2009 raus aus dem DAX!
ROUNDUP: Infineon hat 2009 schon abgeschrieben - Warnung vor Qimonda-Insolvenz 09:43 03.12.08
MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Halbleiter-Konzern Infineon (Profil) hat nach einem massiven Verlust im Schlussquartal 2007/2008 auch das gerade angelaufene Geschäftsjahr schon abgeschrieben. Das Unternehmen erwartet nicht nur Einbrüche insbesondere bei der Autoelektronik, sondern warnt auch vor erheblichem Schaden durch eine mögliche Insolvenz der Speicherchip-Tochter Qimonda (Profil). Selbst von der Ausweitung des Sparprogramms verspricht sich der Konzern letztlich keine Besserung. Der Aktienkurs brach am Morgen um 25,38 Prozent auf 1,235 Euro ein.
"Wir sind angesichts der Aussichten für die kommenden Quartale beunruhigt", sagte Infineon-Chef Peter Bauer am Mittwoch in München. "Die Auswirkungen der Finanzkrise und der Konjunkturabschwächung haben den weltweiten Halbleitermarkt bereits erreicht." Bauer erwartet, dass der Umsatz im Geschäftsjahr 2008/2009 um mindestens 15 Prozent einbrechen wird. Im abgelaufenen Jahr hatte das Unternehmen ihn noch um 6 Prozent auf 4,321 Milliarden Euro steigern können. Beim operativen Ergebnis rechnet Bauer bereits heute mit roten Zahlen - und das sogar ohne Sondereffekte.
'NOCH SCHLECHTER'
Lasten insbesondere aus dem angelaufenen Stellenabbau hatten das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) im Schlussquartal mit 220 Millionen Euro ins Minus gedrückt nach plus 71 Millionen Euro im dritten Quartal. Die Sondereffekte summierten sich dabei auf 253 Millionen Euro. Analysten hatten zwar mit einem Abrutschen gerechnet, aber nicht in diesem Maße. "Auch wenn überhaupt nichts Gutes erwartet wurde, ist die Bilanz doch noch schlechter", sagte ein Händler. Unterm Strich weitete Infineon seinen Verlust auch wegen Qimonda von 592 auf 763 Millionen Euro aus. Einzig der Umsatz verbesserte sich von 1,029 auf 1,153 Milliarden Euro, hat der konjunkturelle Abschwung doch erst nach Ende des Geschäftsjahres im September voll durchgeschlagen.
Neben dem operativen Geschäft droht Infineon nach eigener Einschätzung auch von Qimonda weiteres Unheil. Waren die Analysten bislang davon ausgegangen, dass eine mögliche Insolvenz der Tochter kaum Auswirkungen auf die Mutter haben wird, warnte Infineon nun: "Für den Fall, dass Qimonda seinen Verpflichtungen nicht nachkommen kann, könnte Infineon bestimmten erheblichen Verbindlichkeiten des Qimonda-Geschäfts ausgesetzt sein." Als Beispiele führte Infineon Kartell- und wertpapierrechtliche Verfahren, die eventuelle Rückzahlung öffentlicher Fördermittel und Forderungen von Mitarbeitern an.
VERSCHENKEN LOHNT NICHT
Infineon müht sich weiter, die chronisch defizitäre Qimonda zu verkaufen, hat aber seinen Plan B aufgegeben. "Angesichts des aktuellen Kursniveaus der Qimonda-Aktie ist Infineon der Ansicht, dass die Zuteilung der Qimonda-Aktien an Infineon-Aktionäre in Form einer Sachdividende keine sinnvolle Maßnahme mehr ist", hieß es. Das Unternehmen konzentriere sich nun auf den Verkauf. Dadurch gebe es aber keine Sicherheit mehr, dass der Anteil an Qimonda wie vorgesehen von 77,5 Prozent auf unter 50 Prozent zur Hauptversammlung fällt. Damit könnte Qimonda auch weiterhin die Infineon-Bilanz belasten. Qimonda selbst hatte am Montag angekündigt, mit mehreren möglichen Partnern in Verhandlungen zu stehen und einen Abschluss bis Mitte Dezember anzustreben.
Um die drohende harte Zeit zu überstehen, will Infineon sein Sparprogramm über die bereits angekündigten 200 Millionen Euro bis Ende des Geschäftsjahres 2009 ausweiten. Einen wirklichen Effekt erwartet das Unternehmen aber nicht und ließ wissen, der wahrscheinliche Umsatzrückgang werde die Bemühungen zunichte machen. Im Gegenteil könne es sogar zu höheren Kosten durch die geringere Auslastung der Werke kommen sowie zu weiteren Aufwendungen für das Sparprogramm. Im vierten Quartal hatte Infineon bereits 166 Millionen Euro an Lasten verbuchen müssen. Insbesondere der Abbau von 3.000 der 30.000 Stellen schlug sich negativ nieder./das/tw |