Frankfurt am Main - Das Qimonda-Management wäre wohl heilfroh, würde es Spielchips verkaufen dürfen oder Kartoffelchips. Aber es muss Speicherchips an den Mann bringen. Und mit denen lässt sich schwerlich Geld verdienen, seitdem die Preise eingebrochen sind. Deshalb gilt sparen, sparen, sparen.
Qimonda hat bereits die teure Entwicklung von Flash-Speicher etwa für Digitalkameras eingestellt. Auch soll jeder Zehnte der 13.500 Mitarbeiter gehen. Doch es reicht immer noch nicht angesichts der gigantischen Verluste. Alleine von Januar bis März machte das Unternehmen unterm Strich ein Minus von 482 Millionen Euro. Deshalb hat sich Qimonda in ein Bündnis mit dem japanischen Wettbewerber Elpida geflüchtet. Vorerst soll nur gemeinsam entwickelt werden, später vielleicht auch gemeinsam produziert.
Eine Aussage von Elpida-Chef Yukio Sakamoto zur Besiegelung der Allianz lässt dabei aufhorchen: Beide Unternehmen hätten den "Grundstein für eine engere Kooperation gelegt". Nicht erst seit diesem Satz spekulieren Börsianer über einen Einstieg der Japaner bei Qimonda. "Wir haben nie über einen Aktientausch oder den Kauf von Anteilen gesprochen", sagte Sakamoto nun der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. "Aber wird sind sehr offen für solche Gespräche."
Besonders Infineon dürfte die Haltung des Herrn aus Tokio gefallen. Denn der Mutterkonzern will seine Tochter lieber heute als morgen loswerden, sorgt sie doch Quartal für Quartal für böse Überraschungen. Zuletzt musste Infineon 1 Milliarde Euro auf seinen 77,5-Prozent-Anteil abschreiben, standen die Aktien doch zu höheren Kursen in den Büchern als es der Wirklichkeit entsprach. Hinzu kamen die hohen Verluste aus dem laufenden Geschäft.
"Qimonda muss weg", bringt ein Analyst die herrschende Meinung auf den Punkt. Das würde nicht nur die Infineon-Bilanz merklich aufhübschen. Es würde auch den Weg für eine Fusion Infineons mit einem Wettbewerber frei machen. Denn ohne einen starken Partner scheint eine Zukunft schwerlich möglich, verbrennt Infineon doch in seinem Kerngeschäft mit Steuerungschips für Autos, Industrieanwendungen und Handys ebenfalls regelmäßig Geld.
Der Name des niederländischen Rivalen NXP kursiert bereits seit Wochen. Mitreden über die Partnerwahl wird Infineon aber nicht können, davon ist ein Aktienhändler überzeugt: "Sie tun so, als wären sie an der Gestaltung der Halbleiter-Konsolidierung beteiligt. Da wackelt doch der Schwanz mit dem Hund." Mit großen Konkurrenten wie Samsung, Broadcom oder Hynix könnten die geschwächten Münchener nicht mithalten. "Ich frage mich, was am Schluss von Infineon übrig bleibt." Die Antwort gibt der Mann gleich selbst: "Sie sind dazu verdammt, filetiert zu werden."
Von Daniel Schnettler, dpa-AFX |