Steigende Zinsen verteuern Kredite, was die Belastungen für die Firmen erhöht und neue Investitionen, für die neue Kredite aufgenommen werden müssten, hemmt. Insofern stehen die Zinserhöhungen und die Gewinnrückgänge im Zusammenhang. Da der Zinseffekt erst mit 6 Monaten Verzögerung durchschlägt, werden selbst dann, wenn die Zinsen nicht mehr erhöht werden sollten, die Bremseffekte weiter zum Tragen kommen.
Es ist daher kein Dogmatismus, dass hohe Zinsen "Gift" für Aktien sind. Hinzu kommt, dass 5,25 % Zinsen auf Cash in Dollar (für Amerikaner, die ohnehin in Dollar rechnen, risikofrei) eine immer attraktivere Alternative zu Aktien darstellen.
Mich erinnert die gegenwärtige Entwicklung an den Jahr-2000-Crash. Auch da wurden die Zinsen auf Biegen und Brechen erhöht, bis sie in USA ca. 6,5 % erreichten. Greenspan wollte damit die überhitzte Dot.com/Tech-Blase "kühlen". Das ist ihm dann besser gelungen, als viele für möglich hielten. Im Sommer 2000 hieß es übrigens ebenfalls, die Gewinne der Firmen seien doch hervorragend (was sie BIS DAHIN auch waren), die Rückgänge seien nur "eine notwendige Korrektur im Aufwärtstrend". In der Zeit erschien auch ein Buch mit dem trügerischen Titel "DOW 36000". Doch es kam ganz anders: Das jahrzehntelange Aufwärts-Momentum wich einem fatalen Abwärts-Momentum - die Baisse nährte die Baisse. Der DAX stürzte von 8000 im März 2000 bis auf 2200 im März 2003.
Es gibt sogar Stimmen wie die von B. Ritholtz (Doomsday-Bären-Thread, Posting Nr. 2), die die darauf folgende Bullen-Phase von April 2003 bis Mai 2006 nur als eine temporäre Aufwärtskorrektur im übergeordneten, längerfristigen Bärenmarkt sehen. Wer, wie Fuzzi hier im Thread, sagt, ihn interessieren nur die letzten zwei Jahre, da hätte sich sein Depot jeweils um 40 % erhöht, und der Rest sei "Geschichte", unterschätzt bzw. verkennt diese längerfristigen Zusammenhänge. Da hilft es auch nichts, sich das mit vermeintlich niedrigen KGVs und Unterbewertungen "schön zu rechnen". Historisch wirklich billig ist ein Index-KGV von 5, nicht von 18 wie jetzt beim SP-500.
Wie lange solche Abwärts-Trend dauern können, zeigt Japan. Nach dem Hoch des Nikkei im Jahre 1990 von knapp 40000 wurde der Boden erst 13 Jahre später, bei ca. 6000, erreicht (zwischendurch ging es immer wieder mal kräftig nach oben, ohne dass dies längerfristig von Belang gewesen wäre).
Auch die Jahr-2000-Blase in USA ist IMHO noch nicht auskuriert. Wir leiden an den Spätfolgen der Folge-Blasen, die sich durch die Tiefst-Zinspolitik in Japan und USA und die daraus resultierende weltweite Liquiditätsschwemme (inkl. historische Hochs bei Immobilien, Rohstoffen, Gold usw.) gebildet haben. Mit Blasen kann man Blasen nicht kurieren, sondern nur die überfällige Korrektur hinauszögern.
Auch jetzt könnte sich das Abwärts-Momentum ab Mai als Trend verselbstständigen. Alle Hoffnungen der Bullen, nun müsste doch endlich die Wende nach oben kommen, wurden bislang enttäuscht.
Ich bin übrigengs nicht der Einzige, der einen Vergleich zum Jahr-2000-Crash zieht. Selbst der sonst notorisch bullische Cramer sieht die Parallelen:
Jim Cramer TheStreet.com A Lot Like 2000, Only Worse 07/13/2006 4:14 PM
I've got this train-wreck button on my "Mad Money" console -- the sound effects board I use during my TV show -- and I feel like hitting it a bunch of times right now just to emphasize what this market's become.
It's 2000 all over again without the snap-back because of the geopolitical stuff.
It is 2000, only without the ability to hide in stocks that are having good quarters -- that is unless everyone wants to pile in to Pepsi (PEP - commentary - Cramer's Take).
Sure the defensives can work. They carried the day in the May-December period in 2000.
And you can say that the cylicals are the techies of this generation's Year 2000 collapse -- except the techies are collapsing, too.
One look at the brokers tells you how ugly things have gotten. I use TD Ameritrade (AMTD - commentary - Cramer's Take) as my proxy; and even though it is pretty clear it will make the quarter, the stock goes down pretty much every day.
Does it help to say there's more pain ahead?
More pain ahead.
There, I don't even care if it doesn't help.
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