Ich habe gestern und heute einige Boardmails erhalten wie ich die Börsen im Allgemeinem einschätze, den S&P 500, die Strategie Depotabsicherung mit Index-Shorts und auch zu Jinko. Offenbar interessiert das Thema dann doch einige die hier mitlesen und deswegen erspare ich mir die Boardmails und stelle meine Antworten/Einschätzungen in den Thread.
Da ich absolut der Meinung bin, dass Solarwerte und vor allem die China-Solaris kurstechnisch sehr abhängig sind welche Risikoaversion an der Börse herrscht ist für mich bei der sehr schwierigen Börsenlage der S&P 500, ist es ja schon seit einigen Jahren bekanntermaßen bei mir so, der Dreh- und Angelpunkt für den Jinko-Kursverlauf. Zumindest so lange bis die Börse das Gröbste hinter sich hat und da meine ich, wenn der S&P 500 wie auch der Dow Jones wieder über ihren 200-Tageslinie sind oder es handfeste Jinko-Fundamentals gibt, aber die wird es wohl erst zu den Q3-Zahlen geben und das wird dann noch 6 bis 7 Wochen lang brauchen bis dem so ist.
Mit einem Index-Short sein Depot abzusichern ist halt eine recht teuere Angelegenheit für einen privaten Anleger und einfach ist es eh nicht. Konsequenter wäre dann schon sein komplettes Depot zu verkaufen bis eventuell zu den Aktien die über kein allzu hohe Handelsvolumina verfügen (bei mir z.B. Hypoport) oder bei den China-Solaris, wenn man große 'Stückzahlen nur in Deutschland kauft. Ich bin aktuell, eigentlich seit Jinko und Trina Anfang Juli bei mir ausgestoppt wurden als ich im Urlaub war, mit nicht mal 40% meiner normalen Aktieninvestitionsumme investiert. Wäre Hypoport nicht so klasse gelaufen, dann wäre ich sogar unter 30%. Wobei ich aber fast immer mein Depot ab Mitte April peu a peu runter fahre und so ab Mitte Oktober es wieder hochfahre.
Ich habs ja schon vorletzten Freitag geschrieben, dass es sehr gefährlich ist, dass der S&P 500 aus dem kurzfristigen sich gebildeten Dreieck/Keil (seit dem Crash am 24. August) nach unten raus gerutscht ist und dabei zugleich auch noch seinen signifikanten horizontalen Widerstand von 1.993 gebrochen hat wie auch die 20-Tageslinie unterschritten hat. Viel bearisher ging ja fast nimmer. Seit dem schreit natürlich fast jeder Charttechniker Short, Short, Short und erwarten zumindest die Tiefs vom 24. August, die beim S&P 500 bei 1.867 Punkte und beim Dow Jones bei 15.370 Punkte liegen. Bis es wirklich so weit kommen wird/könnte, haben wir beim S&P 500 den signifikanten horizontalen Widerstand bei 1.903 und beim Dow Jones die 15.980, die wurde beim Dow Jones am Donnerstag schon mal ganz kurz getestet.
Das waren jetzt die sehr wichtigen Marken und wenn die gebrochen werden auf Schlusskursbasis, dann dürfte es wohl wirklich noch eine Runde tiefer gehen und zwar zumindest bis zu den Tiefs vom August. Sollten aber der S&P 500 wieder über seine 20-Tageslinie kommen, die aktuell bei 1.955 liegt, dann könnte sich das Blatt aber ganz schnell ändern. Wobei aber hier dann doch größere Vorsicht angebracht ist, denn die 20-Tageslinie ist halt ein sehr kurzfristige Trendlinie, so dass die Aussagekraft von ihr halt nicht sehr hoch ist. Hat man auch gut in der vorletzten Woche gesehen, als der S&P 500 wieder sehr dynamisch über die 20er ging, die er dann aber 3 Tage später wieder sang- und klanglos verloren hat. Darum wäre es besser sich an die 50-Tageslinie zu halten, aber die liegt aufgrund der kräftigen Korrektur von 8% der letzten 5 Wochen bei 2.026 und somit liegt sie zum aktuellen S&P 500-Punktetstand immerhin fast 5% entfernt. Damit dient die 50er als Signalgeber (Long oder Short) aktuell halt leider nicht. Wird aber spätestens in 2 Wochen nicht mehr so sein, denn logischerweise fällt ja die 50er recht kräftig.
