Vor den Zahlen sollte man aber bitte eines nicht vergessen, so gut sieht der S&P 500 noch nicht aus, dass man jetzt schon in Jubelarien ausbrechen sollte. Der S&P 500 ist am Freitagabend haargenau auf seine immens wichtige Nackenlinie des Doppeltiefs von 1.947 wieder runter gekommen. Der S&P 500 muss über den 1.947 bleiben und wenn dieses Antesten der 1.947 erfolgreich sein wird, dann kann man meiner Einschätzung nach wirklich All In gehen (nicht nur auf Jinko bezogen), aber trotzdem sollte man sein Moneymanagement nicht aus dem Auge verlieren.
Aber jetzt versuche ich mal ein paar Fragen zu beantworten, aber damit wird diese Post richtig lang und stellenweise auch wohl langweilig man halt doch richtig ins Detail gehen muss. Warum gehst du nur von 33 Mio Umsatzerlösen aus Stromverkäufen aus?
1. Man weiß ja überhaupt nicht zu welchem Zeitpunkt Jinko die mindestens 260 MW fertig hatte bzw. wann sie ans Stromnetz angeschlossen werden (wurden sie z.B. erst im Dezember angeschlossen, dann kommen ja kaum Umsätze dazu).
2. Die Sonneneinstrahlung in Q4 ist sicher deutlich schlechter wie im besten Jahressonnenquartal Q3 (Juli bis September).
3. Man darf bei den Stromumsätzen auch nicht vergessen, dass der Yuan um etwa 4% abgewertet wurde.
Aber 2, 3 Mio. $ höheren Stromumsatz in Q4 haben ja lediglich nach Steuern einen EPS-Effekt von um die 0,04 $. Das macht den Gaul dann nicht fett.
Wenn ich davon ausgehe, dass Jinko in Q4 1,7 GW produziert und 280 MW mindestens Downstream eingesetzt werden, dann sind wir bei genau deinen 1,42 GW.
Das kannst du aber nur als kleine Daumenrechnung hernehmen. Erstens weißt du ja nicht wie weit die sich in Bau befindlichen Solarkraftwerke überhaupt schon waren Ende September (schon einige mit Module bestückt oder schon viele ?) und zweitens hatte Jinko Ende Q3 einen riesigen Lagerbestand von 623 Mio. $, das ist doppelt so hoch wie zu Anfang 2015 gewesen und somit konnte sich Jinko beim Modulabsatz in Q4 natürlich von diesem riesigen Lagerbestand gut bedienen. Wenn ich jetzt mal davon ausgehe, dass von den 623 Mio. $ rd. 40% Modue beinhaltet sind zum Herstellungspreis, dann wären das alleine schon um die 600 MW. Zusammen mit den 1,325 GW an Modulfertigungskapazitäten in Q4 (Ende Q3 lag die Modulfertigungskapazitöät bei 4 GW) wären das dann theoretische 1,9 GW an Modulen, die Jinko an Dritte verkaufen kann bzw. in ihre Solarkraftwerke verbaut. Ist jetzt aber eine rein theoretische Zahl, die aber dann schon zeigt, dass Jinko durchaus meine geschätzen 1,42 GW an Modulabsatz gut und leicht erreichen kann selbst dann wenn Jinko ihr oberstes Ziel mit mindestens 1,1 GW an fertigen Solarkraftwerken zu Ende 2015 erreicht hat.
Aber schon klar, du hast natürlich mit deinem Einwand vollkommen Recht, dass durch diesen sehr hohen Ausbau der eigenen Solarkraftwerkskapazitäten (Ende 2015 > 1 GW !!!) der Modulabsatz an Dritte und damit der Umsatz natürlich deutlich schwieriger abzuschätzen ist wie beispielsweise bei Canadian Solar oder JA Solar.
bei der Marge liege ich bei 1,42 GW bei 20,5% und bei EBIT 9,5%.
