Letztes Bullengefecht vor dem totalen Kollaps? von Andreas Hoose Freitag 11.12.2009, 15:25 Uhr Während sich die Medien noch mit den drohenden Pleiten in Dubai und Griechenland beschäftigen, was an sich ja schon ein bemerkenswertes Zeugnis unserer Zeit ist, hat die US-Notenbank mit einem denkwürdigen Schritt damit begonnen, „Liquidität aus dem Markt zu nehmen“. Jedenfalls beschreiben die Nebelwerfer in den Massenmedien den unglaublichen Vorgang mit diesen oder ähnlichen Worten. US-Medien zufolge soll die Fed kürzlich rund 180 Millionen Dollar am Markt eingesammelt haben. Die freundliche Beschreibung hierfür lautet „Reverse Repos“.
Dabei kaufen die Banken der Notenbank ein Wertpapier ab und erhalten dafür das Versprechen, dieses später teurer wieder verkaufen zu können. Bemerkt eigentlich niemand den Taschenspielertrick, der sich dahinter versteckt? Man muss sich das einmal vorstellen: Die gleichen Staatsanleihen, die von der Notenbank kürzlich erst aufgekauft werden MUSSTEN, weil sie sonst niemand haben wollte, die werden jetzt an die Banken weiter gereicht.
Gleichzeitig verspricht die Notenbank den Finanzhäusern, diese Papiere (die sie ja schon einmal gekauft hatte) zu einem späteren Zeitpunkt wieder zurück zu kaufen – zu einem höheren Preis versteht sich, denn andernfalls würden die Banken natürlich abwinken. Mit anderen Worten: Es wird nicht Liquidität aus dem System abgezogen, wie man das jetzt offiziell verkündet, sondern es wird zu einem späteren Zeitpunkt weitere Liquidität zugeführt.
Alles geht also weiter wie bisher. Das zeigen auch einige aktuelle Zahlen: Den Staat mit eingerechnet belaufen sich die Schulden aller Sektoren außerhalb der Finanzbranche derzeit in den USA auf 242 Prozent des BIP. Im zweiten Quartal 2007, also unmittelbar vor Ausbruch der Finanzkrise, notierte dieser Wert bei 217 Prozent. Der Finanzsektor ist mit 113 Prozent verschuldet, gegenüber 108 Prozent damals. Mit anderen Worten: Entgegen anders lautender Bekundungen ist die Lage nicht besser sondern deutlich schlechter geworden.
Wir werden es noch erleben, dass uns dieses ganze, auf unglaublichen Schwindel, auf Lug und Trug aufgebaute Finanzsystem eines Tages mit einem riesengroßen Knall um die Ohren fliegt. Und dann soll bitte niemand sagen, er habe nichts gewusst.
Doch merkwürdigerweise benehmen sich die Aktienmärkte so ganz anders als man das erwarten würde. Der US-Transportindex etwa, der dem breiten Markt oftmals voraus läuft, hat vor wenigen Tagen ein zaghaftes Kaufsignal geliefert. Das muss man unbedingt beachten. Der Transportindex liegt mit seinen „Prognosen“ nämlich sehr oft richtig. Achten Sie auf die blaue Linie in der folgenden Abbildung. Viel fehlt nicht mehr bis zu einem nachhaltigen Ausbruch. Sollten jetzt die Umsätze anspringen, ist die Sache klar:
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Doch wie passt das zusammen? Ein Katastrophenmeldung jagt die nächste, die Schulden der Staaten wachsen immer weiter, Griechenland und Dubai stehen vor der Pleite, in einigen Monaten könnte Großbritannien das gleiche Schicksal treffen, später womöglich die USA - und die Aktienmärkte steigen.
Übrigens liefert derzeit auch die Charttechnik nicht zu übersehende Hinweise auf einen drohenden Einbruch – wenn man einmal vom US-Transportindex absieht, der derzeit sein Fähnchen ganz einsam in den Wind gehängt hat. Mit anderen Worten: Im Prinzip spricht so gut wie alles dafür, dass die Börsen absaufen. Doch sie tun es nicht.
Keine Frage: Sollten die Indizes in den kommenden Monaten etwas ganz anderes tun, nämlich beispielsweise dynamisch nach OBEN ausbrechen, dann hätte das gehöriges Überraschungspotential. Aus antizyklischer Sicht gefällt uns diese Idee sogar ausgesprochen gut, denn derzeit hat so etwas praktisch niemand auf der Rechnung. Und sicherlich wird sich demnächst auch wieder unser Stamm-Leser zu Wort melden, ein Dauerbulle erster Güte, und jubilierend verkünden, dass die Hausse nun doch weiter geht. „Ätsch... !“
Er könnte sogar recht bekommen, zumindest eine Zeitlang: Stehen wir womöglich vor einer „Katastrophenhausse“, wie das der österreichische Ökonom Ludwig von Mises schon vor fast 100 Jahren beschrieben hat? Dann wäre der aktuelle Aufschwung nichts weiter als eine rauschende Party vor dem letzten, alles verschlingenden und ultimativen Kollaps, bei dem, auch das darf gesagt werden, die meisten Menschen alles verlieren werden...
Ludwig von Mises...
Von Mises sagte, dass in der Endphase einer Schuldenwirtschaft ein Schuldenkollaps nur noch durch staatliche Eingriffe und massive Subventionen hinausgezögert werden kann. Beides sehen wir gerade. Zusammen mit aufkommenden Inflationsängsten führe das schließlich zu einem letzten unglaublichen Boom – dem der endgültige Kollaps folgt. Die Hauptursachen für eine solche Katastrophe sind nach Mises eine ausufernde Verschuldung und ein ungedecktes Papiergeldsystem.
Vereinfacht gesagt wird eine "Katastrophenhausse" durch Unmengen an neu geschaffenem Geld der Zentralbanken befeuert. Diesen Punkt können wir derzeit ganz ohne Zweifel bestaunen.
In einem zweiten Schritt wird dieses aus heißer Luft geschaffene Geld immer weniger wert. Auch das ist naheliegend. Und jetzt kommt ein wichtiger Punkt: Aus Furcht vor massiver Geldentwertung flüchten die Anleger in Sachwerte, in Aktien etwa, in Immobilien und ganz besonders ins Gold. Dies wiederum lässt die Preise steigen – so lange, bis auch diese letzte Blase platzt.
Doch die Menschen flüchten nicht nur in Sachwerte, die an der Börse gehandelt werden. Hören Sie sich einmal in Ihrem Bekanntenkreis um: Handwerker etwa sind ausgebucht wie selten zuvor. In Baumärkten brummt das Geschäft – während andere Industriezweige kurzarbeiten oder in die Pleite rutschen.
Werden wir also gerade Zeugen, wie vor unseren Augen die größte Finanzblase aller Zeiten aufgepumpt wird? |