat sich der Markt bis heute nicht erholt. Der Prime Index liegt seit unserem letzten Depot-Update 11,13 Prozent im Minus – Dividendenzahlungen bereits inkludiert. Insofern ist es schon beachtlich, dass wir überhaupt ein – wenn auch nur kleines – Plus geschafft haben.
Die Methodik
Unsere Auswahlkriterien haben sich also auch in der Baisse als goldrichtig erwiesen. Dabei handelt es sich um einen Mix aus qualitativen und dynamischen Fundamentaldaten, natürlich stets zukunftsbezogen. Konkret ranken wir alle Werte des Prime Index nach folgenden Kennzahlen: geschätztes Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), erwartetes Gewinnwachstum und Dividendenrendite sowie Empfehlungskonsens der Analysten. In jeder dieser Einzelkategorien werden an die Unternehmen Punkte vergeben, aus deren Summe wir dann die Gesamtsieger ermitteln.
Die Top drei kommen ins Depot. Zuletzt waren das Semperit, Telekom Austria und Agrana. Alle drei haben sich den Umständen entsprechend gut geschlagen, die ersten beiden sogar ganz hervorragend. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass alle drei, wie wir Ende April betont haben, „brave Dividendenzahler sind, was demnächst schöne Erträge bringen sollte." Tatsächlich konnten bei Telekom und Semperit kleine Kursrückgänge von der Dividende mehr als wettgemacht und bei Agrana das Minus reduziert werden.
Kapital bereits verdoppelt
Viel wichtiger als eine kurzfristige Outperformance des Gesamtmarktes ist freilich die längerfristige Performance. Gerade die ist, was das WirtschaftsBlatt-Portfolio betrifft, ganz hervorragend, und sogar noch erfreulicher als dessen jüngste Bilanz. Seit Mai 2005 haben wir insgesamt vier Mal umgeschichtet und mit unseren Picks nicht nur jedes einzelne Mal Gewinne eingefahren, sondern auch jeweils den Markt geschlagen (siehe Grafik). Wer im Mai 2005 genau 1000 Euro in unsere Empfehlungen investiert und danach sämtliche Umschichtungen mitgemacht hat, sitzt heute auf einem Vermögen von 2029,4 Euro. Wer hingegen die gleiche Summe in den Gesamtmarkt investiert hat, hält heute „nur" 1406,9 Euro in Händen. Anders ausgedrückt: Einem Plus von 40,7 Prozent des Prime Index steht eines von knapp 103 Prozent des WirtschaftsBlatt-Portfolios gegenüber.
Nachdem uns Agrana, Semperit und Telekom Austria also sicher durch die stürmische Börsezeit der letzten Monate gebracht haben, ist es unserer Meinung nach nun an der Zeit, sich für den Herbst zu positionieren und unser Depot gegebenenfalls neu auszurichten. Zu diesem Zweck haben wir den Wiener Markt einem neuen Börsetest unterzogen (siehe Grafik). Tatsächlich bleibt kein Stein auf dem anderen. Die zwei neuen Top-Picks heissen Zumtobel und Rosenbauer (in dieser Reihenfolge), an dritter Stelle platzieren sich ex aequo Polytec und Voestalpine. Da wir nur drei Werte ins Portfolio nehmen, müssen wir uns zwischen den beiden letzteren entscheiden und tun dies zugunsten von Polytec. Die Aktie notiert unter ihrem Ausgabekurs und hat theoretisches Aufholpotenzial. Ausserdem zieht die Voest ja nur deshalb gleich, weil sie mehr Dividende zahlt, was derzeit aber irrelevant ist, da ja in nächster Zeit keine Ausschüttungen anstehen.
Die neuen Top-Picks
Somit sind zwei unserer drei Top-Picks Börseneulinge. Zumtobel überzeugt als klarer Sieger, der bei sämtlichen Auswahlkriterien unter den Top Ten des ATXPrime rangiert. Ähnlich gut ist Rosenbauer, nur dass diese Aktie nicht mehr allzu günstig ist: Beim geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für 2006 ist der Feuerwehrausrüster mit einem Wert von rund 13,5 nur die Nummer 16 im Index, sonst überall ebenfalls unter den Top Ten. Polytec wiederum ist vor allem eines: günstig. Das geschätzte KGV liegt unter acht – nur RHI und OMV sind attraktiver bewertet.
Hans Jörg Bruckberger http://www.wirtschaftsblatt.at/abo |