Generell ist es bei Jinko mittlerweile extrem schwierig eine Bruttomarge abzuschätzen, es gibt einfach mittlerweile sehr viele Variable, und vor allem gibt es zwischen den einzelnen Absatzländer verdammt hohe Preisunterschiede und je nach dem wo Jinko im Quartal verkauft wird die Bruttomarge positiv bzw. negativ beeinflusst:
- USA-Malaysia-Produktion: 35% (aber nur pro Quartal 125 MW verfügbar aktuell)
- Japan: Jinko-Bruttomarge ca. 30%
- Chile: Jinko-Bruttomarge ca. 28%
- China: Jinko-Bruttomarge ca. 24%
- Australien: Jinko-Bruttomarge ca. 19%
- Thailand: Jinko-Bruttomarge ca. 18%
- Indien: Jinko-Bruttomarge ca. 17%
- USA-Chinaproduktion: Jinko-Bruttomarge ca. 11%
Jinko hat in der Q3-Conference Call Mitte November sogar erwähnt, dass man in Q4 gg. Q3 die Bruttomarge verbesseren möchte (Q3: 21,3%-- "we expect our gross margin in the fourth quarter will improve quarter-by-quarter") und wenn ich mir meine Auflistung so anschaue, dann könnte in der Tat die Bruttomarge in Q4 wirklich sogar leicht gestiegen sein entgegen meinen Einschätzungen, weil laut Aussagen Jinkos der chinesische Absatz in Q4 gg. Q3 deutlich steigen soll (Absatzanteil China in Q3 bei 31% = 334 MW) und in China erzielt Jinko derzeit eine höhere Bruttomarge wie die ausgewiesene Bruttomarge. Zudem würde ein höherer chinesischer Absatzanteil auch noch die prozentualen operativen Kosten zum Umsatz überproportional senken, weil ja die Frachtkosten nicht so hoch ausfallen wie z.B. nach Chile oder den USA.
Wird halt sehr stark davon abhängig sein welchen Modulabsatz Jinko in den USA gehabt hat, denn je höher der Modulabsatz in den USA gewesen ist wird die Bruttomarge in Mitleidenschaft gezogen werden durch die dortigen Strafzölle (Jinko zahlt aus der China-Produktion 32% an Strafzoll). In Q3 war der USA-Absatzanteil bei immerhin 23% (248 MW). Währungseffekte spielen dann natürlich auch noch eine große Rolle bei der Bruttomarge. Der schwächere Yuan sollte aber mal nicht negativ sein bei einer Exportquote > 50%.
Das alles ist mittlerweile verdammt schwierig einzuschätzen. Ist u. a. meines Erachtens mit ein Grund warum Jinko so volatil ist. Die Visilbität der Schätzungen ist halt selbst auf Basis von nur 3 Monaten alles andere als hoch. Auch die gestiegenen Zell/Waferpreise spielen noch eine Rolle bei der Bruttomarge. Vor 2 Jahren war das alles noch wesentlich einfacher einzuschätzen mit der Bruttomarge.
Sollte aber Jinko wirklich ihre ansprechende Bruttomarge von Q3 gehalten haben in Q4, dann wäre das für mich und wohl auch für die Börse eine dicke Überraschung und dann würden wir auch eine EBIT-Marge > 10% sehen. Dann könnte sogar das None GAAP EPS auf über 2 $ gehen. Das würde dann aber wirklich zu einem regelrechten Kursfeuerwerk führen.
Thema Curtailments
Hier gab es von Jinko zum Solarbär Gordon Johnson bei der Q3 Conference Call eine ganz klare Antwort dazu, dass für Jinko das gar kein Problem ist: "The curtailment is not an issue for JinkoSolar. If you look at the -- I know you’ll see some statistics. China [indiscernible] 10% solar capacities in the first five months, but over 90% is in the -- in guidance to on the Xinjiang province. We shifted our focus from the west region to the east and south China."
