Das ist sicher richtig.
Was EV angeht: bei Großkonzernen schaue ich normalerweise eher auf die Kapitalisierung als auf den Enterprise Value--zumindest dann, wenn die Leverage im Rahmen ist. Grund dafür ist, dass solche Firmen einfach deutlich besseren Zugang zu Kreditmärkten haben und man daher meist davon ausgehen kann, dass das Debt permanent ist und nicht in schlechten Zeiten gekappt wird. Die entsprechenden laufenden Zinskosten sind im EPS ja berücksichtigt. EV nehme ich daher eher bei manchen Nebenwerten als Maßstab, wo die Kreditseite oft etwas heikel ist.
Was das Cash von Beiersdorf angeht: ja, sicher auch guter Punkt. Auch da ist die Frage, ob man cashbereinigt werten soll oder nicht. Und auch da würde ich eine differenzierte Antwort je nach Firma geben. In manchen Industrien braucht man einfach einen gewissen Cashbestand um seinen Kunden und Lieferanten dauerhaft gesicherte Liquidität nachweisen zu können (z.B. bei projektgetriebenen Märkten mit "lumpy orders, wo kurzfristig der Umsatz immer mal einbrechen kann). Solches Cash sollte man meiner Meinung nach nicht für die Multiples rausrechnen, d.h. auch hier ist der EV wohl eher nicht so sinnvoll. Bei anderen Firmen (und vllt. gehört Beiersdorf dazu) sollte man eher davon ausgehen, das mit dem Geld auch mal was sinnvolles gemacht wird (Übernahme, Dividende, Aktienrückkauf etc.). Dann sollte man's sicher rausrechnen wie es der EV tut.
Als Konsequenz kann man für Multiples sicher auch mal "Mischformen" aus Kapitalisierung und EV bilden. Z.B. das Debt nicht rausrechnen, den Cashbestand aber schon (oder umgekehrt). Hängt meiner Meinung nach immer von der konkreten Firma ab, was da angemessen ist.
Zu den Nebenwerten: ja, wenn der Alternativzinssatz zu Aktien sinkt und die Risikobereitschaft steigt (wie jetzt gerade), kommen immer erstmal die Werte aus der ersten Reihe zum Zug und Small Caps holen dann (hoffentlich) später auf. Es macht auch Sinn, dass in einem solchen Umfeld Growth-Werte stärker anziegen als Value-Werte. Denn bei niedrigerem Alternativzinssatz bzw. niedrigerer Risikoaversion steigt in einem Standard Discounted Cash-Flow Modell das "faire" KGV von Wachstumswerten mit hohem KGV stärker an als das von Valuewerten mit niedrigem KGV.
Ich versuche aber nicht sehr gezielt, sowas bei der Aktienauswahl zu berücksichtigen. Früher oder später werden die Value-Nebenwerte auch wieder kommen. Kann jetzt halt vielleicht etwas länger dauern, aber wir haben ja Zeit.
Und was Softing selbst angeht: wird komischerweise vom Markt momentan anscheinend nicht als Wachstumswert wahrgenommen, was ich als Fehleinschätzung sehen würde. Zuletzt sind ja sogar die ganzen Autozulieferer wieder super gelaufen, während Softing auf dem Fleck verharrt. Die positive Dynamik für Firmen wie Grammer, Leoni und ElringKlinger hätte eigentlich auch Softing nach oben ziehen sollen. Plus der starke Dollar und die anscheinend gute operative Entwicklung bei OLDI. Plus es ist eigentlich ein Wachstumswert.
Vielleicht ist es wirklich die Unsicherheit wegen fehlender Nachrichtenlage (z.B. was die Auswirkungen des niedrigen Ölpreises für das geplante Neugeschäft angeht). Kann aber alles nicht so wild sein und bei Leoni et al. gab's zuletzt auch keine Wasserstandsmeldungen zum operativen Geschäft. Ich hoffe daher, dass Du recht hast, dass es sich hier auch stark um eine technische Vorsicht mit dem bestehenden Widerstand bei 15 handelt und dann ein starker Ausbruch erfolgt, sobald diese Hürde genommen wurde.
Wie dem auch sei: ich habe Geduld. Wenn alles andere so gut weiterläuft, wie im Moment, und Softing da bleibt, wo es ist, werde ich halt einfach peu a peu ein wenig mehr in Softing umschichten. |