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Kröpeliner entwickelt Flüster-Windrad Stefan Bockholt leitet die Entwicklung der Turbinen bei Eno Energy. Regionalität ist dem 35-Jährigen wichtig.
Brusow. Für Stefan Bockholt sind Windräder faszinierend. „Eine Turbine ist unglaublich komplex“, erklärt der 35-Jährige. „Von Aerodynamik bis zu Starkstrom steckt alles darin.“ Der gebürtige Rostocker arbeitet seit acht Jahren für das Unternehmen Eno Energy System — mittlerweile als Leiter für Forschung und Entwicklung. „Studiert habe ich Elektrotechnik“, erzählt der Ingenieur, der in Kröpelin aufgewachsen ist. „Während meines Studiums hatte ich noch gar kein Interesse an Windmühlen“, gibt er mit einem Lächeln zu. Heute hat er rund 90 Mitarbeiter unter sich — viele davon aus der Region.
Sein aktuelles Projekt: Die Windkraftanlage in Brusow bei Kröpelin. „Dort stellen wir derzeit unseren Prototypen des Modells 114 auf“, sagt Bockholt. 150 Meter hoch, Rotordurchmesser 114 Meter, 3500 Kilowatt Leistung. „In dieser Turbine haben wir sozusagen unser gesamtes Knowhow gebündelt“, sagt Bockholt stolz. Eigentlich sollte die Anlage schon fertig montiert sein. „Der Wind hat uns aber einen Strich durch die Rechnung gemacht. Deshalb ist bisher nur ein Rotorblatt angebracht“, erklärt er. „Bei mehr als 30 km/h Windgeschwindigkeit können wir nicht arbeiten.“
Dass die Anwohner von dem weißen Ungetüm nicht begeistert sind, kann er verstehen. „Proteste gibt es bei Windkraftanlagen immer“, sagt der Wahl-Kühlungsborner. „Dazu haben die Bewohner auch ihr gutes Recht. Aber irgendwo muss so ein Ding eben hin.“ Und aus messtechnischen Gründen sei Brusow perfekt. „Wir werden an der Anlage in den nächsten Jahren Messungen durchführen, die notwendig sind, um die Turbine auf den Markt zu bringen“, erklärt der Entwicklungsingenieur. „In naher Zukunft wird dort noch ein zweites Windrad gebaut, um zu ermitteln, wie sich die beiden Anlagen beeinflussen.“ Bockholt betont: „Viele unterstellen uns, mit dem Windrad Profit zu erwirtschaften. Doch das stimmt nicht.“ Bis ein Prototyp läuft, müsse das Unternehmen rund fünf Millionen Euro investieren — für den Aufbau und die Messgeräte. „Das können wir durch den Betrieb nicht wieder reinholen.“
Regionalität ist Stefan Bockholt wichtig: „In den kommenden Jahren wollen wir an unseren Standorten in Rostock und Rerik die Fertigungstiefen erhöhen.“ Sprich: Mehr Komponenten für die Turbinen sollen selbst produziert werden. „Soweit das möglich ist, wollen wir die Wirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern aufbauen“, erklärt Bockholt. „Damit schaffen wir natürlich auch mehr Arbeitsplätze.“
Neben der regionalen Erweiterung arbeitet Bockholt an einem internationalen Kundenkreis. „Die Marktlage in Deutschland wird immer unsicherer“, sagt er. In Skandinavien, Frankreich und England sehe er hingegen Potenzial. „Um die Windanlage 114 jedoch verkaufen zu können, müssen wir nun beweisen, dass die Anlage hält, was sie verspricht“, sagt Bockholt. „Und das schaffen wir eben nur dank unseres Prototypen.“
Turbinen aus der Region 110 Millionen Euro Auftragsvolumen plant Eno Energy derzeit für Standorte in Deutschland im Jahr 2014. 1999 gründete sich das Unternehmen, damals noch als Windparkplaner. Seit 2006 baut Eno Energy Windturbinen selbst. Die deutschen Standorte befinden sich in Rerik, Rostock, Dresden, Stuttgart, Berlin, Hamburg und Leipzig. |