Bringt vielleicht nicht allzu viel in der derzeitigen Börsensituation, aber so ganz unter den Tisch sollte man die wirklich guten Zahlen von First Solar nicht fallen lassen und die Gesamtmärkte muss ohnehin jeder für sich selbst einschätzen und welches Risiko er letztendlich eingehen möchte auch. Zu lesen findet man da zig verschiedene Sichtweisen/Einschätzungen. Wie gesagt so positiv wie noch vor einer Woche als der Dow Jones und der S&P 500 wieder über ihren 20-Tageslinie ging sieht es charttechnisch nicht mehr aus, aber so lange die 20er halten ist immer noch alles ok.
Jetzt aber zu First Solar und den Q4-Zahlen. ist ja für Jinko-interessiert ja auch nicht ganz uninteressant und die 20 GW Projekt/Absatzpipeline von First Solar zeigt doch wie gut es bestellt ist mit dem Solarbranchenwachstum.
Q4-Umsatz gut mit 942 Mio. $ und der Nettogewinn ist richtig gut und dazu noch deutlich besser als erwartet ausgefallen mit 164 Mio. $ (so viel Gewinn erzielt Jinko in einem ganzen Jahr nicht) bzw. einem EPS von 1,60 $. Der Grund für den sehr guten Nettogewinn waren die sehr gute Bruttomarge mit 24,6% und die sehr gute EBIT-Marge von 14% gewesen.
In 2015 hat First Solar damit einen Umsatz von 3,58 Mrd. $ (2014: 3,39 Mrd. $), einen operativen Gewinn von 517 Mio. $ (2014: 422 Mio. $) mit einer EBIT-Marge von 14,4% (2014: 12,4%) und einem Nettogewinn von 546 Mio. $ (2014: 396 Mio. $) bzw. ein EPS von 5,37 $ (2014: 3,90 $) erzielt.
Rund um klasse Zahlen und für 2016 sieht es auch gut aus da im Prinzip die ganze 3 GW Produktion quasi schon ausverkauft ist.
Die 2016er Jahresguidance ist dann aber beim Nettogewinn/EPS bei weitem nicht so gut wie die 2015er Zahlen aufzeigen, aber das war auch so erwartet worden, da First Solar zum einen in 2015 einige positive Sondereffekte hatte (50% Verkauf eines 500 MW Solarkraftwerkes mit einer Bruttomarge von mehr als hervorragenden 38%, 80 Mio. $-Effekt durch niedrigere Rückstellungen bei den Recyclingkosten) und zum anderen mussten keine Steuern bezahlt werden aus den unterschiedlichsten Gründen heraus wie z.B. den Verkauf an Projekten an den eigenen YiedCo 8point3. Da in diesem Jahr First Solar wieder Steuern zahlen muss mit einer Steuerquote von um die 17% (ca. 90 Mio. $ bzw. ein EPS-Effekt von um die 0,88 $) erklärt sich die 2016er EPS-Guidance mit 4 bis 4,50 $ von selbst, wobei hier sicher noch Luft nach oben ist, wenn man die Q4-Zahlen mit den wirklich sehr guten Gewinnmargen betrachtet.
First Solar hat gestern etwas ihre 2016er Umsatzguidance nach unten angepasst von 3,9 bis 4,1 Mrd. $ auf 3,8 bis 4 Mrd. $, aber das hat einzig und alleine einen bilanziellen Abrechnungsgrund, denn die restlichen Anteile an dem 500 MW großen kalifornischen Solarkraftwerke Stateline werden in den YieldCo 8point3 eingebracht und somit werden die Umsätze in der GuV nicht ausgewiesen, sondern bilanziell wird das "nur" im Finanzergebnis unter at Equity verbucht. Laut First Solar wird das einen negativen Umsatzeffekt von rd. 200 Mio. $ haben und bei der Bruttomarge wie bei der EBIT-Marge wären es 2% und somit lässt sich die geringe Senkung der Umsatzguidance leicht und nachvollziehbar erklären
Bilanziell ist First Solar eine richtige Augenweide und diesbezüglich das Top 1-Unternehmen in der Solarbranche. Da kommen selbst die zwei Wechselrichterhersteller SMA Solar und SolarEdge, die auch bilanziell/verschuldungstechnisch gut aufgestellten sind inkl. guter Cash Fow-Generierung, nicht mit. First Solar verfügt über eine Liquidität von 1,8 Mrd. $ und hat lediglich eine Finanzverschuldung von 289 Mio. $. Ergo verfügt First Solar über eine hervorragende Nettocashposition von 1,5 Mrd $ (= 14,71 $ pro Aktie) mit einer Eigenkapitalquote von 76%. Viel tadelloser geht ja fast nicht mehr.
Das wichtigste aber ist bei First Solar sie sind mit ihren CdTe-Dünnschichtmodulen mittlerweile richtig wettbewerbsfähig auch gg. den Chinesen. In 2015 konnte First Solar in ihrer 3 GW großen Produktion (in Malaysia und den USA) ihren Modulwirkungsgrad von 14% auf 15,6% steigern gg. 2014 was zu einer Porduktionskostensenkung von 15% führte. In Q4 2015 betrug in der Produktion der Modulwirkungsgrad schon 16,1%, in Q1 soll er auf 16,2% hochgehen und bis Ende des Jahres soll er mindestens bei 16,4% liegen, wo aktuell die beste Modulfertigungslinie schon produziert.
Durch diese sehr deutliche Erhöhung des Modulwirkungsgrad ist First Solar eigentlich recht überraschend einigermaßen an die Chinesen herangekommen. Sieht man auch an der reinen Modubruttomarge, die in Q4 bei 26% gelegen hat. Wenn man das mal umrechnet bei einem Modulpreis für First Solar Dünnschichtmodule von um die 0,58 $/W, dann kommt First Solar auf Produktionskosten von um die 0,45 $/W und somit liegen sie etwa 10 bis 15% höher wie die Inhousekosten bei Q-Cells, Jinko Solar oder Trina Solar. Wenn man dann aber die tatsächlichen Produktionskosten von denen her nimmt (+ Zukauf Zellen/Wafer, + OEM-Produktion), dann liegen die tatsächlichen Produktionkostenunterschiede von First Solar zu den Kostenleader Q-Cells, Jinko Solar oder Trina Solar mit Sicherheit unter 10% und gg. den anderen Chinesen wie Canadian Solar, Yingli oder JA Solar dürfte First Solar wohl so gut wie aufgeschlossen haben mit ihren Produktionskosten von um die 0,45 $/W.
Bei der wirklich schon mehr als guten Modulbruttomarge mit 26%, da kommt kein einziger Zell/Modubauer auch nur annähernd ran (Jinko Solar liegt da bei etwa 19% und Trina Solar bei 18%) darf man aber nicht vergessen, dass First Solar natürlich von den Strafzöllen der Chinesen in den USA profitiert, denn sonst könnte First Solar in den USA ihre Module nicht um die 0,60 $/W verkaufen. Auf der anderen Seite kann man einen Produktionskostenvergleich eh nicht als richtiger Maßstab heranziehen bei einem Kostenvergleich, denn die Dünnschichtmodule von First Solar haben nun mal einen deutlich besseren Wärmekoeffizienten und ein besseres Schwachlichtverhalten und das führt dazu, dass die Dünnschichtmodule von First Solar bei hohen Temperaturen einen ganz klaren Leistungsvorteil haben gg. den herkömmlichen multikristallinen Modulen
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