Kann nur von den Q3 Zahlen sprechen im Nov. 15 - da ging es eben von 24 Euro auf 19,50 und dann abends wieder hoch auf 21 Euro...... Und die Zahlen und der Ausblick waren Analysten zufolge eigentlich 'gut'!!!
Eigentlich gab es ein ganz großes Problem bei den Q3-Zahlen Limitalarm und das war der Effekt des abgewerteten Yuan zum US-Dollar vom August. Das hatte nämlich gleich drei große negative Effekte, die ein gutes EPS verhagelte. Zum einen wurden damit die in US-Dollar notierten Kredite teurer (Jinko hat insgesamt 500 Mio. $ an offenen Krediten inkl. Wandelanliehen) und die mussten demnach auch so in Q3 bilanziert werden (negativer Effekt in Q3 von knapp 10 Mio. $) und zum anderen sind nicht liquditätswirksame Währungshedingverluste entstanden über 17 Mio. $ und durch die "fair value of forward contracts" weitere Währunsgverluste von 2 Mio. $. Alles in allem wurde das Q3-Ergebnis durch die Yuan-Abwertung um sage und schreibe 29 Mio. $ negativ beeinflusst.
Hätte es keine positiven Sondereffekte in Q3 gegeben (z.B. Zeitwert der Wandelanliehe + 17,5 Mio. $), dann wäre das GAP EPS-Ergebnis noch viel schlechter ausgefallen wie es ausgewiesen wurde. So gab es dann im Q3 Finanzergebnis inkl. des at Equity-Ausweises ein Saldo positiv/negativ von nicht liquiditästwirksamen Sondereffekten von negativen 11,5 Mio. $. Was einem negativen EPS-Effekt von immerhin rd. 0,28 $ ausmachte. Diese Problematik haben halt viele zunächst mal gar nicht geschnallt und da der None GAP-Ausweis vón Jinko an den Börsen offenbar kaum noch beachtet wird, weil man so meines Erachtens kein None GAP-Ergebnis berechnen soll aufgrund der Intransparenz (habs ja schon oft geschrieben warum), ging es zunächst mal deutich runter. Die Q3-Zahlen waren meiner Einschätzung zwischen Ok und gut, aber nicht mehr, denn eine EBIT-Marge < 10% (Q3: 9,5%) ist für Jinko nicht gut, auch wenn die anderen China-Solaris Canadian Solar, Trina Soar oder JA Solar mittlerweile von 10% nur träumen können. Bei den Q2-Zahlen war das dann schon ein wenig anders, da ging es bekanntermaßen ja auch richtig runter nach der Zahlenbekanntgabe, aber in Q2 waren ganz einfach die Zahlen überraschend schwach, vor allem die EBIT-Marge mit lediglich 7,4%.
An meinen Ausführungen sieht man dan aber schon warum ich immer wieder schreibe, dass Jinko eine extrem schwierige Aktie ist und wer sich mit Jinko im Detail beschäftigt der weiß auch warum. Viel sind es halt nicht, die sich mit Jinko-Details beschäftigen. Jinko Ist auch dann schon eine recht komplexes Gebilde und es macht echt richtig Arbeit die Jinko-Fundamentals zu bewerten. Da sind eine Vestas oder Adva, aber auch eine SolarEgde, dann schon wesentlich einfacher zu analysieren/bewerten und bei weitem nicht so zeitaufwendig wie Jinko. Eine First Solar dagegen ist auch schwierig (eigene Projektumsätze, EPC-Umsätze, Modulverkaufumsätze - von deren Umsatzanteile hängt hängen halt mal die Gewinnmargen stark ab - verstehen aber auch nur die wenigsten), aber nicht so schwierig wie Jinko.
Dazu ist Jinko noch eine China-Aktie und noch eine Solaraktie und diese Branche gehört mit Sicherheit zu den Shortlieblingen an der Wallstreet. |