Bin ja wieder bei Jinko dick rein als die Börse die Q1-Zahlen total fehlinterpretiert hat und die Jinko-Aktie am 20. Mai sogar auf unter 23 $ abgeschmiert ist. Die erste Tranche habe ich schon drei Tage später verkauft als es über 25 $ ging und die restlichen 400 Jinko-Aktien dann gestern bei etwas über 26 $. Ich woltte meine Gewinne sichern und ein Gesamtplus von etwas über 10% innerhalb der letzten drei Wochen reicht mir zunächst mal. Das erwähne ich nur weil ich weiß, dass es hier den einen oder anderen interessiert wie ich bei bzw. mit Jinko agiere. Bei Canadian Solar suche ich noch den Ausstiegspunkt. Bin dort leicht im Minus mit etwas über 2% nach dem sich die Aktie in den letzten Börsentagen wieder einigermaßen berappelt hat. Meine Spekulation, dass Canadian Solar die 200-Tageslinie angreift und überwindet vor ein paar Wochen ist ja leider durch die US-Strafzollgeschichte nicht aufgegangen. Übrigens liegt die aktuell bei 28,47 $.
Mir sind die ganzen Unsicherheiten derzeit ganz einfach zu hoch rund um die China-Solaris und genau deshalb kann ich nicht mal ansatzweise einschätzen wie es denn hier in den nächsten 4 bis 6 Wochen weiter gehen könnte:
- nach den unerwartet hohen Antisubventionszölle in den USA (Jinko 27%) werden am 24. Juli dann noch Antidumpingzölle verhängt werden.
- Solarworld hat bei der EU Beschwerde eingelegt hat, dass die Chinesen die Mindestpreisregelung mit illegalen Tricks unterlaufen. Solarworld hat der EU-Kommission 1.500 Angebote der China-Solaris übergeben bei denen verschiedene China-Solaris die Mindestpreisregelungen nicht eingehalten haben sollen. So soll z.B. Jinko im April ein Angebot zu 0,45 €/W einem EU-Händler abgegeben haben. Der Mindestpreis liegt seit April bei 0,53 €/W. Sollten die Solarworld Vorwürfe gegen die China-Solaris stimmen und auch nachweisbar sein, dann wird das für den einen oder anderen China-Solaris in der EU riesige Konsequenzen nach sich ziehen. Im Vertrag der EU mit China steht eindeutig drin, dass selbst bei nur geringfügig Verstößen gegen die Auflagen der jeweilige China-Solaris aus der Mindestpreisregelung ausgeschlossen wird und sofort 50% auf den Einfuhrpreis als Zoll fällig wird. Ganz neu sind ja solche Vorwürfe nun auch nicht, denn schon im März hat der britische Solarverband (STA) das Unterlaufen der EU-Mindestpreise indirekt bestätigt in dem er seine Mitglieder gewarnt hat vor illegalen Praktiken bei den Mindestpreisen. Wann es hier zu einer ersten Entscheidung kommen könnte kann niemand abschätzen, aber wenn Verstöße nachgewiesen werden können, dann muss die EU unmittelbar handeln. Da kann es gar kein politisches taktieren geben, denn sonst wird der europäische Gerichtshof sofort auf der Matte stehen.
- bis spätestens 22. August muss sich die neue indische Regierung entscheiden ob sie den sehr hohen vorgeschlagen Antisubventionszölle des indischen Energieministerium zustimmen wird. Die China-Solaris müssten dann mehr als 100% an Strafzöllen in Indien bezahlen.
- Japan wird wohl im August die Richtlinien beim Solarkraftwerksbau deutlich verschärfen in dem nach Genehmigung spätestens nach 6 Monaten mit dem Bau begonnen werden muss und wenn nicht wird die Genehmigung wieder zurück genommen. In Japan gibt es aktuell eine genehmigte Projektpipeline von um die 20 GW, davon sind aber nur so 30% schon gebaut bzw. im Bau. Ein solches Mißverhältnis will Japan mit dem neuen Gesetz verhindern.
