Alstom verschont den Standort Mannheim Betriebsvereinbarung: Stellenabbau fällt deutlich geringer aus / "Markt hat geholfen" Von unserem Redaktionsmitglied Matthias Kros Mannheim. Am Mannheimer Standort des französischen Alstom-Konzerns werden erheblich weniger Stellen abgebaut als geplant. Statt der vom Management ursprünglich geforderten 450 Arbeitsplätze sollen nur gut 200 verschwinden. Das sieht die jetzt unterzeichnete Betriebsvereinbarung vor, die gestern der Belegschaft präsentiert wurde. Zusätzlich abgefedert wird der Jobabbau dadurch, dass sich Alstom verpflichtet, mindestens 125 zusätzliche industrielle Arbeitsplätze durch Ansiedlung neuer Gesellschaften auf dem Werkgelände zu schaffen, etwa bei eigenen Zulieferern. Gerard Brunel, Vorstandschef der Alstom Power Generation AG, räumte aber ein, dass das "gar nicht so einfach wird".
Unabhängig davon bleibt aber der bereits im Jahr 2003 vereinbarte Abbau von 520 Stellen bis zum Jahr 2007 bestehen. Deshalb werden nach Ablauf der aktuellen Betriebsvereinbarung im Jahr 2010 am Standort nur noch rund 1500 Mitarbeiter beschäftigt sein. 2003 waren es noch rund 2200.
Die meisten der jetzt ins Visier genommenen 200 Arbeitsplätze werden in der Generatorenfertigung verloren gehen, die wie erwartet frühestens 2007 von Mannheim nach Polen verlagert wird. Diese sehr personalintensive Produktion sei an einem Hochlohn-Standort wie Mannheim auch künftig nicht kostendeckend möglich, sagte Brunel. Ansonsten blieben aber alle Funktionen und Fähigkeiten des Werkes erhalten, betonten die Betriebsräte Udo Belz und Ralf Eschmann sowie Peter Toussaint von der IG Metall. Mannheim werde sogar das europäische Hauptquartier für das Neugeschäft mit Dampfturbinen und soll sie künftig auch entwickeln. Das sei ein wichtiges "Alleinstellungsmerkmal für Mannheim", waren sich die Arbeitnehmervertreter einig. "Wir müssen aus der Beliebigkeit eines Alstom-Werkes heraus".
Der Betriebsversammlung waren äußerst zähe, fast einjährige Verhandlungen voraus gegangenen. Dennoch zeigten sich beide Seiten gestern mit dem erzielten Ergebnis zufrieden. Belz sprach von einem "ausgewogenen Kompromiss". Man habe durch den Einbau "hoher Schwellen" betriebsbedingte Kündigungen praktisch ausschließen können. Außerdem gebe es die Vereinbarung, dass bei größeren Neuaufträgen zusätzliches, hoch qualifiziertes Personal eingestellt werde.
Brunel dämpfte allerdings allzu hohe Erwartungen: "Wir glauben, dass das Personal ausreichen wird". Mit dem Ergebnis zeigte sich aber auch der Vorstandschef zufrieden: Es handele sich um eine "tragfähige Lösung", die dem Standort eine Perspektive gebe.
Einig waren sich beide Seiten schließlich darin, dass letztlich die positive Entwicklung auf dem Markt für Kraftwerksbauer dem Standort einen größeren Stellenabbau erspart habe. Mehrere Stromerzeuger hatten zuletzt Investitionen in Milliardenhöhe angekündigt. "Der Markt ist uns zu Hilfe gekommen", sagte Belz. Und Brunel ging sogar noch weiter: "Der Markt hat das entschieden".
|