11:43| Kaufhof – Karstadt Drucken Versenden Bewerten Metro-Chef Cordes erwartet Warenhaus-Fusion
Metro-Chef Cordes ist sich sicher, dass ein Zusammenschluss von Karstadt und Kaufhof unausweichlich ist.
Eckhard Cordes, Vorstandsvorsitzender der Metro Foto: picture alliance / dpa Eckhard Cordes, Vorstandsvorsitzender der Metro, zu der auch Kaufhof gehört, kann sich einen Zusammenschluss der Warenhäuser auf europäischer Ebene vorstellen
von Hagen Seidel
Metro-Chef Eckhard Cordes hat den Kampf um Karstadt noch nicht aufgegeben. In einem Gespräch mit der „Welt am Sonntag“ meldet er weiterhin Interesse an der Warenhauskette an, um sie mit Metros Kaufhausmarke Kaufhof zusammenzulegen. „Eine gute Lösung ist der Zusammenschluss von Kaufhof und Karstadt. Die Marktanteile der Warenhäuser am deutschen Einzelhandel sinken seit Jahren, der Markt ist nicht groß genug für zwei. Irgendwann wird es zu einem Zusammenschluss kommen, wann und unter welchen Umständen auch immer“, sagte Cordes. Schon vor der Insolvenz von Karstadt im Juni 2009 hatte Metro versucht, die besten Standorte des Essener Konkurrenten zu übernehmen.
Er sprach zudem einen europäischen Zusammenschluss an, bei dem auch der Kaufhof eine Rolle spielen könne. Zwar wollte er zu den aktuellen Karstadt-Übernahmebemühungen durch den italienischen Warenhausbetreiber Maurizio Borletti oder ähnliche – inzwischen gescheiterte – Pläne der spanischen Warenhauskette El Cortes Ingles nicht direkt Stellung nehmen. Doch sagte Cordes: „Eine solche, wie auch immer geartete europäische Warenhausallianz hätte viel Charme. So könnten die Warenhäuser in Deutschland von Erfahrungen in den anderen Ländern und von gemeinsamen Einkaufsvorteilen profitieren und auch Marken bekommen, die bisher von europäischen Wettbewerbern – aber nicht von uns – angeboten werden können.“
Drei Angebote und zwei halbe
WELT ONLINE zeigt die an Karstadt interessierten Investoren und ihre Angebote
Triton Der deutsch-schwedisch-amerikanische Investor Triton fordert vom Vermieterkonsortium Highstreet einen Mietabschlag und von den Mitarbeitern weitere Zugeständnisse. Auch ein Arbeitsplatzabbau ist nicht ausgeschlossen.
Berggruen Der Investor Nicolas Berggruen, der vor allem im Immobiliengeschäft aktiv ist, verlangt lediglich Mietreduzierungen und besteht auf keine weiteren Zugeständnisse der Mitarbeiter.
Highstreet Das Konsortium Highstreet ist offenbar bereit, innerhalb von fünf Jahren auf 230 Millionen Euro Miete zu verzichten. Dafür sollen die Mitarbeiter unentgeltlich länger arbeiten.
Pachomow Per Brief hat auch der St. Petersburger Unternehmer Artur Pachomow eine Offerte eingereicht. Sie ist aber nicht vollständig und gilt somit nicht als Angebot. SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier hat für die Russen Kontakt zum Insolvenzverwalter hergestellt. "Das hat Herr Steinmeier gemacht", sagte ein Sprecher SPD-Bundestagsfraktion WELT ONLINE.
Metro Ebenfalls kein echtes Angebot ist der Brief von Metro. Denn der Mutterkonzern des Kaufhofs will nur einen Teil der Karstadt-Häuser schlucken.
Im deutschen Warenhausmarkt sieht er einen „gewissen Konsolidierungsbedarf“. Es sei „notwendig, die Kräfte zu bündeln. Es gibt riesige Renditeunterschiede zwischen den Häusern derselben Ketten in Deutschland. Und zumeist sind diese Unterschiede wesentlich vom Standort geprägt. Wenn man sich auf die guten Plätze konzentriert, kann man auch mit Warenhäusern in Deutschland gutes Geld verdienen“, so Cordes.
Metros Verbrauchermarktkette Real, die lange Zeit rote Zahlen schrieb, ist derzeit offenbar nicht mehr vom Verkauf bedroht. Dank des eingeleiteten Sanierungsprogramms steige die Rendite. „Wenn sich dieser Trend fortsetzt, ist Real für uns ein gutes Geschäft. Deshalb ist es derzeit unwahrscheinlich, dass wir Real verkaufen“, sagte Cordes.
Den Verbrauchern sagte der Chef des größten deutschen Handelskonzerns steigende Lebensmittelpreise voraus: „Die Zeit der ungehemmten Preiskämpfe neigt sich dem Ende zu – weil allein über den Preis kaum noch Marktanteile zu gewinnen sind. Das ist für den Verbraucher aber nicht besonders dramatisch, weil Lebensmittel in Deutschland immer noch – auch im EU-Vergleich – relativ günstig sind“, meint Cordes. Anzeige
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