EW Analyse - DOW Jones - Ein ziemlich angeschlagener Bär
von André Tiedje Samstag 12.12.2009, 03:11 Uhr
Der DOW Jones Index konnte in der vergangenen Handelswoche um 161,58 Punkte zulegen. Ist das schon die Winterrally?
Dow Jones: 10471,50 Punkte / ISIN: XC0009694206
Die vergangene Woche sollte also spannend werden. War sie das tatsächlich? Ich denke da kann man durchaus gemischter Meinung sein. Intraday haben sich shöne Muster gezeigt. Es muss aber weiterhin festgehalten werden, dass Shortgewinne, wenn sie denn mal im Plus liegen tatsächlich sofort realisiert werden müssen. Das heißt, dass angehende Bären durchaus frustriert sein können.
Es ist ja aus psychologischer Sicht verständlich, dass man als Trader zu einem gewissen Zeitpunkt sagt, jetzt kann nach oben kommen was will, das mache ich nicht mehr mit. Ich suche mir jetzt einen Shorteinstieg. Man muss aber feststellen, dass diese Einstellung seit März absolut fehl am Platz ist..
Ich muss gestehen, dass dieses Gefühl auch mich erreichte. Doch dann kam der DAX Index, das Wellenmonster. Ich möchte an dieser Stelle kurz erwähnen, dass die letzte Crashansage zwar im Vorfeld getätigt wurde, aber bisher leider intraday keine Bestätigungssignale lieferte. Wahrscheinlich war aber, dass es zumindest zu einer Korrektur kommen sollte, wie diese dann ausfällt, ist extrem schwer einzuschätzen. Wichtig zu wissen ist, wann es zu einer Korrektur kommen kann. Diese haben wir jetzt unweigerlich, seit 22 Handelstagen, gesehen.
Doch zurück zum DAX Index. In dem freien Bereich ist dann durchgesickert, dass ich trotz Crashansage noch nicht bärisch bin. Warum ist das so? Die Intradaymuster ließen es einfach nicht zu. Speziell der DAX Index lieferte intraday sehr bullische Signale, sodass man sich zumindest mit steigenden Kursen vertraut machen musste. Der DAX Index rief schon förmlich nach den Bullen. Der DOW Jones Index arbeitete zusätzlich sein 10238,00er Kursziel nach unten hin ab. Ja, man muss sagen und das war es. Das war der kleine Auftritt der Bären. Sie durften ganz kurz das Pakett betreten und wurden direkt von den Bullen über den Haufen gerannt. Ich denke das lässt sich so sagen. Ich muss an dieser Stelle ganz ehrlich gestehen, dass ich soviel Widerstandskraft der Bullen nicht erwartet hatte. Sie lassen dem Bären bisher keine Chance.
Und hier ein paar Worte an die Bullen:
Sollte es sich wellentechnisch abzeichnen, dass ihr weiter Samba tanzen wollt, dann bin ich dabei. Ich werde aber nicht jeden Tanz mitmachen. Ich werde selbst bestimmen, wann ich das Tanzen anfange, nicht das es mir passiert, dass ich plötzlich alleine auf der Tanzfläche stehe.
Und hier ein paar Worte an die Bären:
Sicherlich sind durch einige vorzeitige Shortversuche Schmerzen entstanden. Speziell dann, wenn man keinen Stopp beachtet. Das soll es geben, darf aber so nicht sein. Leider, nein zum Glück gehören auch Verlusttrades zum täglichen Traderleben. Verluste sind zum Lernen da. Verluste deuten auf Fehler hin. Diese Fehler müssen lokalisiert und beseitigt werden. Die Verluste müssen aber auf alle Fälle so klein gehalten werden, dass man sich nicht aus dem Rennen kegelt. Sollte das der Fall sein, dann stimmt entweder etwas mit Ihrer Strategie nicht, oder was ich eher vermute, mit dem Money Management. Bedenken Sie bitte unbedingt, dass man mit dem richtigen Money Management sogar mit einem Würfel an der Börse erfolgreich sein kann. Eine Tradingstrategie ist letztendlich dafür da, das "Würfelergebnis" zu verbessern. Die Tradingstrategie ist unter anderem dazu da eine Trefferquote von über 50 % zu erreichen. Dieses Thema ließe sich unendlich weiter führen, möchte ich aber hiermit beenden.
Wir dürften es also mit vielen angeschlagenen Bären am Aktienmarkt zu tun haben. Beim Boxen ist es bespielsweise so, dass ein angeschlagener Boxer sehr gefährlich ist. In ihm hat sich Wut und Frustration breit gemacht. Es kann sogar sein, dass die ersten Schläge auf den Gegner unkontrolliert sind. Irgendwann landet er dann einen Treffer und er wittert seine Chance. In dem Moment besteht für den Gegner dann eine erhöhte Gefahr, weil der angeschlagene Boxer dann gnadenlos seine Chance nutzen wird.
Sie wissen ich habe die Welle, die sich seit März verbreit als meinungsverändernde Welle "getauft". Die neue, bevorstehende Welle hat bereits auch ihren Namen weg. Sie wird die gnadenlose Welle genannt. Wenn man sich ein wenig besinnt, dann kommt man sehr schnell zu dem Ergebnis, dass meinungsverändernde Welle gar nicht so daneben ist. Gehen Sie mal in sich, man muss sich doch wirklich Fragen, ob das was die Bullen seit März aufbauen, tatsächlich nochmal zerstört werden kann? Liegt das in Ihrer Vorstellungskraft?
Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich keine Ziele auf der Oberseite mehr nennen möchte, auch wenn mir sehr wohl markante Ziele bekannt sind. Ich werde sie nicht mehr nennen. Aus dem folgenden Grund, weil ich gerne noch eine Welle aufwärts akzeptiere, aber es gibt keine Garantie mehr für das Erreichen. Das war bei den bisher genannten Kurszielen anders. Sie waren ebenfalls markant und wurden komplett erreicht. Ein weiterer Grund liegt darin, dass der DOW Jones Index sich aktuell in einer zickigen C-Welle befindet. Wenn es ganz krass läuft, dann wird diese Welle direkt am Montag oder Dienstag abgebrochen. Sollte das nicht der Fall sein, dann wird sich diese C-Welle vermutlich noch bis zum Jahreswechsel hinziehen.
Aus wellentechnischer Sicht möchte ich Ihnen aber noch einen wichtigen Hinweis liefern. Behalten Sie den Stopp bei 10235,00 Punkten unbedingt im Hinterkopf. Es kann eine Lebensversicherung für Ihr Depot sein. Mir ist bewusst, dass der Markt von Bullen regiert wird und die Bären eher eine zu belächelnde Minderheit darstellen. Ein Stopp kann aber nie schaden, auch wenn man sich noch so sicher ist. Der Markt hat immer Recht.
Sehen Sie einfach die Crashansage erst als bestätigt an, wenn die Marke bei 10235,00 Punkten gebrochen wird. Sicherlich möchte ich auch dann das Kursgeschehen zunächst auswerten, aber warten wir den Moment einfach ab.
Bei Kursständen über 10235,00 Punkten können die Bullen sich noch einmal richtig austoben. Seien Sie aber vorsichtig, der Winter bricht ein und es könnte glatt werden.
Schöne Grüße und viel Erfolg an der Börse. Geraten Sie nicht in Schieflage, das führt zwangsläufig zu Fehlentscheidungen.
André Tiedje - Technischer Analyst und Trader bei GodmodeTrader.de
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