Versprechen wird zur Schuld, gezahlt wird an St. Nimmerlein! Die irische Regierung hat gestern, nachdem die Parlamentskammern am Mittwoch ein neues Gesetz zur Liquidation der Irish Bank Resolution (IBRC) verabschiedet hatte, die Liquidationsanordnung erlassen. Diese wird von zwei Sonderliquidatoren, den Herren Wallace und Richardson von KPMG durchgeführt, die verbleibenden Mitarbeiter werden entlassen. Der Hauptgläubiger des Abwicklungsinstituts ist per 30. Juni 2012 mit 42,2 Mrd. EUR1 die irische Zentralbank. Für die anderen Schuldtitel werden die beiden Staatsgarantien (Eligible Liabilities Guarantee „ELG“ und Deposit Guarantee Scheme „DGS“) aktiviert. Dabei handelt es sich um 0,9 Mrd. EUR Anleihen, 0,5 Mrd. EUR Kundeneinlagen und eventuell noch einige garantierte Bankeinlagen (bis zu 0,3 Mrd. EUR). Das Institut hatte seine beiden Covered Bond- Programme zwischen Mitte 2011 und 2012 aufgelöst und die Covered Bond Bank in Irland im Juli bereits liquidiert. Die wesentlichen Forderungen sind 15,5 Mrd. EUR Kundenkredite (auf die bereits Wertberichtigungen von etwa 10 Mrd. EUR gebildet sind) und 27,1 Mrd. EUR der berühmt gewordenen „Promissory Notes“, deren Barwert bei 27,8 Mrd. EUR lag. Dabei handelt es sich um die Zahlungsversprechen Irlands, Kapital über 10 Jahre an das Institut einzuschießen, dass die Abwicklungsbank für Anglo Irish und Irish Nationwide ist. Dies führte 2010 zum riesigen Anstieg der irischen Staatsschuld (Budgetsaldo -30,9 % des BIP). Die meisten Kundeneinlagen der Vorgängerinstitute wurden bereits vor genau zwei Jahren an die „Irish Life and Permanent“ bzw. „Allied Irish Bank“ übertragen. Die jährliche Rate der „Promissory Note“ wurde im März über 3,06 Mrd. EUR fällig und unserer Erkenntnis 2012 bedient, dabei aber gleichzeitig durch die IBRC wieder in Staatsanleihen Irlands mit dem gleichen Betrag angelegt. Durch die Liquidation ändert sich die Position der irischen Notenbank gravierend. Da sie Hauptgläubiger ist, erhält sie die Rechte der Kundenforderungen (als „floating charge“) und die Staatsforderungen an Irland. Gleichzeitig lösen sich die 42,2 Mrd. EUR „ELA-Forderungen“ (Emergency Liquidity Assistance) auf, da die IBRC verschwindet. Doch Irland wird die Schuld nicht wie ursprünglich geplant tilgen. Vielmehr werden die „Promissory Notes“ in acht Staatsanleihen umgewandelt über 25 Mrd. EUR, ihr Kupon in variabel (6m-Euribor + Aufschlag) verändert und die Laufzeiten von 2038 bis 2053 verteilt. Gestern spielte diese Transaktion eine maßgebliche Rolle in der EZB-Pressekonferenz. Die Einigung wurde nicht bestätigt, sondern lediglich zur Kenntnis genommen. Der Grund für diese pikierte Zurückhaltung wurde später deutlich, als der Premier die Laufzeitänderungen verkündigte. Wir denken, dass durch diese Transaktion Irland sich einer früher eingegangenen Schuld durch Laufzeitenstreckung entledigt und die irische Zentralbank länger ins „Risiko“ bringt. Dabei wird wahrscheinlich auch die Duration der Privatforderungen weit überschritten. Die irische Zentralbank gehört bekanntlich zum Eurosystem, deren aggregierte Forderungen an Staaten (Irland) nun steigen, während die Bankforderungen sinken. Nicht übersehen sollte man, dass durch die Aktivierung der Garantie erstmals in Europa in der Finanzmarktkrise eine Staatsgarantie schlagend wird. Dies gilt auch für 0,75 Mrd. EUR schwere Staatsanleihe, die bis Februar 2015 läuft. Wir können aktuell noch nicht sagen, ob Irland in die Schuld eintritt oder den Garantiebetrag zur vorzeitigen Auszahlung bringt. Zusätzlich führt die Liquidation zu einer Zahlungsverzögerung der Nachranganleihen, deren Abfindungszahlung (0,1 Cent) im letzten Jahr für rechtswidrig erklärt wurde. Diese dürften in der Abwicklung leer ausgehen. HSBC/Trinkaus |