Das Logo des Lastwagen- und Busherstellers MAN. Quelle: dpa
München Vorstand und Aufsichtsrat des Dax-Konzerns bekräftigten am Dienstag in einer Stellungnahme „die industrielle Logik“ eines solchen Bündnisses. Volkswagen hatte mit der überraschenden Aufstockung der VW-Anteile an MAN auf mehr als 30 Prozent Ende Mai ein Pflichtangebot vorlegen müssen - und kann nach Ablauf der Angebotsfrist seine Anteile weiter ausbauen.
„Eine intensivere Zusammenarbeit könnte nach Ansicht beider Gremien zu beträchtlichen Synergien im Bereich der Beschaffung und längerfristig auch in den Bereichen Entwicklung und Produktion führen“, heißt es in der Stellungnahme weiter. Die Situation ist kurios, denn MAN-Chefaufseher Ferdinand Piëch steht auch bei Volkswagen an der Spitze des Aufsichtsrats und gilt als die treibende Kraft hinter der Idee eines gemeinsamen Lastwagen-Konzerns.
In den vergangenen Jahren war die Allianz aber nur wenig vorangekommen. Zuletzt hatte es durchaus auch Kritik an der Doppelrolle Piëchs gegeben; so könne er nicht die Interessen beider Aktionäre vertreten. Bei der Abstimmung über die Stellungnahme des Aufsichtsrats enthielt sich Piëch allerdings, ebenso Audi-Chef Rupert Stadler und Audi-Vorstand Ulf Berkenhagen. In der Stellungnahme heißt es, das Angebot spiegele nicht den tatsächlichen Wert des Unternehmens wider. Zugleich begrüßte MAN, dass Volkswagen den traditionsreichen Konzern und seine Geschäftsfelder, den Sitz sowie die Standorte zu erhalten und vor allem keine Arbeitsplätze abzubauen.
Volkswagen hatte mit dem Erreichen der 30-Prozent-Schwelle bei MAN ein Pflichtangebot vorlegen müssen. Zugleich machten die Wolfsburger aber deutlich, dass eine komplette Übernahme derzeit nicht geplant sei. Das Pflichtangebot liegt mit 95 Euro je Stammaktie gerade einmal auf dem Niveau des Aktienkurses von MAN am Dienstagnachmittag, zum Zeitpunkt des Angebots lag sogar unter dem Wert des Papiers. MAN könne seinen Aktionären die Annahme deshalb nicht empfehlen, auch wenn jeder Aktionär in seiner Entscheidung dennoch frei sei, hieß es. Das Angebot läuft noch bis zum 29. Juni. Mit dem Angebot wurde auch die kartellrechtliche Prüfung einer möglichen Fusion der beiden Lastwagenbauer eingeleitet, deren Ergebnis in der zweiten Jahreshälfte erwartet wird. Bekommen die Niedersachsen von den Behörden grünes Licht, können sie ihre Beteiligung
ganz in Ruhe nach und nach aufstocken.
Von einem engen Zusammenrücken von MAN und Scania erhoffen sich die Wolfsburger auch kräftige Einsparungen. Durch den gemeinsamen Einkauf sollen in einem ersten Schritt Einsparungen von 200 Millionen Euro im Jahr erzielt werden. Mit der Nutzung gemeinsamer Baukästen könnten die Kostenvorteile langfristig auf eine Milliarde Euro jährlich steigen. VW strebt mit dem Übernahmeangebot zunächst eine Beteiligung von 35 bis 40 Prozent bei MAN an. Angesichts der üblichen Präsenz auf den Aktionärstreffen hätte Volkswagen damit die Mehrheit auf der Hauptversammlung.