Ich halte bei den China-Solaris von Charttechnik eigentlich gar nichts, denn die Aktien sind viel zu newsgesteuert und damit auch hoch volatil. Aber auf wichtige Trendlinie schaue ich dann schon, wobei aber meine Grundlage beim Einstieg bzw. Ausstieg dann eher die Newslage bzw. die zu erwartende Newslage ist und damit bin ich seit 1 1/2 Jahren super gut gefahren mit den China-Solaris. Allzu große Unsicherheiten waren und sind noch nie mein Ding gewesen bei den China-Solaris. Jinko liegt wieder über der 20-Tageslinie (aktuell bei 25,45 $), aber die hat eh keine allzu große Aussagekraft, denn Jinko hat seit Februar immer mal wieder die 20-Tageslinie von unten nach oben durchbrochen und trotzdem ging es stetig bergab. Viel wichtiger ist die 50-Tageslinie, da sie in den USA sehr beachtet wird. Diese Marke liegt aktuell bei 26,76 $ und somit knapp über dem aktuellen Kurs. Aber auch bei der 50-Tageslinie gab es seit Februar schon 4 (Fehl)Ausbrüche nach oben, die dann durch schlechte News wieder schnell rückgängig gemacht wurden. Die wichtigste Trendlinie überhaupt ist die 200-Tageslinie und die liegt aktuell bei 27,40 $. Vor 3 Wochen konnte Jinko die wieder zwischenzeitlich knacken, aber durch die bekannt gegebenen US-Strafzölle wurde sie dann auch gleich wieder verloren. Wenn Jinko die 200-Tageslinie knacken könnte, dann wäre das schon mehr als ein positives Signal. Von April 2013 bis Mitte Mai 2014 hat Jinko immer über der 200 Tageslinie notiert und erst als die Q1-Zahlen vom Markt komplett falsch interpretiert wurden ist die Aktie unter die 200-Tageslinie gerauscht. Wobei ich bei diesen ganzen Unsicherheiten mir eigentlich nicht vorstellen kann, dass Jinko die 200-Tageslinie zurück gewinnen kann. Aber bei den China-Solaris weiß man das eh nie.
Dass die Yingli-Zahlen am Montag die China-Solaris belasten könnte glaube ich nicht. Yingli hat ja schon Anfang März eine deutlich Umsatzwarnung abgegeben, dass der Modulabsatz in Q1 um gut 30% rückläufig sein wird gegenüber Q4 (alte Guidance lag bei einem Rückgang von 25%) und dass die Bruttomarge zwischen 15,5 bis 16,5% liegen wird (alte Guidance lag zwischen 14 bis 16%). Somit dürften böse Überraschungen von den Q1-Zahlen am Montag eigentlich ausbleiben. Darum denke ich mal, dass die Analystenschätzungen bzw. die Markterwartungen zu den Yingli Q1-Zahlen auch einigermaßen passen mit einem Umsatz von 464 Mio. $ (- 24% gg. Q4), einem leichten negativen EBIT von 2 Mio. $ und wie immer bei Yingli einem deutlichen Nettoverlust von 37 Mio. $. Übrigens erwarten die Analysten bei Yingli den Turn Around in Q4 mit einem leichten Nettogewinn von 15 Mio. $ und das sollte dann auch Yingli in der Conference Call bestätigen. Denke ohnehin, dass die Yingli-Aussagen in der Conference Call viel wichtiger sind wie die Zahlen, denn die oben aufgeführten Unsicherheiten sind sehr hoch und kaum einschätzbar. Da ist es dann schon aufschlussreich, wenn der größte Modulbauer der Welt seine Sicht der Dinge erläutert. Auch wie Yingli den chinesischen Markt einschätzt (Nachfrage und Modulpreisentwicklung) wird hochinteressant sein und nicht unerheblich für Jinko.
Ich bin mir sehr sicher, dass China ihre großen Solarunternehmen nicht im Regen stehen lassen wird. Gerade jetzt wo sie sich wieder gefangen haben. China wird alles tun, dass zumindest die Tier 1 China-Solaris nicht unter die Räder kommen werden. Sei es, dass die Zubauraten deutlich erhöht werden in dem z.B. einfach mehr Solarkraftwerke genehmigt werden wie vorgesehen bzw. geplant ist, aber auch in der Kreditvergabe, dass da wieder gelockert wird, denn unendlich viele Kapitalerhöhungen wird der Finanzmarkt irgendwann nicht mehr akzeptieren. Jinko hat in den letzten 9 Monaten immerhin seine Altaktionäre um etwas über 40% verwässert. Ein Indiz dafür, dass die Kreditvergabe gelockert werden könnte ist die eigentlich insolvente LDK. Die hat vor zwei Wochen einen Kredit von 321 Mio. $ von der staatlichen China Development Bank erhalten.
Bin wirklich gespannt wie sich diese ganzen riesigen Unwegbarkeiten auflösen werden. Abschätzen kann das wohl aktuell niemand. Leicht wird es für die China-Solaris sicher nicht und man wird das auch an den Zahlen, vor allem Gewinnzahlen, sicher erkennen können ab Q3, aber die China-Solaris waren schon immer sehr flexibel, so dass ich davon ausgehe, dass der Großteil durchaus gute und pfiffige Lösungen finden werden. |