Komplex ist das Business weil es verschiedenste Bereiche betrifft. Du bist Konzertveranstalter, Gastronom, Textileinzelhändler, TV-Rechte Vermarkter, Werbeagentur, Ausbildungsstätte etc. pp. Die Arbeiutsverteräge die Du aushandeln musst, sind deutlich individueller und komplexer als in jeder anderen Branche dieser Welt. Zugleich verhandelst Du mit nicht direkt mit deinem AN, sondern mit dessen berater, der nichts anderes macht als permanent den markt zu sondieren und der - darauf kannst du wetten, genau dann kommt und nachverhandeln will, wenn die Fans im Stadion anfangen, den Namen seines Mandanten zu rufen. Dann kommt der Berater um die Ecke und erzählt dir was für tolle Angebote ihm vorliegen und was du davon hältst das Gehalt sofort zu verdoppeln, weigerst du dich sagt er dir schon jetzt, dass das mit der Vertragsverlängerung im Sommer nichts werden wird und der Spielera b sofort mehr Geld benötigt. Bestehende Verträge bedeuten gar nichts, jedenfalls wenn es gut läuft, wehe aber es läuft schlecht, dann bist du als Verein sowieso der Dumme, weil Du dann der Spieler die vertragslaufzeit aussitzen kann. Letztlich sitzen die Spieler und auch Trainer wenn es ums monetäre geht immer am längeren Hebel, egal wie es läuft. Außerdem hast Du, gerade in Vereinen, in denen die emotionale Bindung der Fans nicht so groß ist, immer das Problem, dass durch zuviel oder zuwenig sportlichen Erfolg sich deine komplette Finanz- und Businessplanung fast immer automatisch zerschießt. Denn mehr erfolg, heißt mehr zuschauer, mehr nachfrage und absatz, das wiederum führt schnell zu überforderung der mitarbeiter, sowohl im Stadion zB Bierausschank, aber auch auf der Geschäftsstelle bei trikotbestellungen, so kommt es dass oftmals schon im März es in vielen Größen keine Trikots mehr gibt, da ausverkauft. das wiederum führt zu Unzufriedenheit der Fans. Plant man zu optimistisch und der sportliche Erfolg bleibt aus, bleibst du auf der Ware sitzen. Hinzu kommen die Medienvertreter, denen Du es Recht machen musst, um nicht in die Schusslinie zu geraten, und die nicht selten gezielte Meinungsmache betreiben. Schließlich können dir auch noch deine eigenen Fans in die Suppe spucken, siehe den Feuerzeugwurf in Osnabrück, der zum Ausschluss aus einem ganzen Wettbewerb führen kann. verletzungen deiner besten Spieler, die Abhängigkeit von Spielerscouts, die oft auch von sachfremden Interessen geleitet sind. es gibt mit Sicherheit keine Branche, in der es mehr schwarze Kassen, verdeckte Kickbacks uvm. gibt. Ich könnte diese Liste beliebig fortführen und bleibe dabei: Das Business ist hochkomplex, auch wenn der Fußball im Prinzip ein genial einfaches Spiel ist.
Noch etwas: Im Fußball geht es nicht nur um sportlichen Erfolg, was noch mehr zählt sind Emotionen. Du verkaufst letztlich kollektiv-extatische Erfahrungen, im positiven und zuweilen auch im negativen. Deswegen zählen auch nicht nur Punkte, sondern im Prinzip jedes Tor, auch wenn es schon 4-0 steht. Auch eine dramatische Misserfolgsserie kann einen Verein mittelfristig emotional stärken. Der BVB ist das beste Beispiel, weil er ein extremer Verein ist, bei dem es auch mal extrem schlecht läuft. Das bietet zugleich Chancen. Kommt man dann nämlich wieder in die Erfolgsspur zurück, sind die Emotionen ungleich größer und die emotionale Bindung der Fans zum Verein wächst überproportional. Und genau das ist der eigentliche Wert des Vereins: Die emotionale Bindung von geschätzt mindestens 2.000.000 Menschen, für die dieser Verein eine echte Ersatzreligion ist. Das ist das eigentliche Human-Kapital, das sich aber leider in keiner Kennzahl ausdrücken lässt. Der Vorschlag, die zentralvermarkteten TV Gelder demnächst mehr nach der Beliebtheit bei Fans (sprich der Anzahl der Abonnenten nach Fanlagerzugehörigkeit) zu schlüsseln, ist ein Weg in die richtige Richtung, der den Verein extrem aufwerten wird und die Wichtigkeit des sportlichen Erfolgs relativieren wird. Die Verteilung der TV Gelder nach Einschaltquote wird das Produkt Bundesliga besser machen, weil die Quersubventionierung seelenloser Kunstprodukte wie Hoffenheim aufhört und dem schleichenden Tod großer Traditionsvereine vorbeugt. Zugleich ist das auch der einzige Weg, um Fuballaktien perspektivisch vom Zockerpapier in ein potentiell nachhaltiges Invest zu verwandeln. Sportlicher Erfolg im Fußball ist nicht dauerhaft planbar, die Bindung von Fans und Emotionen schon. Ich glaube an diese Entwicklung und bin und bleibe (auch) aus diesem Grund langfristig investiert. |