Bund-Future: Wo bleiben die Bullen?von Andreas Wolf Liebe DaxDaily Leser,
für gewöhnlich profitiert der Anleihemarkt von so ausgeprägten Schwächephasen wie sie der Aktienmarkt erlebt relativ deutlich. Bis zum Ende des vergangenen Jahres konnte diese Wechselwirkung, die mit dem Begriff Sicherheit begründet ist, auch gut beobachtet werden. Mit Beginn des neuen Jahres hat der Bund-Future, das Börsen-Barometer für den Anleihemarkt, aber spürbar an Aufwärtsdynamik eingebüßt. Zwar brachten die ersten Handelstage in 2009 noch einmal einige Zugewinne, die Widerstandsmarke um 126 Prozent konnte aber nicht mehr nachhaltig durchbrochen werden. Hauptschuld für die abnehmende Begeisterung der Anleger trägt die zunehmende Gefahr einer dramatischen Schuldenerhöhung durch den Bund. Weniger Sorgen bereitet den Investoren dabei die Verabschiedung der Konjunkturpakete I und II, als vielmehr die Tendenz der Politiker, nicht nur mit Bürgschaften, sondern auch reellen Beteiligungen an Banken und Industrieunternehmen neue Verpflichtungen einzugehen. Welche Belastungen sich dadurch künftig im Bundeshaushalt ergeben ist noch völlig offen und schürt zusätzliche Verunsicherung.
Ein weitere nicht ganz greifbare Gefahr für den Steuerzahler sind die staatlichen Hilfen, die zur Restaurierung des Bankensystems notwendig sein werden. Die bisherige Vorgehensweise glich einer Art Salamitaktik. Bei Bedarf wird jeweils eine Geldspritze erteilt, die dann zunächst vollständige Gesundung verspricht. Tritt dieser Fall nicht ein, wird die Doktorentasche erneut geöffnet. Das daran nicht nur der Finanzminister, sondern auch der fähigste Buchhalter verzweifelt, wundert nicht. Noch mehr verunsichert dies aber jene Anleger, die davon ausgehen, dass Deutschland seinen Verschuldungsgrad nicht über Gebühr überdehnt. Angesichts von Erhebungen der Bundesbank und der BaFin muss die Regierung darauf gefasst sein, über die bisher zur Verfügung gestellten 100 Milliarden Euro noch weitere 300 Milliarden Euro als Nothilfe für toxische Wertpapiere zur Verfügung zu stellen. Es mangelt aber scheinbar an der Fähigkeit und dem politischen Mut, die Öffentlichkeit von der Notwendigkeit dieses Leihe-Geschäfts zu überzeugen. Ein weiteres Zaudern und Hadern nagt aber nicht nur an der Reputation der Banken, sondern auch an jener der verantwortlichen Politiker. Da es bereits zahlreiche Beispiele über ähnlich gelagerte Fälle in anderen Ökonomien (Japan) gibt, sollte Überzeugungarbeit eigentlich nicht ganz so schwierig sein, zumal über eine längere Frist ein großer Teil der Ausleihungen wieder einbringbar, also für die Bundesfinanzen nicht verloren ist.
Wie auch immer eine Lösung für die Banken-und Konjunkturkrise finanziell aussehen wird, ohne eine stärkere Belastung des Bundeshaushaltes wird sie nicht auskommen. Auch die Chart-Technik signalisiert eine stärkere Konsolidierungsphase des Bund-Futures. Der seit Oktober gültige Aufwärtstrend steht zum zweiten Mal innerhalb dieses Monats zur Disposition. Wird er durchbrochen, könnte zwar noch die steigende 38-Tage-Linie schnelle Verluste verhindern, angesichts der deutlichen Schwächesignale seitens des MACD-Indikators gehe ich aber davon aus, dass es dann zu direkten Abgaben bis 122 Prozent kommen wird. Zwischen der Aufwärtsbewegung des Bund-Futures seit Anfang Dezember und der Entwicklung des MACD hat sich nämlich eine Divergenz, eine Abweichung, ergeben. Der MACD-Indikator vollzieht den Aufwärtstrend nicht mehr mit und fällt ab. In der Regel folgt der Kursverlauf dem Indikator, so dass Gewinnmitnahmen in nicht mehr allzu ferner Zukunft liegen dürften. Einer anschließenden, begrenzten Erholung dürfte dann mittelfristig eine zweite Abwärtswelle folgen. Spätestens dann, wenn die staatlichen Stützungsmaßnahmen in der Wirtschaft anschlagen haben und Inflation wieder ein Thema wird, ist die Rallye am Anleihemarkt beendet. |