Hintergrund Die Liste der Aktien mit Übernahmephantasie ist noch lang
25. Februar 2004 Das Geschäft mit Übernahmen und Fusionen ist nach einer längeren Durststrecke mit der Erholung am Aktienmarkt gerade wieder angesprungen. Auch sonst tut sich einiges in den Aktionärskreisen deutscher Unternehmen. Und sei es nun, daß sich die Zahl der frei handelbaren Aktien (Free Float) bei einigen Titeln durch den Rückzug eines Großinvestors erhöht.
Aus Aktionärssicht ist das in der Regel eine positive Entwicklung. Winken doch nicht selten Übernahmeprämien oder im Falle eines breiteren Aktienangebots eine höhere Gewichtung der jeweiligen Titeln in den Aktienindizes, was tendenziell zu einer höheren Nachfrage und damit steigenden Kursen führt.
Übernahmen und höhere Aktienzahl für Aktionäre oft vorteilhaft
Da ist es eine gute Kunde, daß sich in dieser Hinsicht am deutschen Aktienmarkt in nächster Zeit noch einiges tun dürfte. Zumindest kommen die Analysten von HSBC Trinkaus in einer Studie zu dem Schluß, daß der deutsche Kurszettel noch etliche Titel beinhaltet, die als Übernahmekandidaten in Frage kommen oder bei denen Veränderungen im Free Float denkbar sind.
Als langfristig Übernahmeziele werden dabei Commerzbank, DaimlerChrysler, IWKA, WCM und Zapf Creation genannt. Bei vielen anderen Unternehmen sind Übernahmen oder ein Anstieg des Free Float möglich. Dazu gehören Hypovereinsbank, Linde, MAN, Schering, Tui, Beru, Comdirect, IVG, K+S, Leoni, MLP, Aixtron, Elmos und Mobilcom.
Eine Ausweitung des Free Floats sei zudem bei Allianz, Bayer, Deutsche Telekom, Deutsche Post, Infineon, Münchener Rück, RWE, Aareal Bank, Bilfinger Berger, Degussa, Fraport, Hannover Rück, Heidelberger Druck, Heidelberger Zement, Hochtief, KarstadtQuelle, Jenoptik, Kontron und T-Online denkbar.
Ein besonderer Anreiz, sich von Aktienpositionen zu trennen, könnte für Großaktionäre laut HSBC Trinkaus die Abschaffung der Steuer auf Veräußerungsgewinne aus dem Jahr 2002 sein, die die steuerfreie Realisierung stiller Reserven in Form von Beteiligungen an inländischen Unternehmen ermöglicht. Die seit zwei Jahren geltende Steuerbefreiung kann jetzt an Bedeutung gewinnen, denn mit den Aktienkursen sind in den letzten zwölf Monaten auch die unrealisierten Gewinne deutlich gestiegen. Außerdem wird die Besteuerung möglicherweise nächstes Jahr wieder eingeführt. Und nicht zuletzt könnten auch neuerliche Rückschläge auf den Aktienmärkten die Gewinne schmälern.
Hohe Bewertung läßt manches Fusionsgerücht im Bankensektor fragwürdig erscheinen
Mit dem Verweis auf Bewertungsbedenken werden im übrigen die Fusionsgerüchte zum deutschen Bankensektor von den Analysten bei HSBC Trinkaus zurückhaltend beurteilt. Denn angesichts der Tatsache, daß sich die Aktienkurse dieser beiden Banken in den letzten zwölf Monaten verdreifacht haben, dränge sich die Frage auf, warum ein potentieller Bieter nicht zu den Schnäppchenpreisen des letzten Jahres zugegriffen habe. So lägen die Kurs-Gewinn-Verhältnisse auf Basis der Gewinnschätzungen für 2004 der HypoVereinsbank und der Commerzbank zwischen 15 und 16, während das KGV des Dow Jones Euro Stoxx-Bankenindex nur zwölf betrage.
Natürlich könnte man argumentieren, daß der Markt inzwischen von Synergien und einer höheren Eigenkapitalrendite für einen potentiellen neuen Eigentümer ausgeht, was letztlich zu einem attraktiven Übernahmeangebot führen könnte und damit die derzeitige Prämie rechtfertigt. Aber eine gewisse Skepsis sei dennoch angebracht.
Ansonsten stuft HSBC Trinkaus Titel wie Allianz, Deutsche Post, Infineon, Linde, MAN, RWE, Schering, Bilfinger Berger, Degussa, EADS, Fraport, Hannover Re, IWKA, Leoni, MG Technologies und Elmos Semiconductor als tendentiell günstig bewertet. Diese Werte erschienen somit für Bieter attraktiv, weniger für Plazierungen.
Vergleichsweise hoch bewertet sind Beru, Comdirect, Heidelberger Druck, Hochtief, Kontron, Pfeiffer Vacuum und Süss Microtec. Damit sind Platzierungen für Anteilseigner vorteilhaft, Übernahmen durch potenzielle Bieter weniger. Allerdings gibt es unter den genannten Unternehmen auch solche, bei denen potentiell sowohl eine Übernahme wie auch Zweitplatzierungen in Frage kommen können. |