"ROUNDUP: Infineon begräbt Hoffnungen auf Fusion - Umbau soll Probleme lösen
17:57 02.07.08
MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der neue Chef des Halbleiter-Konzerns Infineon (Profil) hat den Übernahme- und Fusionsspekulationen der vergangenen Monate eine Absage erteilt. Die allgegenwärtigen Probleme des Unternehmens will Peter Bauer stattdessen mit einer neuen Konzernstruktur und Produktionsverlagerungen ins Ausland lösen. "Es steht nicht zur Debatte, das Unternehmen zu verkaufen, zu mergen oder groß zuzukaufen", sagte er am Mittwoch in München vor Journalisten. "Der absoluten Größe wegen werden wir uns in kein Abenteuer stürzen."
Mit einer neuen Struktur will Bauer den Konzern stärker auf die Kunden ausrichten. Statt zwei gibt es künftig fünf Bereiche: Automobil, Industrieelektronik, Security (Chipkarten und Computersicherheit), Wireline (Datenchips) sowie Wireless (Handychips). Bislang waren Auto und Industrie sowie Kommunikation unter einem Dach vereint.
QUERELEN IM VORFELD
Der einstige Auto- und Industrie-Vorstand Bauer hatte das Amt erst vor einem Monat angetreten, nachdem Wolfgang Ziebart das Unternehmen nach Querelen über die Ausrichtung verlassen hatte. In dieser Zeit des Übergangs waren auch immer wieder Spekulationen aufgetaucht, Infineon könne mit seinem niederländischen Wettbewerber NXP oder dem US-Konkurrenten Freescale fusionieren. Analysten hatten ein solches Szenario aber als wenig erfolgversprechend abgetan. Daraufhin war der Kurs der Infineon-Aktie in den vergangenen Tagen kräftig unter Druck geraten und verlor bis zum Nachmittag in einem freundlichen Marktumfeld weitere 0,72 Prozent auf 4,815 Euro.
Der Konzernumbau soll nun einen dreistelligen Millionenbetrag einsparen helfen. Das Kostensenkungsprogramm sei aber noch nicht im Detail ausgearbeitet, sagte Bauer. Er schloss nicht aus, dass es auch zu einem Stellenabbau kommt. "Es gibt aber keine Absicht, im großen Stil Werke zu verlagern." Eine verstärkte Produktion in Asien, wo viele Kunden säßen, sei aber unabdingbar. Dabei will Bauer auch im größeren Maße auf Auftragsfertiger zurückgreifen.
MOBILFUNK UNTER BEOBACHTUNG
Bauer machte klar, dass er einstweilen am defizitären Geschäft mit Handychips festhalten will. "Wir wollen Wireless nicht verkaufen." Ziel sei es, zur Nummer drei im Mobilfunk-Markt aufzusteigen. Mittlerweile zähle Infineon alle Handyhersteller "mit Rang und Namen" zu seinen Kunden. Der Vorstandschef räumte aber ein: "Wir werden den nachhaltigen Ertrag von Com beobachten und hier auch keine Toleranz zeigen." Sein Ziel ist eine konzernweite operative Marge von 10 Prozent im Jahr 2009.
Von der Speicherchip-Tochter Qimonda will sich Bauer dagegen wie geplant alsbald verabschieden. "Wir wollen bis zur Hauptversammlung 2009 in die Minderheit kommen", bestätigte er die Planungen seine Vorgängers Ziebart. Sollte ein Teilverkauf des heute noch 77,5 Prozent großen Aktienpakets nicht gelingen, sollen die Qimonda-Anteile weiterhin als Dividende an die Infineon-Aktionäre ausgeschüttet werden. Eine weitere Abschreibung auf den Buchwert der Qimonda-Anteile wollte er nicht ausschließen; dies hatte den Konzern zweiten Geschäftsquartal 1 Milliarde Euro gekostet. Zu den Spekulationen, der japanische Qimonda-Partner Elpida könnte die Tochter kaufen, sagte Bauer: "Es gibt auch andere Möglichkeiten." ...
Sincerely,
Warren B. |