Beim S&P 500 dienen mir momentan die 20-Tageslinie wie auch der Widerstand bei 1.959 als wichtige Signalgeber für Long bzw. Auflösung des Shorts, wenn es da drüber gehen sollte und wer auf Nummer Sicher gehen will aus charttechnischer Sicht, der sollte darauf warten, dass es über die 1.993 geht, denn als dieser Widerstand flöten ging wurde die aktuelle Abwärtswelle eingeleitet bzw. die Erholung des Mini Crashes vom 24. August beendet. Sollten aber die erwähnten 1.903 fallen, dann heißt es für mich die Shortposis auszubauen.
Das ist jetzt die reine Charttechnik und sonst nichts und Charttechnik ist ja nichts anderes wie das Ausloten von Wahrscheinlichkeiten. Da mittlerweile alle Short, Short, Short brüllen könnte aber genau das Gegenteil passieren das könnte das hoch Interessante an der aktuellen Situation sein, denn es gab schon sehr oft an der Börse, dass sich die Kurse genau in die gegensätzliche Richtung bewegen als die Mehrheit meint wissen zu müssen.
Die große Frage ist halt woher sollen die Impluse kommen um den nun wirklich sehr negativen Trend der Weltbörsen durchbrechen zu können. Die Weltwirtschaft läuft nicht sehr gut, aber sie läuft nach wie vor gut. Dass es in einigen Schwellenländer (Brasilien,Russland) richtig mies läuft ist ja nun wirklich keine Neuigkeit, das weiß man schon seit Monaten. Die US-Wirtschaft läuft aktuell sehr gut, was man z.B. an den Autoverkäufen (höchster Absatz seit zehn Jahren) wie auch am Q2-BIP (+ 3,9% - hochgerechnet aufs Jahr) sieht und in Europa läuft die Wirtschaft auch wieder ordentlich, was man zum einem am sich stabilisierten Euro erkennen kann und zum anderen an dem Frühkonjunkturindikator EU-Einkaufsmanagerindex (53,9 Indexpunkte mit starken Zuwächse bei den Auftragseingängen und Auftragsbeständen und das deutet ganz klar Wachstum an, französische Verbrauchervertrauen so hoch wie seit Oktober 2007 nicht mehr). Damit steht eigentlich "nur" hinter China ein Fragezeichen und dass in China die Wirtschaft abstürzt (dabei meine ich ein Wachstum von lediglich 2 bis 3%) glaubt ja wohl niemand so richtig, denn das kann sich die chinesische Regierung gar nicht erlauben, auch wenn China dabei ist ihre Volkswirtschaft umzubauen weg von der reinen globalen Werkbank.
Für mich sieht es momentan so aus, dass die Börsen gerade einfach in einem "normalen" Korrekturmodus stecken, was ja nicht untypisch ist für die Börsenmonate September/Oktober. Ich kenne einige, die in diesen Börsenmonaten kaum investiert sind. Ein Indiz für diese These ist z.B. der TecDAX, denn der liegt immer noch mit 7% deutlich über der 200-Tageslinie und auch der MDAX hat sich nicht mal so schlecht geschlagen, denn der liegt lediglich 2% unter der 200er, während der DAX mit 13% schon mehr als deutlich unter ihr liegt. Kommt natürlich auch daher, weil im DAX sich 3 Autowerte befinden und die zwei bemitleidenswerte Energieversorger EON und RWE. Das ist jetzt der Grund dafür warum man vom DAX-Verlauf nicht unbedingt charttechnischen Rückschlüsse ziehen sollte.
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